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550. Todestag von Johannes Gutenberg
Erfinder des Buchdrucks und Erschaffer einer neuen Welt

Bleiguss, Tinte, Papier, Spindelpresse: Als der Buchdruck funktionierte, veränderte er die Welt. Durch die Erfindung von Johannes Gutenberg verbreiteten sich gedruckte Bücher und damit Wissen. Der Vater des Buchdrucks starb vor 550 Jahren in Mainz.

Von Ulrike Rückert |
    Ein altes Bild zeigt Johannes Gutenberg mit Johann Fust vor der ersten Druckerpresse (imago stock&people / Costa Leemage)
    Johannes Gutenberg hatte eine genial einfache Idee, zu deren Realisierung jahrelange Experimente und Tüfteleien nötig waren (imago stock&people / Costa Leemage)
    "Die Buchdruckerkunst ist ein Factor, von dem ein zweiter Theil der Welt- und Kunstgeschichte datirt, welcher von dem ersten ganz verschieden ist."
    So soll es Goethe gesagt haben. Der Buchdruck ist eine der bedeutendsten Erfindungen der Menschheit, doch über den Erfinder wissen wir sehr wenig. Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, wurde um das Jahr 1400 geboren und starb wahrscheinlich am 3. Februar 1468 – ganz sicher ist auch dieses Datum nicht. Er wuchs in Mainz als Sohn eines Patriziers und Kaufmanns auf, besuchte vermutlich eine Lateinschule und vielleicht eine Universität. 1434, eventuell schon früher, zog er nach Straßburg.
    "Eine Stadt, die erheblich kreativer war, wo mehr Volk wirklich aus den anderen Ländern dazugekommen ist. Straßburg hatte etwa 25.000 Einwohner, Mainz hatte 6.000 Einwohner. In diesem kreativen Klima hat er eine neue Tätigkeit für sich gesucht."
    Sagt der Medienhistoriker Stephan Füssel. In einer Zeit, in der Berufsstand und soziale Zugehörigkeit die Menschen definierten, wussten die Straßburger Johannes Gutenberg nicht einzuordnen: Mal wurde er zu den Patriziern gezählt, mal zu den Handwerkern, aber weder hier noch da als vollgültiges Mitglied. Welche Geschäfte er betrieb, ist ein Rätsel; bekannt ist nur, dass er einmal mit Partnern Pilgerabzeichen für eine große Wallfahrt produzierte und dass er mit diesen Partnern auch an einem geheimen Projekt arbeitete.
    "Also ich stell' mir den Johannes Gutenberg als einen - wenn Sie diesen Anachronismus gestatten - also als einen Selfmademan in einem Start-up-Unternehmen in einem kreativen Umfeld vor."
    1454 konnte er sein Meisterwerk präsentieren
    Bei dem Straßburger Geheimprojekt dürfte es sich um die Entwicklung seiner großen Erfindung gehandelt haben: den Buchdruck mit einzelnen Lettern aus Metall und mittels einer Presse. Dafür mussten etliche vorhandene Techniken, Werkzeuge und Materialien verändert, einiges neu erfunden und das Zusammenspiel aller Elemente optimiert werden.
    Erst Jahre später, als Gutenberg in seine Heimatstadt Mainz zurückgekehrt war, begann er mit dem Verkauf von ersten Druckerzeugnissen: lateinischen Grammatiken für den Schulunterricht. 1454 konnte er sein Meisterwerk präsentieren: die berühmte Gutenberg-Bibel.
    "Die Universitäten der Zeit, die haben sofort dieses neue Medium genutzt. Es sind tatsächlich reitende Boten belegt, die von der Sorbonne aus Paris nach Mainz gekommen sind innerhalb von zwei Jahren und haben gesagt, hier gibt es einen Benemontanus - also eine einfache lateinische Übersetzung von dem Gutenberg -, der hat etwas erfunden, was den universitären Arbeitsgang verbessern kann. Und sie dachten natürlich an die Grammatiken, an die Wörterbücher, an diese Texte."
    Gutenbergs Erfindung verbreitete sich rasant
    Das 15. Jahrhundert war die Epoche des Humanismus, eines neuen Bildungsideals. Die Gelehrtheit war nicht mehr in die Klöster eingeschlossen. Zahlreiche neue Universitäten wurden gegründet, auch die städtischen Eliten ließen ihre Söhne studieren. Gutenbergs Erfindung verbreitete sich in rasantem Tempo. Um 1500 gab es Druckereien von Stockholm bis Neapel, und der Jurist und Dichter Sebastian Brant frohlockte …
    "… daß man Bücher nunmehr leicht und in Fülle erhält. Früher Besitz der Reichen, kaum Königen einstmals erhältlich, sieht man im kleinsten Haus Bücher zur heutigen Zeit."
    Ohne den Buchdruck wäre vieles nicht möglich gewesen
    Nicht nur gelehrte Folianten konnten nun kostengünstig in großer Auflage hergestellt werden. Schon Gutenberg hatte auch mit astronomischen Kalendern, Broschüren mit medizinischen Ratschlägen und Merkgedichten gut verdient. Flugschriften trugen Nachrichten von besonderen Ereignissen in die Welt, später wurden daraus Zeitungen. Die Reformation wäre kaum so erfolgreich gewesen, hätten die Reformatoren ihre Schriften nicht so leicht verbreiten können. Die Aufklärung, die moderne Wissenschaft, eine öffentliche Meinungsbildung wären ohne den Buchdruck nicht möglich gewesen. Doch Mark Twain wies schon vor über hundert Jahren darauf hin, dass die Massenkommunikation auch dunkle Seiten hat:
    "Gutenbergs Errungenschaft schuf eine neue und wundervolle Welt und zur gleichen Zeit eine neue Hölle. Sie gab der Wahrheit Flügel und der Unwahrheit ein doppeltes Flügelpaar. Sie wurde der Begründer und Beschützer menschlicher Freiheit, und doch ermöglichte sie Despotismus, wo er zuvor nicht möglich war."