"Ja, Sie sind noch richtig. Der Hof Dambach liegt auf diesem Weg. Immer geradeaus. Können Sie gar nicht verfehlen."
Der Mann der sich hier auskennt, fährt einen Pferdeschlitten. Gezogen von zwei Kaltblütern. Er hat gerade holländische Feriengäste vom Bahnhof abgeholt.
"Das ist wie im Märchen hier. Wie in dem Film mit Aschenputtel."
Der Pferdeschlitten entfernt sich. Die Suche nach dem Ferienbauernhof Dambach, ist zu einem wild romantischen Abenteuer geworden. Der letzte größere Ort liegt mittlerweile zehn Kilometer entfernt. Das Navigationsgerät ist schon längst keine Hilfe mehr:
"Bitte zur Straße voraus fahren. Bitte wenden. Wenden Sie jetzt."
Irgendwann geht es nur noch durch tief verschneite Wälder. Die Dämmerung setzt ein. Rehe stehen auf dem schneebedeckten Zufahrtsweg. Kurz bevor die Zweifel übermächtig werden – ob hier wirklich noch jemand wohnt - taucht der Giebel des alten Fachwerkhauses auf.
Am Hof Dambach, in der Nähe von Bad Berleburg, wohnen vier Generationen unter einem Dach. Der Urgroßvater ist der Hofbesitzer. Sein Sohn und die Schwiegertochter leiten den Betrieb. Der Enkel mit Ehefrau und Kindern hilft dabei. Zusammen sind sie acht Personen. Fast alle spielen ein Instrument. Der 89- jährige Georg Homrighausen genauso, wie sein neunjähriger Urenkel.
"Papa, wo sind die Noten? Ich kann das nicht ohne Noten."
Über die Weihnachtstage haben sich Feriengäste aus dem Ruhrgebiet auf dem Hof Dambach eingemietet. Auch sie haben sich auf dem Weg hierher verirrt.
"Wir haben trotz Navi mitten auf dem Berg gestanden."
Doch gerade diese Abgeschiedenheit wissen Besucher aus der Stadt zu schätzen, weiß der Hausherr Wilhelm Homrighausen:
"Die finden immer ganz toll, dass man hier nicht telefonieren kann. Denn die Handys funktionieren hier nicht."
Viele Kurzurlauber kommen jedes Jahr wieder. Die Gründe dafür hat Antje Alberts, aus Mühlheim an der Ruhr, schnell genannt:
"Es ist immer wie nach Hause kommen. Wie Familie irgendwie. Inzwischen kommen wir seit zehn Jahren."
Die Feriengäste sind in einem komfortabel eingerichteten, ehemaligen Backhaus untergebracht. Die Abende verbringt die Familie aus Mühlheim aber lieber im Hauptgebäude. Gemeinsam mit den Gastgebern.
Hier stellt sich raus: Computerspiele, simsen und twittern geraten sofort in Vergessenheit, wenn der 89-jährige Georg Homrighausen von den Spielen, seiner Kinderzeit erzählt. Das Walnüsse-Raten hat er bereits von seinem Urgroßvater gelernt. Mitmachen können beliebig viele. Einer ist immer der Sucher. Aber erst einmal müssen alle Mitspieler ihre Nüsse auf den Küchentisch legen.
"Der, der am Suchen war, musste sich unter den Tisch bücken. Und dann musste er hoch und sehen, welche ist angetippt."
""Der, der oben die Aufsicht hatte, hatte eine Nuss berührt und dann sollte man die suchen. Welche war's?"
Natürlich sind am Hof Dambach die neusten Errungenschaften der Technik längst angekommen. Wenn man von WLAN und Handyempfang absieht. Doch gerade das, hat auf Zivilisationsflüchtlinge eine magische Anziehungskraft. Viele Gäste kommen aber auch nur wegen der alten Traditionen, die es in Wittgenstein gibt. Zwischen Weihnachten und Neujahr treffen sich zum Beispiel alle Nachbarn. Im Gepäck: ihre beste Holzschüssel. Und dann wird das sogenannte "Rewweln" veranstaltet. Die Homrighausens haben Gäste, die immer wieder kommen. Nur um beim Rewweln mitzumachen. Seit 37 Jahren.
"Da freuen die sich in einem Jahr schon auf das nächste. Das ist immer ein Höhepunkt für alle. Rewwel ist dieses alte traditionelle Getränk, das mit Honigkuchen eingebrockt gelöffelt wird aus einer Schüssel."
"Das ist an sich ein uralter Brauch. Ein paar hundert Jahre wird der existieren. Da hat keiner verraten, was da alles rein kommt. Honig zum Beispiel und verschiedene Schnäpse gemischt und das ging dann rum in der Schüssel. Und sollte bezeugen: das alte Jahr läuft ab und Meinungsverschiedenheiten vom Vorjahr sind begraben."
"Das war der Sinn. Das alles an Streitigkeit vorbei war. Sonst isst man nicht gemeinsam aus der Schüssel, wenn man erbost ist."
