"An unserem Fluss", das ist die Geschichte der 15-jährigen Lucia, die auf der Suche nach Wasser den gleichaltrigen Sipho trifft. Er gehört zu den Anderen, den Feinden, den Konkurrenten im Kampf ums tägliche, überlebenswichtige Nass. Zentraler Handlungsort ist ein fast ausgetrocknetes Flussbett, nur manchmal wird ein schütteres Rinnsal erkennbar. Hinter den Jugendlichen stehen übermächtige Clans und dahinter zieht eine sehr merkwürdige Figur namens Big Uncle die Fäden. Big Uncle verspricht beiden Lagern Hilfe und spielt sie damit gegeneinander aus.
Lucia und Sipho belauschen den bösen Onkel und schließen sich nach vorübergehendem Schweigen zusammen, um, wie es im Programmheft heißt, "für eine friedvolle Zukunft zu kämpfen". Wie die aussehen soll, bleibt völlig unklar. Weitere, zum Teil undeutlich handelnde Personen verwirren die Sache zudem noch. Regisseurin Corinna Tetzel zeigt das Geschehen in einem recht simplen Bühnenbild, mit besagtem Flussbett in der Mitte sowie Mauern und Wandteilen an den Seiten.
Elegant, lehrstückhaft, auch banal
Tetzel bemüht sich redlich, manch Holzschnittartiges im Libretto zu überspielen. Lior Navok agiert als sein eigener Textdichter und das Ergebnis ist leider ziemlich problematisch. Die Sprache wirkt oft wenig elegant, lehrstückhaft, auch banal. Navoks Musik hingegen bietet immer wieder schöne Momente, gern hört man den luftig gewobenen Akkorden von Klavier, Celesta oder Vibrafon zu. Allein, wirklich zielführend wirkt hier wenig. Navok addiert Effekt an Effekt, rettet sich bei dichterer Orchesterbesetzung gern in schaumige Klangbäder oder setzt auf minimalistische Strukturen. Am enttäuschendsten ist die Gestaltung der Gesangsstimmen. Teilweise wird schlicht deklamiert, dann wieder ziemlich prätentiös verziert.
Emotional und vokal perfekt
Das Frankfurter Ensemble bewältigte die ihm gestellten Aufgaben tapfer. Kateryna Kaspers Lucia und Michael Porters Sipho harmonierten emotional und vokal perfekt. Daniel Schmutzhard gab Lucias Großvater mit sattem Bariton, Alfred Reiter überzeugte als Sipho nicht sehr wohl gesinntem Clanchef. Sebastian Zierer dirigierte das Frankfurter Opern- und Museumsorchester emphatisch und klar, man merkte ihm an, dass er Navoks Klangwelten als wirkliche Herzenssache empfand.
Insgesamt bleibt der Abend jedoch eine herbe Enttäuschung. Um wie viel konziser, intelligenter, sprachmächtiger sind etwa David Grossmans Bücher zum Nahostkonflikt, um wie viel anspruchsvoller und eigenständiger die Werke der israelischen Komponistin Chaya Czernowin.