Eine Pressekonferenz heute Morgen in der deutschen Zentrale der Ahmadiyya-Gemeinschaft in Frankfurt am Main. Abdullah Wagishauser, der Vorsitzende der hierzulande rund 35.000 Mitglieder zählenden islamischen Religionsgemeinschaft, spricht davon, dass der SWR und der Spiegel "Sensationsberichterstattung" über Ahmadiyya betrieben hätten.
Die Medien hatten über Vorwürfe berichtet, die Ahmadiyya-Zentrale beute pakistanische Flüchtlinge systematisch aus. Und zwar indem sie sich Bescheinigungen teilweise hoch bezahlen lassen, die in Asylverfahren bei deutschen Behörden vorgelegt werden müssen. Ahmadiyya-Vorsitzender Abdullah Wagishauser wehrt sich gegen diesen Vorwurf:
"Diese Berichte sind geeignet, den guten Ruf der Ahmadiyya-Gemeinschaft schwer zu beschädigen, und sie treffen auch jedes einzelne Mitglied."
"Report Mainz" hatte über sogenannte "Bestätigungen religiösen Engagements" berichtet, die die Ahmadiyya-Gemeinschaft ausstellt. Damit kann ein Asylbewerber eine Anerkennung von deutschen Behörden erlangen. Beträge von bis zu 3.000 Euro seien von der Ahmadiyya-Zentrale in Frankfurt am Main für solche Bescheinigungen verlangt worden, heißt es im TV-Bericht:
"Behörden und Gerichte legen Wert darauf, was die Gemeinde bescheinigt. Dadurch hat die Gemeinde einen Druckhebel gegen ihre Mitglieder. Es wird nahegelegt, hohe Spenden zu leisten; wer das dann nicht oder nicht komplett zahlt, der bekommt meist eine negative Bescheinigung."
Ahmadiyya-Vorsitzender Abdullah Wagishauser wies diesen Vorwurf heute zurück. Gegen Ahmadiyya sei bisher noch nie im Zusammenhang mit kriminellen Machenschaften rund um Asylverfahren ermittelt worden. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Darmstadt vor einigen Jahren wegen möglicher illegaler Schleusung von Flüchtlingen aus Pakistan nach Deutschland hätten sich gegen Privatpersonen gerichtet und seien schließlich gegen eine Geldzahlung eingestellt worden, so Abdullah Wagishauser:
"Also es ist nie gegen die Ahmadiyya Muslim Jamaat ermittelt worden. Es hat dort Ermittlungen gegeben gegen vier Personen einer Familie, die im verwandtschaftlichen Kreis einigen Mitgliedern ihrer Familie geholfen haben beim Asylbegehren. Also da ist unterstützt worden, die hat man irgendwo abgeholt und hingebracht, aber da hat sich niemand bereichert."
"Die Spenden werden regelmäßig dort eingetrieben"
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg, das für die Asylverfahren zuständig ist, überprüft zurzeit die Vorwürfe gegen die Ahmadiyya-Gemeinschaft. Christoph Sander, Sprecher der Behörde:
"Die Vorwürfe, die gegen die Ahmadiyya-Gemeinde im Raum stehen, dass gezielte Schleusungen nach Deutschland durch die Glaubensgemeinschaft selbst stattfinden, für die später Spendengelder gezahlt werden. Ebenso der Vorwurf, dass Bescheinigungen zweifelhaften Wahrheitsgehalts ausgestellt würden."
Samina Khan ist Abgeordnete der Linkspartei im Kreistag von Offenbach und hat einen pakistanischen Hintergrund. Sie kritisiert, dass die Ahmadiyya-Gemeinschaft auch schon Gelder von pakistanischen Flüchtlingen nimmt, die noch in Asylbewerberunterkünften leben:
"Ich weiß von vielen Asylbewerberheimen auch hier im Kreis Offenbach, dass Ahmadiyya-Funktionäre regelmäßig dort hingehen und Geld eintreiben. Die Spenden werden regelmäßig dort eingetrieben, und Menschen, die ohnehin schon wenig haben – Asylbewerberleistungsgesetz – das sind keine hohen Summen, wenn die dann von dem noch abgeben müssen, dann grenzt das für mich schon an Menschenrechtsverletzungen."
Ahmadiyya-Vorsitzender Abdulla Wagishauser bestreitet nicht, dass man auch schon in den Flüchtlingsunterkünften aktiv werde. Doch Asylbewerber, die keinen normalen Mitgliedbeitrag von circa sechs Prozent des Nettoeinkommens leisten können, zahlen auf Antrag weniger, so Wagishauser:
"Und dann ist es eben auch so, dass sie an Veranstaltungen teilnehmen und dann werden sie sich auch mit Spendenbeiträgen mit engagieren. Das ist ein ganz normaler Vorgang der Integration in die Gemeinde."
Obwohl das Bundesamt für Migration die Vorwürfe gegen die Ahmadiyya-Gemeinschaft noch prüft – eine Konsequenz sei für die Entscheidungen in den Asylverfahren bereits gezogen worden, so Behördensprecher Christoph Sander:
"Wir haben unsere Entscheider dafür sensibilisiert, dass angesichts der Vorwürfe - unabhängig von den vorgelegten Bescheinigungen – die Verfolgungsgründe nochmal sorgfältiger geprüft werden."
Die bekannte SPD-Politikerin Lale Akgün forderte bereits im Fernsehbeitrag von "Report Mainz", dass sich die Behörden hierzulande künftig kritischer mit der Ahmadiyya-Gemeinde auseinandersetzen, die in Hessen an der Ausbildung von islamischen Religionslehrern für staatliche Schulen beteiligt ist.