Gelöffelt wird das geheime Honigkuchen-Getränk aus der Holz-Schüssel mit einem Holz-Löffel. Das Wittgensteiner Land ist eine der waldreichsten Regionen Deutschlands. Holz eine wichtige Einnahmequelle. Schnitzen und Drechseln liegt den Menschen hier im Blut. In Girkhausen – einem Ort, nur drei Waldkilometer vom Hof Dambach entfernt- gibt es immer noch Schüsseldreher.
Rolf Treude: "85 Haushalte haben vor 100 Jahren hier Schüsseln gedreht. Es gab 95 Häuser und 85 Drehbänke"
Heute ist Rolf Treude einer der letzten, der die Kunst des Holzschüssel-Drehens noch beherrscht. In der sogenannten Drehkoite in Girkhausen, können ihm Besucher dabei zuschauen. Die Gäste können hier auch beim Rewweln mitmachen oder ein Diplom als Löffelschnitzer erwerben:
"Das Löffeldiplom. Jedes Jahr, zwischen Weihnachten und Neujahr machen wir das. Da lernen Sie innerhalb eines halben Tages einen Löffel zu schnitzen."
Das Arbeiten mit Holz hat in Wittgenstein nie an Bedeutung verloren. Und darum steht auch bei den Kindern der Homrighausens eine Sache ganz oben auf der Liste der Weihnachtswünsche.
Jörg Homrighausen: "Bei den Weihnachtswünschen unserer Kinder ist auch wieder ein Schweizer Armeemesser dabei. Damit geschnitzt werden kann. Das sind heute immer noch ganz wichtige Sachen."
Jörg Homrighausen ist der Enkel des 89-jährigen Hofbesitzers. Er selbst hat drei Kinder. Als Jungbauer ist er dafür zuständig, dass rund um den Hof Dambach die Langlauf- Loipen immer frisch gespurt sind. Während er mit seinem neuen Schneemobil los fährt, geht sein Vater Wilhelm, in den Stall und versorgt Kühe und Pferde. Der 89-jährige Seniorbauer bleibt mit seiner Schwiegertochter, den Kindern und den Urlaubsgästen im Haus. Sie sitzen im Kerzenschein zusammen und pflegen eine der wohl schönsten Traditionen: Das Vorlesen.
Luise Homrighausen: "Bestimmt ist Felix jetzt schon auf großer Fahrt mit dem Nikolaus in Richtung Nordpol. Und für Sofie steht fest: wer auf den Dächern herumreiten kann, der kann auch einem kleinem Hasen den Weg zum Weihnachtsmann zeigen."
Der Mann der sich hier auskennt, fährt einen Pferdeschlitten. Gezogen von zwei Kaltblütern. Er hat gerade holländische Feriengäste vom Bahnhof abgeholt.
"Das ist wie im Märchen hier. Wie in dem Film mit Aschenputtel."
Der Pferdeschlitten entfernt sich. Die Suche nach dem Ferienbauernhof Dambach, ist zu einem wild romantischen Abenteuer geworden. Der letzte größere Ort liegt mittlerweile zehn Kilometer entfernt. Das Navigationsgerät ist schon längst keine Hilfe mehr:
"Bitte zur Straße voraus fahren. Bitte wenden. Wenden Sie jetzt."
Irgendwann geht es nur noch durch tief verschneite Wälder. Die Dämmerung setzt ein. Rehe stehen auf dem schneebedeckten Zufahrtsweg. Kurz bevor die Zweifel übermächtig werden – ob hier wirklich noch jemand wohnt - taucht der Giebel des alten Fachwerkhauses auf.
Am Hof Dambach, in der Nähe von Bad Berleburg, wohnen vier Generationen unter einem Dach. Der Urgroßvater ist der Hofbesitzer. Sein Sohn und die Schwiegertochter leiten den Betrieb. Der Enkel mit Ehefrau und Kindern hilft dabei. Zusammen sind sie acht Personen. Fast alle spielen ein Instrument. Der 89- jährige Georg Homrighausen genauso, wie sein neunjähriger Urenkel.
"Papa, wo sind die Noten? Ich kann das nicht ohne Noten."
Über die Weihnachtstage haben sich Feriengäste aus dem Ruhrgebiet auf dem Hof Dambach eingemietet. Auch sie haben sich auf dem Weg hierher verirrt.
"Wir haben trotz Navi mitten auf dem Berg gestanden."
Doch gerade diese Abgeschiedenheit wissen Besucher aus der Stadt zu schätzen, weiß der Hausherr Wilhelm Homrighausen:
"Die finden immer ganz toll, dass man hier nicht telefonieren kann. Denn die Handys funktionieren hier nicht."
Viele Kurzurlauber kommen jedes Jahr wieder. Die Gründe dafür hat Antje Alberts, aus Mühlheim an der Ruhr, schnell genannt:
"Es ist immer wie nach Hause kommen. Wie Familie irgendwie. Inzwischen kommen wir seit zehn Jahren."
