Archiv

Ausstellungen im Ruhrgebiet
Kunst und Kohle

In diesem Jahr endet der Bergbau im Ruhrgebiet. Aus diesem Anlass zeigen 17 Museen rund 150 künstlerische Positionen zu dem Thema - unter anderem mit Gold überzogene Briketts. Kunst-Kritikerin Christiane Vielhaber sagte im Deutschlandfunk, man vergesse schnell, dass die Kohle auch Reichtum gebracht habe.

Christiane Vielhaber im Gespräch mit Michael Köhler |
    Bergarbeiter unter Tage
    Alexander Chekmenev, Perevalsk, Lugansk Region, 2005, ausgestellt im Märkischen Museum Witten (Alexander Chekmenev, Perevalsk, Lugansk Region, 2005, aus der Serie Donbass, Courtesy: Galerie Clara Maria Sels, Düsseldorf © Alexander Chekmenev )
    Mit dem Kohleausstieg endet 2018 in Deutschland mehr als ein bedeutender Industriezweig: Das Kapitel einer über 150 Jahre andauernden Geschichte schließt, die insbesondere das Gesicht des Ruhrgebiets, das Selbstverständnis seiner Bewohner und die Entstehung seiner einmaligen Kunst-und Kulturlandschaft bestimmt hat. Die mit dem Bergbau verbundenen Facetten der Region – die von der Industrie geprägte Landschaft, die harte körperliche Arbeit unter Tage, das Material Kohle an sich, der unprätentiöse und solidarische Menschenschlag, der Strukturwandel – inspirieren und faszinieren Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt seit jeher.
    Mit Gold überzogene Brickets
    Zum Ende des Steinkohlenbergbaus in diesem Jahr widmen sich die RuhrKunstMuseen in einem städteübergreifenden Ausstellungsprojekt dem Thema "Kunst & Kohle". Bis zum 16. September zeigen 17 Museen in 13 Städten rund 150 künstlerische Positionen dazu. Die Künstlerin Alicja Kwade zum Beispiel zeigt im Lehmbruck-Museum Briketts, die sie mit Gold überzogen hat, berichtet Kunst-Kritikerin Christiane Vielhaber im Deutschlandfunk. "Sie sehen, das ist kein Fake - die Briketts konnten ja an den Ecken so abspringen und das sieht man auch."
    Kohle nicht nur anthrazit und blass
    Aber auch richtige Kohle wird in den Ausstellungen gezeigt, berichtet Vielhaber. "Viele Künstler haben Kohle benutzt, auch vorher schon - nicht nur Künstler der Arte Povera", so Vielhaber. "Das hat auch was Faszinierendes. Kohle ist ja nicht nur so anthrazit und blass." Im Kunstmuseum Bochum ist die Installation "In den Tiefen der Erinnerung" von Andreas Golinski zu sehen. Die Ludwig Galerie Schloss Oberhausen präsentiert unter dem Titel "Glück auf!" Comics und Cartoons zum Thema Kohle. Und der ghanaische Künstler Ibrahim Mahama hat das Schloss Strünkede in Herne mit Kohlesäcken aus Jute verhüllt.
    Fördertürme wie Wesen fotografiert
    Das Josef Albers Museum Quadrat in Bottrop präsentiert Fotografien von Zechen, Fördertürmen, Hochöfen oder Gasometern von Bernd und Hilla Becher. "Die Fördertürme sehen aus wie Wesen. Oben wo die Räder sich drehen, das sieht aus wie ein Kopf", berichtet Vielhaber. "Man hat das Gefühl, die haben Fördertürme nicht wie Skulpturen, sondern wie Wesen fotografiert."
    Alles in allem urteilt Christiane Vielhaber: "Man vergisst schnell, dass die Kohle auch Reichtum gebracht hat, und die Kohle auch die Kunst gefördert hat - zum Beispiel in Oberhausen die Kurzfilmtage. Das ist ja alles in dieser Zeit passiert, als die Kohle schon im Rückgang war. Insofern finde ich das ganz schön, zu sehen, wie Künstler heute damit umgehen oder wie Künstler mit dieser Geschichte umgehen."