Das Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven hat mehr als 100.000 Objekte zu bieten. In der Ausstellung können Besucher sich vom Einbaum bis zum Dieselmotor alles ansehen, was sich in den letzten Jahrhunderten auf Süß- und Salzwasser bewegt hat. Fast alles. Zwei 300 Jahre alte Weserlastkähne wird man hier nicht finden.
Leider, meint Dieter Bischop, der die Kähne 2007 aus dem Wesermatsch nahe der Bremer Innenstadt mit ausgegraben hat. Wenn er sich Bilder von damals ansieht, ist er noch immer ganz verzaubert und beim Erzählen kaum zu stoppen:
"Das ist für einen Archäologen schon immer was Besonderes, ein Schiff auszugraben, das passiert mir bestimmt nicht mehr sehr oft, weil die, die noch erhalten sind, die sind alle in großer Tiefe. Und wann kommen wir schon in Ufernähe in so eine große Tiefe hinab. Wenn wir dann noch die Takelage oder teilweise Ausrüstungsgegenstände der Mannschaft finden können, dann ist das wie so ein Zeitfenster genau auf diese Epoche, als das Schiff unterging. Und die Geschichte dieser Fluss-Schifffahrt, die ist eben gerade für diese frühe Zeit vollkommen unbekannt. Deshalb ist man eben auf solche Originalfunde, wie sie eben extrem selten gefunden werden, angewiesen."
"Das ist für einen Archäologen schon immer was Besonderes, ein Schiff auszugraben, das passiert mir bestimmt nicht mehr sehr oft, weil die, die noch erhalten sind, die sind alle in großer Tiefe. Und wann kommen wir schon in Ufernähe in so eine große Tiefe hinab. Wenn wir dann noch die Takelage oder teilweise Ausrüstungsgegenstände der Mannschaft finden können, dann ist das wie so ein Zeitfenster genau auf diese Epoche, als das Schiff unterging. Und die Geschichte dieser Fluss-Schifffahrt, die ist eben gerade für diese frühe Zeit vollkommen unbekannt. Deshalb ist man eben auf solche Originalfunde, wie sie eben extrem selten gefunden werden, angewiesen."
Zwischengelagert in Wassertanks
Statt im Museum liegen die Weserlastkähne in der Restaurierungshalle hinter dem Deutschen Schifffahrtsmuseum. Genauer gesagt: in einem blechverkleideten Flachbau, für den zum Beispiel die geschäftsführende Direktorin Sunhild Kleingärtner die passenden Schlüssel hat.
Oder noch genauer gesagt: "Die Schiffe sind in diesen blauen Containern, in Stahlwannen, die darunter sich befinden. Und diese Schiffe müssen, weil sie aus Holz sind, in Wasser eingelagert sein, damit die Poren nicht austrocken und sich das Holz dadurch verformt."
Wie wir sehen, sehen wir nichts. Denn die Wasserwannen und Container sind mit Styroporplatten abgedeckt.
Oder noch genauer gesagt: "Die Schiffe sind in diesen blauen Containern, in Stahlwannen, die darunter sich befinden. Und diese Schiffe müssen, weil sie aus Holz sind, in Wasser eingelagert sein, damit die Poren nicht austrocken und sich das Holz dadurch verformt."
Wie wir sehen, sehen wir nichts. Denn die Wasserwannen und Container sind mit Styroporplatten abgedeckt.
Für die Restaurierung fehlen Zeit und Geld
Kleingärnter: "Man kann hier mal in dieses kleine Guckloch mal reingucken und man sieht, wie das Holz da eingelagert ist und man sieht auch die Folie. Und zwar hat man die Kähne nicht als Ganzes da reingebracht, sondern schon im Zuge der Bergung in Abschnitte eingeteilt, um das überhaupt transportieren zu können. Das heißt: Würde man die jetzt wieder aufbauen wollen, müsste man das erstmal wieder alles zusammenpuzzeln."
