Die Schreckensmeldungen aus Aleppo häufen sich: Das UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte in Genf teilte mit, Truppen des Assad-Regimes hätten laut Berichten mindestens 82 Zivilisten ermordet - auch Frauen und Kinder. Die Armeeeinheiten durchkämmten Wohnhäuser in den eroberten Gebieten und töteten die Menschen darin. Gefangenen drohe Folter. In Aleppo gebe es den "völligen Verlust jeglicher Menschlichkeit".
Die Nachrichtenagentur Associated Press hat versucht, sich die Berichte in Telefongesprächen mit Eingeschlosenen bestätigen zu lassen. Doch niemand, mit dem AP sprach, war Zeuge solcher Tötungen - die Befragten hörten davon lediglich durch Dritte. Allerdings bestätigen sie, das viele Leichen in den Straßen lägen, die nicht geborgen werden könnten.
Berichte über eingeschlossene Kinder unter Feuer
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen erhielt Berichte über bis zu 100 unbegleitete Minderjährige, die in einem unter Beschuss stehenden Gebäude eingeschlossen seien. Quelle ist ein ungenannter Arzt in Aleppo. Auch hier ist eine unabhängige Bestätigung bisher nicht möglich. UNO-Menschenrechtskommissar Zeid Raad al-Hussein warnte, Menschen in anderen von Rebellen gehaltenen Städten drohe ein ähnliches Schicksal wie jenen in Aleppo.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Francois Hollande äußerten sich bei einem Treffen in Berlin erschüttert über die Situation der Bevölkerung in Aleppo. "Die Lage ist desaströs, sie bricht einem das Herz", sagte Merkel. Hollande forderte die Einrichtung humanitärer Korridore, damit die Menschen Aleppo verlassen könnnten. Hier müssten die Türkei und Russland einbezogen werden.
"Wir sind das Gejammere der USA leid"
Moskau will von einer Waffenruhe allerdings weiterhin noch nichts hören. Außenminister Sergej Lawrow äußerte sich bei einem Besuch in Serbien drastisch: Man sei das ständige Gejammere der USA wegen einer Feuerpause leid. Er sagte, Russland werde einem Stopp der Kämpfe erst dann zustimmen, wenn Korridore für die Flüchtlinge fest vereinbart seien.
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Franziska Brantner forderte im Deutschlandfunk eine strafrechtliche Ahndung der Verbrechen an den Zivilisten: Es müsse ganz klar sein, dass diese später vor Gerichte gebracht würden. Es sei auch im deutschen Interesse, dass es hier keine Straffreiheit geben dürfe. Die Bundesrepublik müsse dazu beitragen, dass die Verbrechen dokumentiert und Zeugenaussagen aufgenommen würden.
(mg/ach)