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Anti-Terror-Einsatz
Belgische Regierung erwägt Armee-Einsatz

Bei den Razzien in Belgien gegen mutmaßliche Islamisten hat die Polizei 13 Verdächtige festgenommen. Wie die Staatsanwaltschaft erklärte, habe man im ostbelgischen Verviers Maschinengewehre und Polizeiuniformen sichergestellt. Die belgische Regierung erwägt nun den Einsatz der Armee.

    Ein Polizist bewacht in Verviers die Straße, in der bei einem Anti-Terror-Einsatz zwei Verdächtige getötet wurden.
    In Belgien hat es seit gestern Abend rund ein Dutzend Razzien gegen mutmaßliche Islamisten gegeben. (afp / Belga)
    Es war einer der größten Anti-Terror-Einsätze der belgischen Polizei überhaupt. Er richtete sich gegen eine Gruppe von Verdächtigen, die hauptsächlich Anschläge auf belgische Polizeireviere geplant haben sollen. Die Ermittler gehen davon aus, mit ihrem Einsatz einen "großen Anschlag" verhindert zu haben.
    Neben den Funden in der Stadt Verviers haben die Ermittler auch in anderen Orten Gegenstände sichergestellt - darunter gefälschte Ausweise, Geld, Pistolen und Sprengstoff. Alle festgenommenen Personen seien belgische Staatsbürger, so die Polizei. Insgesamt gab es rund ein Dutzend Razzien in Belgien.
    Verdächtige offenbar Syrien-Rückkehrer
    Der Einsatz gegen die Gruppe hatte am Donnerstagabend begonnen. In Verviers kam es dabei zu einer Schießerei zwischen der Polizei und drei Verdächtigen. Zwei mutmaßliche Islamisten wurden dabei getötet - ihre Identität wird derzeit noch geklärt. Der dritte Verdächtige wurde festgenommen.
    Einige Mitglieder der mutmaßlichen Terrorzelle sollen in der Vergangenheit im syrischen Bürgerkrieg gekämpft haben. Nach Angaben der belgischen Behörden sind mittlerweile rund 100 solcher Kämpfer aus Syrien zurückgekehrt.
    Die belgische Polizei hat bei ihrem Anti-Terror-Einsatz 13 Menschen festgenommen.
    Die belgische Polizei hat bei ihrem Anti-Terror-Einsatz 13 Menschen festgenommen. (picture alliance / dpa-Grafik)
    Als Reaktion auf den Anti-Terror-Einsatz der belgischen Polizei bleiben heute die jüdischen Schulen in Antwerpen und Brüssel geschlossen. Dazu hätten sich Verantwortliche der jüdischen Gemeinde entschlossen, weil die Einrichtungen ebenfalls potenzielle Anschlagsziele seien, hieß es in einem Medienbericht.
    Belgische Regierung prüft strengere Gesetze
    Die Behörden riefen zudem die zweithöchste Terrorwarnstufe für öffentliche Gebäude und Polizeieinrichtungen aus. Die belgische Regierung berät zudem über schärfere Sicherheitsmaßnahmen. Die Regierung in Belgien ist offenbar bereit, das Militär einzusetzen. Die Armee könne den Grad der Sicherheit verbessern, erklärte der belgische Ministerpräsident Charles Michel nach Beratungen mit Kabinettsmitgliedern in Brüssel. Vereinbart wurden die Einrichtung spezieller Bereiche in Gefängnissen, um inhaftierte Extremisten zu isolieren.
    Die belgische Regierung sieht ihre Politik aber grundsätzlich durch den Polizeieinsatz bestätigt. Er zeige die Entschlossenheit, mit der man gegen Gefährder vorgehe. Wer Terror verbreiten wolle, müsse bekämpft werden, sagte ein Sprecher von Regierungschef Charles Michel. Die Anti-Terror-Aktion soll schon seit Monaten vorbereitet worden sein, berichtet unsere Korrespondentin Annette Riedel. Sie sei aber möglicherweise wegen des Anschlags von Paris vorgezogen worden.
    (pr/swe)