Der Sänger der ungarischen Rechtsrock-Band Kárpátia begrüßt "Großungarn" auf dem "Magyar Sziget"-Festival am Donau-Knie. Die Band macht in ihren Liedern den Friedensvertrag von Trianon zum Thema – 1920 verlor Ungarn zwei Drittel seines Territoriums an die Anrainerstaaten. Sänger János Petrás.
"An das Friedensdiktat von Trianon müssen wir erinnern. Denn es ist es das Symbol der Zerrissenheit des Landes. Wir hoffen, Trianon verschwindet, dafür kämpfen wir."
"Nem, Nem, Soha" – Nein, Nein, Niemals – singt Petrás. Das war das Motto der Horthy-Ära, der Zwischen-Kriegszeit. Der autoritäre Herrscher hatte sich mit Hitler verbündet, um die verlorenen Gebiete zurückzubekommen. Kárpátia und andere Rockbands in Ungarn stehen für eine nationalistische Subkultur, die auf Aufklebern, T-Shirts und mit Liedern fordert: Weg mit Trianon.
Zum Jahrestag der Unterzeichnung des Trianon-Vertrages im Juni 2010 fahren rechtsextreme Motorradfahrer von Ungarn nach Brüssel. Sie werden von der Jobbik-Abgeordneten Krisztina Morvai empfangen.
In einer Petition fordern die Motorradfahrer "Gerechtigkeit für Ungarn": Brüssel soll das sogenannte "Friedensdiktat" überprüfen und die Minderheitenrechte der ungarischen EU-Bürger in den Anrainerstaaten sichern
"Weg mit Trianon" rufen die Anhänger der rechtsextremen Partei Jobbik. Die Partei ist besonders aktiv in den Anrainer-Staaten, um für ihr Anliegen zu werben. Parteichef Gábor Vona:
"Nehmt diese Botschaft für die Auslands-Ungarn mit, egal, in welchem Land sie auch leben: Wir sind ihre wahren Unterstützer, auf uns können sie zählen."
Jobbik befindet sich in Konkurrenz zur Regierungspartei Fidesz: Auch sie unterstützt das Anliegen des nationalistischen Siebenbürger Geistlichen László Tökés: Autonomie für die Szekler.
Die Ungarn haben das gleiche Recht, wie andere glücklichere Nationen, die ihre Freiheit ausgerufen haben, sagt er.
2010 führte die ungarische Regierung einen nationalen Gedenktag am Jahrestag der Unterzeichnung des Trianon-Vertrages ein. Vor dem Parlament in Budapest weht statt der EU-Fahne die Fahne der Szekler, der ungarischen Minderheit in Siebenbürgen. In Rumänien wird das mit Argwohn betrachtet. Der rumänische Außenminister Titus Corlatean sagt.
"Das ungarische Parlament, dominiert von der erdrückenden Fidesz-Mehrheit und unterstützt von der extremistischen Jobbik-Partei – hat wichtige Gesetze verabschiedet, etwa das 'Gesetz des Nationalen Zusammenhalts', das sogenannte Trianon-Gesetz. Es stellt durch seinen Inhalt und die begleitende parlamentarische Debatte, die Friedensverträge von Versailles, das Friedenssystem als solches in Frage. Es enthält extrem gefährliche Äußerungen.
In dem Gesetz ist von "Friedensdiktat" und von nationaler Tragödie die Rede. Die Rechtsextreme Jobbik tritt offen für eine Revision des Trianon-Vertrages ein. Und die Regierung ? Betreibt sie eine Art Revisionismus light? Der Wiener Botschafter Ungarns – Vincze Szalay-Bobrovnicky, verneint das.
"Es ist keine Regierungspolitik, über Grenzen nachzudenken."
Aber: Die Regierung Orbán hat den Auslands-Ungarn Doppelpass und Wahlrecht gegeben. Mit viel Geld unterstützt sie Kultur- und Bildungseinrichtungen in den Anrainerstaaten. Und Feiern unter der rot-weiß-grünen Fahne am Trianon-Gedenktag – sogar ein kitschiges Lied gab sie in Auftrag, um den Zusammenhalt der Ungarn zu fördern: Über die Grenzen hinweg.