Schon monatelang hat man konspiriert. Endlich ist die Allianz zwischen Armeeoffizieren, Algeriensiedlern und Mitgliedern der Gaullistischen Partei zusammengebracht. Ihr Ziel ist der Staatsstreich. In der Nacht vom 13. zum 14. Mai 1958 ergreift die französische Armee unter Führung des rechtsnationalistischen Generals Raoul Salan in Algier die Macht. Im Rundfunk ruft der General zu Ruhe und Ordnung auf.
"Algerienfranzosen! Wir haben die Aufgabe erhalten, euch zu beschützen, das ist die Bestimmung der französischen Algerienarmee. Ich bitte euch alle, der Armee und ihren Führern zu vertrauen. Gebt uns eure Unterstützung und bewahrt Ruhe."
Die Putschisten können auf Unterstützung und Sympathie vieler Franzosen bauen. Seit vier Jahren führt Frankreich Krieg gegen die algerische Unabhängigkeitsbewegung. Ohne Erfolg. Und nicht nur die Offiziere machen dafür die politischen Parteien in Paris verantwortlich. In der "Metropole", wie Frankreich im Gegensatz zu den algerischen Départements genannt wird, reagiert man emotional. Denn noch ist unklar, ob die Putschisten von Algerien in Richtung französisches Mutterland marschieren wollen. Der französische Staatspräsident René Coty ruft die Armee eindringlich dazu auf, jede Form von Gewalt zu vermeiden:
"Generäle, Offiziere, Unteroffiziere, Hauptmänner, dienende Soldaten in Algerien, Wächter der nationalen Einheit, ich appelliere an euren Patriotismus und an eurer Gewissen. Fügt der Heimat keine neuen Leiden zu, wie sie schon Tausende Franzosen angesichts des Feindes bisher ertragen mussten. Von der kleinsten Disziplinlosigkeit profitieren ausschließlich diejenigen, die uns bekämpfen. Armeeführer, kraft des Artikels 33 der Verfassung ordne ich an, dass ihr weiterhin ausschließlich der Befehlsgewalt der Regierung der Republik Frankreich untersteht."
Aus Algier kommen Signale, man wolle nicht selbst die Macht erobern, sondern Charles de Gaulle an der Spitze des Staates sehen. De Gaulle, Symbolfigur des französischen Widerstands gegen die Nationalsozialisten, lebt seit einigen Jahren zurückgezogen in Colombey-les-Deux-Églises. In einer eilig einberufenen Pressekonferenz inszeniert sich der geniale Populist als möglicher Retter aus der Krise. Aber de Gaulle will mehr. Er will nicht nur an die Spitze des Staates, er will eine andere Republik:
"Sehr verehrte Damen und Herren, es ist beinahe drei Jahre her, dass ich die Ehre hatte, mit Ihnen zusammen zu treffen. Sie werden sich an meine Vorahnungen und Befürchtungen bezüglich des Verlaufes der weiteren Ereignisse erinnern, und ebenso an meinen Entschluss, mich zurückzuziehen bis zu dem unausweichlichen Moment, an dem ich verpflichtet sein werde, meinem Land zu dienen. Die Verhältnisse haben sich seither immer mehr verschlechtert."
De Gaulle spricht vielen Franzosen aus der Seele. Algerien wird als natürlicher Teil Frankreichs betrachtet. Im Gegensatz zu Indochina, Marokko und Tunesien ist eine Unabhängigkeit unvorstellbar. Für de Gaulle würde das eine weitere Schwächung Frankreichs bedeuten:
"Die Geschehnisse in den vergangenen vier Jahren in Nordafrika waren eine lange Abfolge schmerzlicher Prüfungen. Es scheint mir, als sei der Zeitpunkt gekommen, wo es möglich sein könnte, dass ich mich mit allen Kräften noch einmal in den Dienst Frankreichs stellen werde."
Nur zwei Wochen nach dem Putsch ernennt Staatspräsidenten René Coty de Gaulle zum Ministerpräsidenten. Und der nutzt die Gunst der Stunde. Ausgestattet mit zahlreichen Sondervollmachten reist er nur drei Tage später nach Algier, wo er mit stürmischem Jubel empfangen wird.
"Ich habe verstanden… Ich weiß, was hier geschehen ist. Ich sehe, was ihr nun machen wollt. Ich sehe, dass der Weg, den ihr in Algerien beschreiten wollt, einer der Erneuerung und Brüderlichkeit sein wird."
