In der Präsentation der Ausstellung in der römischen Synagoge am Tiberufer schwirrten Superlative durch die Luft. Einzigartig, die bislang größte ihrer Art - der Kurator der Ausstellung, Francesco Leone, nennt sie ein epochales Ereignis. Auch die Direktorin der Vatikanischen Museen Barbara Jatta ist spürbar stolz, auf die erste Kooperation ihrer über 200 Jahre alten Institution mit einem jüdischen Museum - und das ausgerechnet zum Thema Menora, dem siebenarmigen Leuchter, Symbol des religiösen Judentums.
"Es ist eine wichtige Ausstellung nicht nur wegen ihrer symbolischen Bedeutung. Sondern auch und vor allem, weil es eine wundervolle Kunstausstellung ist. Nicht nur kleine jüdische Museen auf der ganze Welt haben dazu beigetragen, sondern auch große Museumsinstitutionen wie die National Gallery in London oder die Tretjakow-Galerie in Moskau. Es ist eine internationale Ausstellung mit bedeutenden Kunstobjekten."
Ein kleiner Coup
Insgesamt 100 Menora-Darstellungen aus unterschiedlichsten Epochen werden zu sehen sein. Bilder und Skulpturen, Manuskripte und zeitgenössische Darstellungen. Auch die historischen Rätsel rund um die Menora werden darin eine Rolle spielen. Dass diese Ausstellung in Rom zu sehen sein wird, habe seinen besonderen Reiz, so die Direktorin des Jüdischen Museums, Alessandra di Castro. Denn die Geschichte zwischen der Stadt und der Menora reiche fast 2000 Jahre zurück:
"Die Menora kam nach Rom, geraubt von den Römern im Jahr 70 - und hier verlieren sich die Spuren der Original-Menora. Daher erschien es uns wichtig, dass ein so altes, aber immer noch aktuelles Thema hier in Rom präsentiert wird."
In der Tat ist den Direktorinnen der beiden Museen mit der Ausstellung ein kleiner Coup gelungen. Drei Jahre haben sie an dem Projekt gearbeitet - und sowohl der Vatikan als auch die jüdische Gemeinde gaben grünes Licht dafür. Obwohl die Menora bis in jüngste Vergangenheit Anlass war für Verdächtigungen und Spekulationen zwischen beiden Religionsgemeinschaften. Einige Juden vermuten noch heute, dass die katholische Kirche die Original-Menora hinter den vatikanischen Mauern versteckt hält. In den 1990er Jahren gab es von jüdischer Seite sogar einen offiziellen Suchauftrag an Papst Johannes Paul II, auch wenn dies später als Scherz abgetan wurde. Offiziell nicht mehr auffindbar ist die von den Römern geraubte Menora seit dem Jahr 190, als sie diesen wohl wiederum von den Vandalen gestohlen wurde. Noch im 19. Jahrhundert haben Archäologen im Rahmen einer groß angelegten Aktion den Tiber nach der Menora abgesucht. Die Rätsel um den Symbolleuchter der Juden, räumt der Oberrabbiner von Rom, Riccardo di Segni ein, würden auch durch die Ausstellung nicht gelöst werden:
"Die Legenden sind Teil der Ausstellung, sie werden hier erzählt werden. Und dann kann jeder seine Legende glaube - oder auch keine von ihnen."
"Die jüdischen Wurzeln der Christen"
Auch der Vatikan war bei der Präsentation der Ausstellung mit hochrangigen Repräsentanten vertreten. Für den päpstliche Ökumeneminister, Kardinal Kurt Koch, ist die Menora-Ausstellung nicht nur ein hochrangiges Kulturereignis, sondern auch gelebter interreligiöser Dialog. Der Kardinal erinnert daran, dass Moses im Alten Testament die Anleitung zur Anfertigung der Menora gab.
"Es gibt katholische Kirchen, in denen eine Menora aufgestellt ist. So wie es Papst Johannes Paul II sehr schön gesagt hat: Wir können uns als Christen gar nicht richtig verstehen, wenn wir die jüdischen Wurzeln nicht kennen."
Die Menora-Ausstellung wird parallel in den Vatikanischen Museen und im jüdischen Museum in Rom am Tiberufer zu sehen sein - vom 15. Mai bis 23. Juli.