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Abschussquoten in Rumänien
Der Bär ist los

Im rumänischen Hermannstadt hat ein ausgewachsener Bär kürzlich für Aufregung gesorgt. Solcherart Berichte befeuern die Debatte, in der es um die Höhe der Abschussquoten geht. Zu niedrig, sagen Jäger. Tierschützer bemängeln dagegen, dass anstelle der verhaltensauffälligen Bären vor allem die besonders gewinnbringenden erlegt werden.

Von Ralf Borchard |
    Auf der Fahrt durch den Park lässt sich die Tierwelt des Parks beobachten: Elche, Karibous, Moorschneehühner, Dall-Schafe und Schwarz- und Braunbären.
    Von Angriffen durch Bären berichten in Rumänien z. B. Schäfer oder Landwirte und schüren damit die Angst der Einwohner. (Deutschlandradio / Nicole Markwald)
    Es war ein Mittwoch im Oktober, als in Hermannstadt der Bär los war. Um 5 Uhr 20 in der Früh war der erste Notruf bei der Polizei eingegangen – und tatsächlich: Ein ausgewachsener Bär turnte über Hausdächer, lief über Plätze und Straßen der 170.000-Einwohner-Stadt, bald verfolgt von einer aufgeregten Menschenmenge:
    "Er steigt vom Dach, er kommt runter", ruft ein Polizist den Schaulustigen zu. "Geht alle weg hier. Steigt in die Autos!"
    Nachdem Betäubungsgeschosse ihre Wirkung verfehlt haben, wird der Bär gegen 8 Uhr 30 in einem Innenhof mit scharfer Munition erschossen. Seitdem tobt in Rumänien wieder einmal ein Streit, wie mit den Bären, die aus den Karpaten immer wieder in Dörfer und Städte kommen, umzugehen ist. Die Tierschützerin Cristina Stark sagt, der sechs Jahre alte Bär von Hermannstadt sei exekutiert worden:
    "Ich bin empört über das Herumeiern der Behörden, ihre chaotische, verantwortungslose Vorgangsweise. Jedes gehetzte Tier wird auf diese Weise zu einem unberechenbaren Verhalten gebracht."
    Für die Tierschützerin sind nicht die Bären, sondern die Menschen das Problem:
    "Die Lebensräume der Bären werden zusehends von uns Menschen zerstört. Die Bären kommen auch deswegen aus dem Gebirge herunter in die Täler, weil dort oben massive Abholzungen stattfinden."
    Bär bricht Schäfer drei Rippen
    Eine Autostunde von Hermannstadt entfernt blockiert eine 800-köpfige Schafherde die Dorfstraße von Jina. Der Schäfer Culita Rapea kann seine eigenen Bärengeschichten erzählen:
    "Voriges Jahr hat mir der Bär drei Rippen gebrochen, es war oben im Gebirge. Er hat mich umgeworfen und mit seinem ganzen Gewicht auf meinen Brustkorb getreten. Ich bin nur mit dem Leben davongekommen, weil mein Gehilfe und die Hunde den Bären vertrieben haben. Es ist sehr schlimm mit den Bären.”
    Auch der Landwirt Ioan Tomoiaga berichtet am Dorfrand von Porumbacu de Jos von einem Bärenangriff, der ihn vor drei Jahren fast das Leben gekostet hätte:
    "Ich hörte ihn hinter mir, ganz nah, dann drehte ich mich um, in dem Moment richtete er sich auf, wie ein Mensch. Dann hat er mich am Kopf zu beißen versucht. Er hat zum Glück nur meinen Hut zwischen die Zähne gekriegt. Schließlich hat er sich in meinem Oberschenkel verbissen. Ich habe ihm mit der Rechten einen so starken Schlag auf die Nase versetzt, dass sie blutete. Schließlich wandte er sich um und machte sich davon."
    Abschussquoten möglicherweise gewinnbringend ausgenutzt
    Wie viele Bären genau es in Rumänien gibt, ist umstritten. 5.000, heißt es offiziell, 7.000, sagen manche Experten. Die Umweltorganisation WWF bezichtigt die Jäger, die genehmigten Abschussquoten zu nutzen, um besonders gewinnbringende Exemplare in freier Natur zu erlegen, nicht die verhaltensauffälligen Problembären, die in Dörfer und Städte kommen. Der Jäger Pompil Varga sieht das anders:
    "Das Problem ist die zu geringe Abschussquote, die bewilligt wird. Das ist der Grund, warum wir in den Jagdrevieren nicht das Gleichgewicht bewahren können. Und die Betroffenen bekommen auch nicht die entsprechenden Entschädigungen ausgezahlt."
    Solange selbst die Bestandszahlen der Bären umstritten bleiben, wird der Streit um die Abschussquoten weiter gehen. Und irgendwann, sagen die Leute in Hermannstadt, wird sich bestimmt der nächste Bär auch in ihr Stadtgebiet verirren.