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Affen bleiben unklonbar

Genetik. - Das Symbol des Klonzeitalters Dolly ist vor einigen Wochen gestorben. Aber das Klonen geht weiter. Nach Rindern, Mäusen, Schweinen, Ziegen, Katzen und so weiter, machen sich die Forscher nun auch an seltene Tierarten. Dass auch bereits Menschen geklont wurden, wie einige dubiose Forscher behaupten, erscheint der Fachwelt allerdings unwahrscheinlich, zumal es die Verwandten des Menschen immer noch nicht als Klone gibt. Warum kein Affe bislang geklont werden konnte, damit befasst sich heute ein Artikel in der Fachzeitschrift Nature.

    Von Michael Lange

    Immer wieder versuchte Gerald Schatten, Rhesusaffen zu klonen. Hunderte Male. Der Reproduktions-Experte von der Universität Pittsburgh entfernte stets zuerst das Erbgut aus Eizellen. Dann verpflanzte er den Zellkern einer ausgereiften Körperzelle oder einer Embryozelle in die die entkernte Eizelle. Dieser Zellkerntransfer sollte - wie beim Klonschaf Dolly - die Embryonalentwicklung in Gang bringen - also einen Klon erzeugen.

    Wie begannen mit dem Zellkerntransfer bei Rhesus-Affen, nachdem wir von Dolly erfahren hatten, und gehört hatten, dass auch andere Tierarten sich mit diesem Verfahren klonen lassen. Denn geklonte Affen, wären ein wichtiges Hilfsmittel für die medizinische Forschung. Die Experimente wären schneller und verlässlicher als mit genetisch unterschiedlichen Affen.

    Gerald Schatten änderte X-mal die Versuchsbedingungen, wählte immer wieder andere Zellen. Aber vergeblich.

    Sein Fazit: Das Klonen von Primaten ist mit den heutigen Methoden nahezu unmöglich. Immer wenn Gerald Schatten das Erbgut, die D.N.A., aus der Eizelle entfernte, war die Zelle nicht mehr in der Lage, einen funktionierenden Spindelapparat aufzubauen. Der Spindelapparat - das sind feine Fäden und winzige Eiweiß-Motoren, die die Chromosomen - die Einheiten des Erbguts - bei der Zellteilung auf die zwei neu entstehenden Zellen verteilen.

    Die Eizelle wird durch den Klonprozess regelrecht gelähmt. Sie ist nicht in der Lage, das Erbmaterial richtig zu verteilen. Am Anfang sieht alles unter dem Mikroskop noch ganz normal aus. Aber, wenn wir dann die Zellen untersuchen, finden wir einen Mischmasch von Chromosomen. Einige Zellen im Embryo haben viele Chromosomen, andere gar keine oder nur wenige.

    Ein solcher Embryo ist nicht lebensfähig. Damit er wachsen kann, braucht jede Zelle genau die richtige Anzahl von Chromosomen. Bei Schafen, Mäusen, Rindern und so weiter schafft es die kernlose Eizelle, das Erbgut richtig zu verteilen. Die notwendigen Eiweißmotoren befinden sich außerhalb des Zellkerns im Zellplasma. Das funktioniert bei Primaten nicht. Die Eizelle braucht Erbmaterial, um den Spindelapparat aufzubauen. Gerald Schatten probiert es deshalb zur Zeit mit einer neuen Methode. Er erforscht die Möglichkeit, gleichzeitig ein Spermium und einen Zellkern aus einer reifen Körperzelle in eine Eizelle zu bringen. Das wäre Befruchtung und Klonen in einem.

    Dann hat man eine Eizelle, mit allem drum und dran: mit Erbmaterial und den Eiweißmotoren zum Transport der Chromosomen. Außerdem ein richtiges Spermium, das die Eizelle befruchtet. Die Körperzelle kommt dann beim Klonen noch hinzu. Sie haben dann drei Zellkerne: einen von der Eizelle, einen vom Spermium und einen von einer Körperzelle.

    Wenn dann die Zellteilung richtig in Gang kommt, entfernt Gerald Schatten die Zellkerne von Eizelle und Spermium. Der Zellkern der Körperzelle soll dann allein das Kommando übernehmen - so seine Idee. Aber so weit ist es noch nicht. Vielleicht eignet sich das Verfahren auch nur, um Zellkulturen herzustellen. Stammzellen für die zukünftige Medizin. Das Klonen von Affen bleibt sehr kompliziert, so Schatten. Und das hat Folgen für das Klonen von Menschen.

    Das Klonen von Menschen ist unsicher, unethisch und sollte verboten sein.

    Und wenn einer wie Gerald Schatten das sagt, dann hat das Gewicht. Denn kaum einer kennt sich mit dem Klonen unserer Verwandten so gut aus, wie der Wissenschaftler aus Pittsburgh.