Die Feriengäste sind in einem komfortabel eingerichteten, ehemaligen Backhaus untergebracht. Die Abende verbringt die Familie aus Mühlheim aber lieber im Hauptgebäude. Gemeinsam mit den Gastgebern.
Hier stellt sich raus: Computerspiele, simsen und twittern geraten sofort in Vergessenheit, wenn der 89-jährige Georg Homrighausen von den Spielen, seiner Kinderzeit erzählt. Das Walnüsse-Raten hat er bereits von seinem Urgroßvater gelernt. Mitmachen können beliebig viele. Einer ist immer der Sucher. Aber erst einmal müssen alle Mitspieler ihre Nüsse auf den Küchentisch legen.
"Der, der am Suchen war, musste sich unter den Tisch bücken. Und dann musste er hoch und sehen, welche ist angetippt."
""Der, der oben die Aufsicht hatte, hatte eine Nuss berührt und dann sollte man die suchen. Welche war's?"
Natürlich sind am Hof Dambach die neusten Errungenschaften der Technik längst angekommen. Wenn man von WLAN und Handyempfang absieht. Doch gerade das, hat auf Zivilisationsflüchtlinge eine magische Anziehungskraft. Viele Gäste kommen aber auch nur wegen der alten Traditionen, die es in Wittgenstein gibt. Zwischen Weihnachten und Neujahr treffen sich zum Beispiel alle Nachbarn. Im Gepäck: ihre beste Holzschüssel. Und dann wird das sogenannte "Rewweln" veranstaltet. Die Homrighausens haben Gäste, die immer wieder kommen. Nur um beim Rewweln mitzumachen. Seit 37 Jahren.
"Da freuen die sich in einem Jahr schon auf das nächste. Das ist immer ein Höhepunkt für alle. Rewwel ist dieses alte traditionelle Getränk, das mit Honigkuchen eingebrockt gelöffelt wird aus einer Schüssel."
"Das ist an sich ein uralter Brauch. Ein paar hundert Jahre wird der existieren. Da hat keiner verraten, was da alles rein kommt. Honig zum Beispiel und verschiedene Schnäpse gemischt und das ging dann rum in der Schüssel. Und sollte bezeugen: das alte Jahr läuft ab und Meinungsverschiedenheiten vom Vorjahr sind begraben."
"Das war der Sinn. Das alles an Streitigkeit vorbei war. Sonst isst man nicht gemeinsam aus der Schüssel, wenn man erbost ist."
Gelöffelt wird das geheime Honigkuchen-Getränk aus der Holz-Schüssel mit einem Holz-Löffel. Das Wittgensteiner Land ist eine der waldreichsten Regionen Deutschlands. Holz eine wichtige Einnahmequelle. Schnitzen und Drechseln liegt den Menschen hier im Blut. In Girkhausen – einem Ort, nur drei Waldkilometer vom Hof Dambach entfernt- gibt es immer noch Schüsseldreher.
Rolf Treude: "85 Haushalte haben vor 100 Jahren hier Schüsseln gedreht. Es gab 95 Häuser und 85 Drehbänke"
Heute ist Rolf Treude einer der letzten, der die Kunst des Holzschüssel-Drehens noch beherrscht. In der sogenannten Drehkoite in Girkhausen, können ihm Besucher dabei zuschauen. Die Gäste können hier auch beim Rewweln mitmachen oder ein Diplom als Löffelschnitzer erwerben:
"Das Löffeldiplom. Jedes Jahr, zwischen Weihnachten und Neujahr machen wir das. Da lernen Sie innerhalb eines halben Tages einen Löffel zu schnitzen."
Das Arbeiten mit Holz hat in Wittgenstein nie an Bedeutung verloren. Und darum steht auch bei den Kindern der Homrighausens eine Sache ganz oben auf der Liste der Weihnachtswünsche.
Jörg Homrighausen: "Bei den Weihnachtswünschen unserer Kinder ist auch wieder ein Schweizer Armeemesser dabei. Damit geschnitzt werden kann. Das sind heute immer noch ganz wichtige Sachen."
Jörg Homrighausen ist der Enkel des 89-jährigen Hofbesitzers. Er selbst hat drei Kinder. Als Jungbauer ist er dafür zuständig, dass rund um den Hof Dambach die Langlauf- Loipen immer frisch gespurt sind. Während er mit seinem neuen Schneemobil los fährt, geht sein Vater Wilhelm, in den Stall und versorgt Kühe und Pferde. Der 89-jährige Seniorbauer bleibt mit seiner Schwiegertochter, den Kindern und den Urlaubsgästen im Haus. Sie sitzen im Kerzenschein zusammen und pflegen eine der wohl schönsten Traditionen: Das Vorlesen.
Luise Homrighausen: "Bestimmt ist Felix jetzt schon auf großer Fahrt mit dem Nikolaus in Richtung Nordpol. Und für Sofie steht fest: wer auf den Dächern herumreiten kann, der kann auch einem kleinem Hasen den Weg zum Weihnachtsmann zeigen."