Hundert Meter. Sprinter brauchen dafür nur wenige Sekunden. Klimaforscher dagegen sind auch nach vielen Jahren noch nicht im Ziel.
"Wir würden gerne versuchen, ein klassisches standardmäßiges Klimamodell auf 100 Meter Auflösung zu betreiben. / Das ist eine der großen Herausforderungen."
Der Physiker Florian Rauser ist einer, der das Klima modelliert: am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Seine Modelle arbeiten mit dreidimensionalen Rechengittern, die aus unzähligen Boxen bestehen, bislang mit eineinhalb Kilometern Kantenlänge. ...
"So 'was wie 1,5x1,5x1,5 kann eigentlich jeder Wetterdienst der Welt rechnen."
Wolken und Niederschlag nicht berechenbar
Gleich nebenan liegt das Deutsche Klimarechenzentrum. Dort wird gerade Schritt für Schritt ein neuer Supercomputer installiert, der das besser hinkriegen soll: Auf hundert Meter will er runterkommen, in einem regionalen Klimamodell für Deutschland. Oder genauer: auf 100x100x100 Meter:
"Wir müssen in der Gitterweite runtergehen, damit wir überhaupt die einzelnen zum Beispiel Tiefdruckgebiet-Zugbahnen und so weiter richtig beschreiben können."
Heinke Schlünzen, Professorin für Meteorologie an der Universität Hamburg, verweist auf die große Schwäche aller Klimamodelle. Temperatur-Entwicklungen können sie ganz gut vorausberechnen. Wolken und Niederschlag aber rutschen ihnen durch. Die Prozesse sind zu kleinräumig.
"Wenn man sich überlegt: Eine Box, die 10x10x10 Kilometer lang ist, kann eben nicht viel wissen über die Wolken innerhalb dieser Box."
"Wenn man Niederschlagsmengen versucht zu vergleichen: Selbst in geringem Abstand hat man ganz leicht große Unterschiede in der Menge, im Auftreten eher nicht - dass es überhaupt regnet. Aber die Mengen, die können sehr, sehr verschieden sein über kurze Zeitskalen."
"Und die Hoffnung ist, dass wenn man die Auflösung stark verbessert und eben so weit runtergeht wie 100x100 Meter, dass man dann viele Prozesse direkter simulieren kann."
Kleinräumige Prozesse
Man könnte dann darauf verzichten, Wolken und Niederschlagsbildung zu parametrisieren, wie es heißt:
"Also, man hat sich Beobachtungen angeschaut. Und hat überlegt: Wenn in so einer Box es so warm oder so kalt und so viel Wind ist, dann regnet es wahrscheinlich so und so viel. Aber das ist natürlich nicht exakt. Das ist nicht das, was genau passiert."
Die Modellierer sprechen hier von einer "Grauzone", in der sie sich bewegen. Wie praktisch, dass Hamburg den neuen Supercomputer bekommt! Das ist die Chance, den Sprung über die Grauzone zu schaffen ... "dann brauchen wir diese Parametrisierungen gar nicht mehr," und bei hundert Metern ins Ziel zu kommen. Damit Klimamodelle endlich auch Wolken und Regenfälle realistisch abbilden und vertrauenswürdiger werden:
"Im Moment läuft das Modell auf 160 Metern, also noch nicht ganz auf den hundert Metern, aber schon sehr nahe dran. Das ist ganz neu."