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Anschlag in Kabul
Taliban zünden Bombe mitten im Stadtzentrum

Schon wieder ist es den radikalislamischen Taliban gelungen, ins Stadtzentrum von Kabul einzudringen und dort einen schweren Anschlag zu verüben. Es ist bereits der dritte seit Jahresbeginn. Die Sicherheitslage habe sich in ganz Afghanistan verschlechtert, so die Einschätzung der internationalen Streitkräfte.

Von Jürgen Webermann |
    Der Ort des Anschlags vom 27. Januar in der Hähe des Sidarat-Platzes in Kabul. Mindestens 17 Menschen wurden getötet und 110 verletzt.
    Der Ort des Anschlags vom 27. Januar in der Hähe des Sidarat-Platzes in Kabul. (imago / Xinhua)
    Es war gegen 13 Uhr Ortszeit, als ein oder mehrere Extremisten einen mit Sprengstoff beladenen Krankenwagen ins Stadtzentrum von Kabul steuerten. Die Gegend ist eigentlich schwer gesichert. Zudem hatte es in den vergangenen Tagen Warnungen vor einem Anschlag im Stadtzentrum gegeben. Den Tätern gelang es dennoch, einen der Kontrollpunkte zu passieren. Nach Angaben des afghanischen Innenministeriums hätten die Sicherheitskräfte an einem zweiten Kontrollpunkt die Gefahr erkannt, allerdings zu spät. Anwohner sprechen von einer gewaltigen Explosion, so auch dieser Ladenbesitzer, der unter Schock steht.
    "Die Druckwelle war enorm. Alle Fensterscheiben meines Ladens sind zerstört. Ich selber wurde danach bewusstlos. Ich weiß nicht, was dann passiert ist."
    Eine große Rauchwolke stieg über dem Anschlagsort auf. Gebäude im Umkreis von mehreren hundert Metern wurden beschädigt. In der Nähe des Anschlagsortes befinden sich Geschäfte, Restaurants, Gästehäuser, Ministerien sowie ausländische Botschaften, darunter die Vertretungen Indiens, Schwedens und der Europäischen Union. Ob es auch dort Schäden oder Opfer gegeben hat, ist bisher nicht bekannt.
    Dritter großer Zwischenfall in Kabul seit Jahresbeginn
    Passanten und Helfer brachten viele Verletzte ins Emergency-Krankenhaus, das von einer italienischen Organisation betrieben wird und auf schwere Notfälle spezialisiert ist. Mindestens 70 Verletzte wurden dort eingeliefert. Der Leiter der Klinik sprach von einem Massaker.
    Der Anschlag ist der dritte große Zwischenfall in Kabul seit Jahresbeginn. Anfang Januar starben bei zwei Bombenexplosionen mindestens 25 Menschen. Vor einer Woche griffen Extremisten ein bekanntes Hotel an und lieferten sich 17 Stunden lang Gefechte mit den Sicherheitskräften. Mindestens 40 Menschen wurden getötet, darunter auch eine deutsche Entwicklungshelferin. Am Mittwoch attackierten mehrere Extremisten ein Gebäude der Hilfsorganisation Save the Children in Dschalalabad in Ostafghanistan.
    Die Sicherheitslage hat sich im ganzen Land weiter verschlechtert, der Kommandeur der internationalen Streitkräfte in Afghanistan, der US-General Nicholson, sagte jüngst, Afghanistan sei ein Land im Krieg und die Hauptstadt Kabul werde von einem entschlossenen Feind angegriffen. Ähnlich schätzen die Vereinten Nationen die derzeitige Lage ein. Zum heutigen Anschlag bekannten sich die Taliban. Die Extremisten befinden sich in mehreren Provinzen Afghanistans in der Offensive.