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Australien
Brennende Kohlemine vergiftet die Umgebung

Seit Wochen brennt östlich von Melbourne eine stillgelegte Kohlemine. Weil der Brandherd nicht direkt zugänglich ist, konnte man das Feuer noch nicht löschen, und die Anwohner leiden unter giftigem Qualm.

Von Andreas Stummer | 06.03.2014
    Morwell, östlich von Melbourne. Seit Wochen sind dort mehr als 200 Feuerwehrleute rund um die Uhr im Einsatz. Am Rand der 13.000 Einwohner-Stadt kämpfen die Löschtrupps gegen einen Brand, der sich nicht löschen lässt. Denn das Feuer schmort in der örtlichen Kohlemine.
    "What we're looking at is the Hazelwood Mine fire and the main area. Where the fire is in an old disused mine that hasn't been used for more than 30 years."
    Brandexperte Luke van der Meulen ist frustriert. Seit Anfang Februar brennt es in einem Teil der Mine, der schon seit 30 Jahren stillgelegt ist. Seitdem liegt Morwell unter einer dicken, grau-schwarzen Qualmwolke, einem giftigen Gemisch aus Asche, Kohlenmonoxid, Schwefel und Schwermetallen. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Nach fast einem Monat haben Morwell's Anwohner von toxischem Smog, buchstäblich, die Nase voll.
    "Alles, was wir wollen, ist frische Luft atmen. Wir brauchen kein Geld oder Lebensmittel, die Stadt sollte evakuiert werden - wir bleiben gerne in Zelten", sagen zwei aufgebrachte Anwohnerinnen, "Dieser Qualm bringt uns um. Jeder läuft nur noch mit einer Atemmaske vorm Gesicht herum. Tagein, tagaus."
    Die Asche liegt fingerdick
    Wer woanders hin kann hat die Stadt längst verlassen, Tausende aber sitzen fest. Schulen, Altersheime und die meisten Geschäfte sind geschlossen. Kaum jemand geht nach draußen, außer um alle paar Stunden eine fingerdicke Ascheschicht wegzufegen - oder zum Arzt. Die Wartezimmer in Morwell sind voller Anwohner, die über Schwindelgefühle, Augen- und Atembeschwerden klagen.
    "Die Feuerwehr kann derzeit nur Wasser auf das Feuer kippen, aber das wird den Brand nicht löschen", fürchtet der Minen-Fachmann David Cliff. Der Lungenspezialist Lou Irving warnt vor den Langzeitfolgen der Giftwolke: "Wer über Jahre solch verpesteter Luft ausgesetzt ist erleidet unumkehrbare Lungenschäden. Was Wochen anrichten können, das wissen wir nicht."
    Ein Grasfeuer außer Kontrolle, zündelnde Kinder oder gezielte Brandstiftung: Warum die Kohlemine brennt ist immer noch unklar, in einem aber sind sich die Feuerwehr und Brandexperte Luke van der Meulen einig. Der stillgelegte Teil der Mine hätte nie in Brand geraten dürfen.
    "Die Schuld liegt bei den Bergbau-Behörden und den Minenbetreibern. Sie haben, gegen die Vorschriften, Sprinkler- und Feuerlöschanlagen im Millionen-wert abmontiert und verkauft. Aber sie hatten kein Geld, um die stillgelegten Halden wiederaufzufüllen. Ohne Begrünen der noch offenliegenden Kohle hätten sie all ihr Gerät behalten müssen, um mögliche Feuer bekämpfen zu können."
    Kein Kommentar
    Die Gesundheitsbehörden sind unter Beschuss, zu spät reagiert zu haben, der einzige Kommentar der Minenbesitzer ist, dass sie keinen Kommentar abgeben. Es kann noch Wochen dauern, bis der Schwelbrand in der Kohlemine unter Kontrolle ist. Die 13.000 Einwohner von Morwell aber fühlen sich im Stich gelassen, als schmutziger Fußabstreifer des australischen Rohstoffbooms. Denn jeden Tag sehen sie ihre Zukunft in Rauch aufgehen.