Getragen von der Begeisterung der Massen schlägt de Gaulle eine neue Verfassung vor. Sie schränkt den Einfluss des Parlamentes zugunsten des Staatspräsidenten erheblich ein. Am 28. September 1958 nehmen die Franzosen diese bis heute gültige Verfassung mit 79,25 Prozent an. Damit ist die Vierte Republik aufgelöst und die Fünfte Republik Frankreichs begründet.
"Algerienfranzosen! Wir haben die Aufgabe erhalten, euch zu beschützen, das ist die Bestimmung der französischen Algerienarmee. Ich bitte euch alle, der Armee und ihren Führern zu vertrauen. Gebt uns eure Unterstützung und bewahrt Ruhe."
Die Putschisten können auf Unterstützung und Sympathie vieler Franzosen bauen. Seit vier Jahren führt Frankreich Krieg gegen die algerische Unabhängigkeitsbewegung. Ohne Erfolg. Und nicht nur die Offiziere machen dafür die politischen Parteien in Paris verantwortlich. In der "Metropole", wie Frankreich im Gegensatz zu den algerischen Départements genannt wird, reagiert man emotional. Denn noch ist unklar, ob die Putschisten von Algerien in Richtung französisches Mutterland marschieren wollen. Der französische Staatspräsident René Coty ruft die Armee eindringlich dazu auf, jede Form von Gewalt zu vermeiden:
"Generäle, Offiziere, Unteroffiziere, Hauptmänner, dienende Soldaten in Algerien, Wächter der nationalen Einheit, ich appelliere an euren Patriotismus und an eurer Gewissen. Fügt der Heimat keine neuen Leiden zu, wie sie schon Tausende Franzosen angesichts des Feindes bisher ertragen mussten. Von der kleinsten Disziplinlosigkeit profitieren ausschließlich diejenigen, die uns bekämpfen. Armeeführer, kraft des Artikels 33 der Verfassung ordne ich an, dass ihr weiterhin ausschließlich der Befehlsgewalt der Regierung der Republik Frankreich untersteht."
Aus Algier kommen Signale, man wolle nicht selbst die Macht erobern, sondern Charles de Gaulle an der Spitze des Staates sehen. De Gaulle, Symbolfigur des französischen Widerstands gegen die Nationalsozialisten, lebt seit einigen Jahren zurückgezogen in Colombey-les-Deux-Églises. In einer eilig einberufenen Pressekonferenz inszeniert sich der geniale Populist als möglicher Retter aus der Krise. Aber de Gaulle will mehr. Er will nicht nur an die Spitze des Staates, er will eine andere Republik:
"Sehr verehrte Damen und Herren, es ist beinahe drei Jahre her, dass ich die Ehre hatte, mit Ihnen zusammen zu treffen. Sie werden sich an meine Vorahnungen und Befürchtungen bezüglich des Verlaufes der weiteren Ereignisse erinnern, und ebenso an meinen Entschluss, mich zurückzuziehen bis zu dem unausweichlichen Moment, an dem ich verpflichtet sein werde, meinem Land zu dienen. Die Verhältnisse haben sich seither immer mehr verschlechtert."
De Gaulle spricht vielen Franzosen aus der Seele. Algerien wird als natürlicher Teil Frankreichs betrachtet. Im Gegensatz zu Indochina, Marokko und Tunesien ist eine Unabhängigkeit unvorstellbar. Für de Gaulle würde das eine weitere Schwächung Frankreichs bedeuten:
"Die Geschehnisse in den vergangenen vier Jahren in Nordafrika waren eine lange Abfolge schmerzlicher Prüfungen. Es scheint mir, als sei der Zeitpunkt gekommen, wo es möglich sein könnte, dass ich mich mit allen Kräften noch einmal in den Dienst Frankreichs stellen werde."
Nur zwei Wochen nach dem Putsch ernennt Staatspräsidenten René Coty de Gaulle zum Ministerpräsidenten. Und der nutzt die Gunst der Stunde. Ausgestattet mit zahlreichen Sondervollmachten reist er nur drei Tage später nach Algier, wo er mit stürmischem Jubel empfangen wird.
"Ich habe verstanden… Ich weiß, was hier geschehen ist. Ich sehe, was ihr nun machen wollt. Ich sehe, dass der Weg, den ihr in Algerien beschreiten wollt, einer der Erneuerung und Brüderlichkeit sein wird."
Getragen von der Begeisterung der Massen schlägt de Gaulle eine neue Verfassung vor. Sie schränkt den Einfluss des Parlamentes zugunsten des Staatspräsidenten erheblich ein. Am 28. September 1958 nehmen die Franzosen diese bis heute gültige Verfassung mit 79,25 Prozent an. Damit ist die Vierte Republik aufgelöst und die Fünfte Republik Frankreichs begründet.