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Arzneimittelreport
Barmer fordert Einsatz von Biosimilars

Teure biologische Arzneimittel könnten durch Nachahmerprodukte ersetzt werden und die Krankenkassen damit hohe Summen einsparen. Die Barmer GEK plädiert in ihrem aktuellen Arzneimittelreport dafür, mehr dieser sogenannten Biosimilars zu verschreiben. Die Pharmaindustrie hält davon nicht viel.

Von Gerhard Schröder | 14.06.2016
    Die Mitarbeiterin einer Apotheke steht vor Regalen mit Medikamenten und nimmt ein Präparat aus einer Schublade.
    Biosimilars wirken genauso wie Original-Präparate - sind aber wesentlich billiger. Trotzdem gehen oft noch die teuren Medikamente über den Apotheken-Tresen. (dpa / Jan Woitas)
    Über vier Milliarden Euro könnten die gesetzlichen Krankenkassen in den nächsten fünf Jahren einsparen, wenn statt teurer biotechnologischer Originalpräparate konsequent billigere Nachahmerprodukte, sogenannte Biosimilars, eingesetzt würden. Das ist die Kernbotschaft des Arzneimittelreports, den Christoph Straub, der Vorstandschef der Krankenkasse Barmer GEK in Berlin vorstellte:
    "Das sind Potenziale, die wir heben müssen, die wir heben wollen, gemeinsam mit den Kassenärztlichen Vereinigungen, weil es Mittel schafft, um andere Therapien zu bezahlen."
    Ausgaben für biotechnologisch hergestellte Arzneimittel steigen
    Biologische Präparate werden aus lebenden Organismen gewonnen, gentechnisch veränderten Zellen zum Beispiel oder Bakterien. Sie ersetzen köpereigene Substanzen oder werden gezielt für Immuntherapien eingesetzt, um zum Beispiel Krebserkrankungen zu bekämpfen. Die Präparate sind meist aber sehr teuer, deshalb drängen die Kassen darauf, verstärkt biologische Nachahmerprodukte einzusetzen, die im Schnitt 25 Prozent weniger kosteten, sagte Straub:
    "Die Similars gibt es schon lange. Wir haben mittlerweile ausreichend Studien, um sicher sagen zu können, dass sie nicht weniger sicher und nicht weniger wirksam als Original-Präparate sind."
    Die Ausgaben der Barmer GEK für biotechnologisch hergestellte Arzneimittel sind in den vergangenen fünf Jahren um 40 Prozent gestiegen - auf 1,2 Milliarden Euro, das sind ein Fünftel der gesamten Arzneimittelkosten.
    "Wir, die Barmer GEK, wollen den medizinischen Fortschritt, wir wollen die Teilhabe unserer Versicherten am medizinischen Fortschritt und deswegen ist es so wichtig, dass wir dort sparen, wo wirksame und sichere Therapiealternativen bestehen."
    Aufklärung für Ärzte und Patienten nötig
    Ob ein Patient ein Biosimilar verordnet bekommt, hängt entscheidend von seinem Wohnort ab. In Bremen verschreiben die Ärzte in 54 Prozent der Fälle die günstigeren Nachahmerprodukte, in Baden-Württemberg sind es nur 27 Prozent. Medizinische Gründe könnten diese Differenz nicht erklären, sagte Daniel Grandt, er ist Chefarzt am Klinikum Saarbrücken und sitzt im Vorstand der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft:
    "Wir haben vor allem einen Aufklärungsbedarf. Und wir haben auch einen Aufklärungsbedarf bei Patienten, denn nichts ist schlimmer als ein verunsicherter Patient, der das Gefühl hat: Ich bekomme da jetzt etwas, das ist jetzt nicht das Richtige für mich."
    Auch die Ärzte müssten besser informiert werden über Kosten und Nutzen von Biosimilars, forderte auch Kassenchef Straub, der dabei auch auf Unterstützung aus Berlin setzt:
    "Wir freuen uns auch, dass Bundesgesundheitsminister Herrmann Gröhe erklärt hat, dass er mit daran arbeiten möchte, dass Biosimilars über Zielvorgaben zukünftig schneller in die Versorgung gebracht werden."
    Davon allerdings hält die Pharmabranche selbst ziemlich wenig. Biosimilar-Quoten oder regionale Zielvereinbarungen für deren Verordnung seien überflüssig, erklärte Birgit Fischer, die Chefin des Verbands forschender Arzneimittelhersteller vfa. Biosimilars seien längst in den ärztlichen Verordnungen etabliert, die Notwendigkeit einer speziellen Förderung bestehe daher nicht, sagte Fischer.