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In Europa mochte man seine Songs zwischen Blues, Folk und Soul und Faulkner schaffte es sogar in das Vorprogramm von Stars wie Chris Isaak oder Tom Odell. Sein neues Album "Backroad" hat er mit seiner Band eingespielt, die er in den Niederlanden zusammengestellt hat und die seine vielen Liveauftritte unterstützt. Ein Song seines Albums nennt er 9929 Meilen.
"Die 9929 Meilen sind die Entfernung zwischen Berlin und meiner Heimatstadt Melbourne. Dieser Song hat etwas Autobiografisches und beschäftigt sich mit dem, was man kennt und neuen Erfahrungen, die man in einem fremden Land macht."
Zurück zu seinen Blues-Wurzeln
Es ist eine eindrucksvolle Reise, die Jaimi Faulkner hinter sich hat. Im Jahre 2010 verließ er seine Heimat und reiste mit dem Rucksack durch Europa. Schnell wurde er hier heimisch, schnell erkannte man hier das Talent des Singer Songwriters. 2013 coverte er einen Song des deutschen Künstlers Cro und stellte seine Version bei YouTube ein - und wurde somit von der deutschen Popwelt entdeckt. Daraufhin entstand das Album "Up all night", das 2015 erschien. Mit dem vierten europäischen Album "Backroad" wollte Faulkner seinen musikalischen Kurs korrigieren.
"Ich wollte mit diesem Album wieder zurück zu meinen Wurzeln. Ich wuchs mit einer Menge Blues, Soul und Americana Musik auf. Das Album, das ich davor aufnahm, hat der deutsche Pop-Produzent Ralf Mayer produziert, der ja schon mit Fanta 4 oder Clueso gearbeitet hat. Dieses Album war so etwas wie eine Abkehr von dem Sound, den ich eigentlich immer gemacht hatte. Es war sehr poplastig und sehr "produziert". Mit meinem aktuellen Album wollte ich wieder zurück in die ursprüngliche Idee meiner Musik: Blues, Soul, Rock und das alles möglichst live aufgenommen."
Ungewöhnliche Orte, die inspirieren
Jaimi Faulkner hat sein neues Album "Backroad" selbst produziert. Inspiriert von dem kanadischen Singer Songwriter Neil Young, der eines seiner erfolgreichsten Alben in einer umgebauten Scheune aufnahm, war Faulkner auf der Suche nach einem geeigneten Ort. Ausgerechnet der Lehrer seines Deutschkursus auf der VHS in Bremen konnte ihm weiterhelfen. Ihm gehört ein altes Fachwerkhaus in der Nähe von Bremerhaven, das kurzzeitig zum Aufnahmestudio umfunktioniert wurde.
"Bei diesen alten Fachwerkhäusern hat man eine sehr gute akustische Situation, weil die Wände nicht parallel zueinander verlaufen. Außerdem waren vom Boden bis zur Decke Bücher gestapelt, was ein schönes uriges Gefühl vermittelt hat. Also bin ich da mit meiner Band für kurze Zeit eingezogen und wir haben unser komplettes Equipment, also jede Menge Gitarren, Bässe, Hammondorgel, Piano, diverse Drumkits und mein komplettes Aufnahmestudio aufgebaut. Wir haben uns dort im Winter 2016 für zwei Wochen eingeschlossen und machten nichts anders als essen, schlafen und Musik aufnehmen. Das Album "Backroad" ist das Ergebnis dieser Zeit."
Ein anderer, ernster Grundton
Der Ton auf dem Album "Backroad" ist insgesamt wesentlich ernster, als bei den vorherigen Alben. Gerade ein Song wie "All my hope is gone" spricht die neue, andere Sicht der Dinge direkt an.
"Der Song ist eine sehr persönliche Sichtweise auf das, was so in der Welt los ist. Vor einigen Jahren war ich noch wesentlich optimistischer, immer mit der Vorstellung, dass sich alles irgendwie zum Guten wandeln wird. Doch, je älter ich werde und je mehr ich mir die Nachrichten anschaue, ist mir klargeworden, dass die Welt ein ziemlich komplexer und komplizierter Ort ist. Dabei ist mir mein Optimismus abhandengekommen und ich wurde eher zu einem Realisten. Dieser Song beschäftigt sich mit dem Unbehagen, das ich bekomme, wenn ich sehe, was an einigen Orten der Welt passiert."
Ständig unterwegs, ständig in Bewegung
Jaimi Faulkner spielt, wie es sich für einen Singer Songwriter gehört, bis zu 200 Konzerte im Jahr. Ob mit seiner Band oder solo, Faulkner kann sein Publikum überzeugen. Mühelos verbindet er Blues mit Soul, Folk und Rock und ist über die Jahre zu einem exzellenten Gitarristen gereift. Faulkner spielt die Slide Guitar wie ein gestandener amerikanischer Bluesmusiker und wenn er alleine seine Akustikgitarre spielt, dann klingt das oft so, als wäre noch ein Bassist und Perkussionist im Raum. Doch als ständig reisender Musiker, muss man mit den Höhen und Tiefen, die dieser Beruf so mit sich bringt, umgehen können. Nicht immer eine einfache Sache.
"Also, es gibt Zeiten, da frage ich mich ernsthaft, wie lange ich noch so ein Leben führen kann. Dieses ständige Unterwegssein von Stadt zu Stadt ist nicht einfach. Und jede Nacht das Gleiche zu machen fühlt sich auch nicht immer gut an. Wenn man auf Tour ist und man hat Erfolg, dann fühlt sich das fantastisch an. Aber wenn die Zuschauer ausbleiben oder du hast finanzielle Probleme oder längere Zeit kein neues Album geschafft, weil du so etwas wie einen writer's block hast, das sind dann die Momente, in denen du dich, wie soll ich sagen, nicht so high fühlst."