Die zunehmende russische Militärpräsenz im Nordpolarmeer verstärkt den Wettlauf der Anrainerstaaten um die Gebietsansprüche auf den Nordpol.
Zuletzt hatte Dänemark offiziell seine Ansprüche geltend gemacht. Im Dezember vergangenen Jahres reichte der dänische Außenminister Martin Lidegaard bei den Vereinten Nationen ein entsprechendes Schreiben ein:
"Das machen wir natürlich, weil wir Dänemarks Stimme in der Welt stärken wollen. Das ist ein riesiges Gebiet, das für die Welt zugänglich sein wird, wenn das Eis in den kommenden Jahren schmilzt. Wir möchten gerne Einfluss darauf nehmen, wie dann die Regeln für die Transportwege im Nordpolarmeer aussehen werden, wie wir die Umwelt und das Klima schützen können. Und natürlich erheben wir Ansprüche auf die Ressourcen, sollte es dort welche geben."
Unter dem arktischen Eis werden neben anderen Bodenschätzen Milliarden Kubikmeter an Öl- und Gasvorkommen vermutet.
Russland hat bereits eine symbolische Flagge aufgestellt
Die fünf Anrainerstaaten Russland, die USA und Kanada, sowie Norwegen und Dänemark haben sich im Jahr 2008 darauf verständigt, die internationale Seerechtskonvention für die Nutzung der Arktis zugrundezulegen. Danach darf jedes Land das Gebiet bis zu 200 Seemeilen vor seiner Küste nutzen. Dänemark versucht seit Jahren wissenschaftliche Nachweise zu erbringen, dass das zum dänischen Königreich gehörende Grönland geologisch mit dem sogenannten Lomonossow-Rücken verbunden ist, der Landmasse direkt unter dem Nordpol. Unter das ewige Eis konnten die Wissenschaftler jedoch bislang noch nicht vordringen.
Doch ewig hält das Eis in der Arktis nicht mehr. Angesichts des Klimawandels ist die sogenannte Nordpassage inzwischen für einige Zeit im Sommer frei. Und sogar im Winter wird die Eisfläche um den Nordpol immer kleiner. Nach US-Angaben erreichte sie in diesem Jahr nur 14,5 Millionen Quadratkilometer, eine Million Quadratkilometer weniger als im Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre.
Das Interesse am Zugang zu dieser Region wächst. Russland hat im Jahr 2007 auf dem Meeresboden vor seiner Küste in der Arktis eine symbolische Fahne aus rostfreiem Titan aufgestellt, um seine Ansprüche deutlich zu machen.
Greenpeace besetzt Bohrplattform
Der russische Außenminister Sergej Lawrow stellte in diesem Zusammenhang einen Vergleich mit der amerikanischen Flagge auf dem Mond her:
"Außer der amerikanischen Flagge auf dem Mond kann man noch die vielen Flaggen auf dem Mount Everest als Beispiele heranziehen. Sollte der Klimawandel eintreffen und das ist ja wissenschaftlich noch gar nicht bewiesen, dann könnten außer Russland auch andere Staaten vom Schmelzen des Eises in der Arktis profitieren, einschließlich die USA, Kanada und auch Dänemark."
Auch die USA versuchen, die Öl- und Gasvorkommen in der Arktis zu nutzen. Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace haben gestern eine Bohrplattform besetzt, die sich auf dem Weg von Hawaii ins Nordpolarmeer vor Alaska befindet. Sie protestierten damit gegen die geplanten Ölbohrungen in der Arktis, sagte die Leiterin der Greenpeace-Kampagne, Isadora Wronski:
"Sechs unserer Leute sind auf der Bohrplattform, denn in weniger als 100 Tagen könnte Shell im arktischen Meer mit Ölbohrungen beginnen. Das sollte dort auf keinen Fall erlaubt werden, denn das könnte in einer gewaltigen Katastrophe enden."
Nach Schätzungen von US-Geologen liegen rund 25 bis 30 Prozent des globalen Vorkommens an fossilen Brennstoffen im Gebiet des nördlichen Polarkreises.