Das Deutsche Schifffahrtsmuseum ist dafür die falsche Adresse. Zwar hat es besondere Expertise im Bereich der Nassholz-Konservierung, gleichzeitig ist es aber auch eine Forschungseinrichtung der Leibniz-Gesellschaft. Und die hat dem Museum zu einer Neuausrichtung geraten. Das heißt:
Kleingärtner: "Wir wollen unsere Ausstellung grundsätzlich umgestalten unter dem Stichwort 'Mensch und Meer' und müssen unter 100.000 Objekten eine Auswahl treffen. Und da werden die Weserlastkähne nicht dabei sein, unter anderem deshalb, weil es jetzt sehr viel Zeit, Kraft, Finanzaufwand bedürfte, diese Schiffe wieder zusammenzusetzen. Und da fehlt uns im Moment einfach der Platz und die Möglichkeit, das alles zu bewerkstelligen."
Das Deutsche Schifffahrtsmuseum ist dafür die falsche Adresse. Zwar hat es besondere Expertise im Bereich der Nassholz-Konservierung, gleichzeitig ist es aber auch eine Forschungseinrichtung der Leibniz-Gesellschaft. Und die hat dem Museum zu einer Neuausrichtung geraten. Das heißt:
Kleingärtner: "Wir wollen unsere Ausstellung grundsätzlich umgestalten unter dem Stichwort 'Mensch und Meer' und müssen unter 100.000 Objekten eine Auswahl treffen. Und da werden die Weserlastkähne nicht dabei sein, unter anderem deshalb, weil es jetzt sehr viel Zeit, Kraft, Finanzaufwand bedürfte, diese Schiffe wieder zusammenzusetzen. Und da fehlt uns im Moment einfach der Platz und die Möglichkeit, das alles zu bewerkstelligen."
"Wiederbeerdigung" statt Restaurierung
Außerdem ist das DSM kein Landesmuseum. Die Erhaltungspflicht für Funde in Bremer Böden liegt beim Amt für Landesarchäologie mit Sitz in Bremen.
Neue Ansprechpartnerin, aber dieselbe Antwort: Auch hier gibt es kein Geld für eine kostspielige Restaurierung, sagt die Leiterin Uta Halle. Stattdessen plant sie ein sogenanntes Reburial-Verfahren, eine "Wiederbeerdigung" der Weserlastkähne.
Halle: "Wir kommen damit unserer wissenschaftlichen Verantwortung nach, die wir haben für diese Objekte und bringen sie an einen Ort, wo sie nicht weiter zerfallen und wo man sie gegebenenfalls auch wieder bergen kann und dann einer Konservierung unterziehen kann. Wenn man das in zehn Jahren möchte - es ein neues Verfahren vielleicht gibt und sie da wieder abholen und sagen: Jetzt machen wir das."
Das verstehen nicht alle Bremerinnen und Bremer. Uta Halle und ihr Kollege Dieter Bischop haben wütende E-Mails bekommen: Die Landesarchäologie zerstöre Kulturgut. Man werfe weg, was vor Jahren für teuer Geld ausgegraben wurde.
Jetzt geht es erst einmal darum, ein geeignetes sogenanntes feuchtes Milieu zu finden für die Weserlastkähne, die vor 300 Jahren Sandstein, Glas und Keramik in die Hansestadt brachten. Vermutlich werden sie ins niedersächsische Erdreich gebettet. Wo genau bleibt aber geheim.
Halle: "Wir kommen damit unserer wissenschaftlichen Verantwortung nach, die wir haben für diese Objekte und bringen sie an einen Ort, wo sie nicht weiter zerfallen und wo man sie gegebenenfalls auch wieder bergen kann und dann einer Konservierung unterziehen kann. Wenn man das in zehn Jahren möchte - es ein neues Verfahren vielleicht gibt und sie da wieder abholen und sagen: Jetzt machen wir das."
Das verstehen nicht alle Bremerinnen und Bremer. Uta Halle und ihr Kollege Dieter Bischop haben wütende E-Mails bekommen: Die Landesarchäologie zerstöre Kulturgut. Man werfe weg, was vor Jahren für teuer Geld ausgegraben wurde.
Jetzt geht es erst einmal darum, ein geeignetes sogenanntes feuchtes Milieu zu finden für die Weserlastkähne, die vor 300 Jahren Sandstein, Glas und Keramik in die Hansestadt brachten. Vermutlich werden sie ins niedersächsische Erdreich gebettet. Wo genau bleibt aber geheim.