Shakespeare hatte recht, es war der einzige Ausweg aus der berühmtesten Liebesgeschichte der Welt, denn das – was wäre passiert, hätten Romeo und Julia ihre dramatische Liebes- und Familiengeschichte überlebt – will man sich eigentlich nicht ausmalen. Dass nach der Tragödie die Banalität lauert, wer will das schon wissen. Der irakische Regisseur Mokhallad Rasem wollte das wissen, deswegen gibt er seiner Romeo und Julia-Produktion den Zusatz "nach William Shakespeare". Da der Liebestod wohl dann doch irgendwie vorkommen muss, lässt der Regisseur den im Schnelldurchlauf vertanzen, ganz klassisch mit gespreiztem Bein und Hebefigur, und zu Prokofjew, was sonst.
Die Phiolen mit Schlafmittel und Gift muss man sich vorstellen, dann stürzen sie übereinander – Romeo und Julia, und: aus die Maus. Vorher hat man noch drei Romeos und drei Julias aus drei verschiedenen Generationen zuschauen dürfen, wie sie sich in verschiedenen Konstellationen zueinander stellten, jeweils als Gruppenbild mit Gasmaske. Dazu passend sitzt dann das älteste Romeo und Julia-Paar nach dem ballettösen Liebestod im kriegstauglichen Geländewagen und erzählt sich den Plot von Shakespeare im Schnelldurchlauf.
Dass der aus Bagdad stammende Mokhallad Rasem sich seine Inspiration zu Romeo und Julia aus seiner kriegsversehrten Heimat geholt hat, muss man im Programmheft nachlesen, auf der Bühne bleibt das Zitat ohne dramaturgisch durchdachte Auswirkung. Wie überhaupt diese dankenswerterweise nur 75 Minuten dauernde Produktion nicht weit über ein eher kurzgreifendes Assoziationspotpourri hinausreicht. Da wird in familienkitschiger Eintracht von dreimal Romeo und dreimal Julia oder auch: Großeltern, Eltern, Kinder, da wird also in dieser "unterm Weihnachtsbaumeintracht" im Fotoalbum geblättert, in der sich eine vermeintliche Lebensgeschichte der berühmten Liebenden finden soll, danach spielt man: Sind wir nicht alle ein bisschen Romeo?
"I am Romeo …"
Um schließlich zu den Klängen eines französischen Chansons über das Betasten und Befingern zum handfesten Sex hinter dem Geländewagen zu kommen: jaja, auch das gibt es noch in jeder Romanze.
"Mortadella, Mozarella …"
Und da jedes Begehren- wie wir ja wissen – irgendwann ein Ende hat, ist es bei Romeo und Julia nicht anders. Und so darf – wenn nicht gerade Lyrik zitiert wird, die immer schon ihre assoziativen Haken schlug zwischen Liebe und Tod – und so darf dann hier der alte Romeo noch einen nachlegen und seinem Ekel über das schlaff gewordene Fleisch seiner Julia drastisch Ausdruck verleihen. Es ist, als wohnte man Tabubrüchen bei, die eigentlich eine andere Kultur meinen, und die so – ungebrochen importiert – eher unfreiwillig peinsam wirken.
Mokhallad Rasem lebt zwar inzwischen seit acht Jahren in Antwerpen, ausgebildet zum Regisseur und Schauspieler aber wurde er im Irak und damit in einer Kultur, die eine andere Tradition hat, andere Codes und eine andere ästhetische Sprache. Natürlich kann die Reibung zweier Kulturen immer auch etwas Befruchtendes haben und wenn der Regisseur jetzt fest in Antwerpens namhaftem Toneelhuis-Theater engagiert ist, so kann in der Zusammenarbeit mit seinen belgischen Schauspielern in der Zukunft sicherlich etwas Neues entstehen. Allerdings sollte man vorsichtig sein, solche Arbeiten zu schnell und zu früh im Rahmen von internationalen Festivals zu zeigen. Zumal auf einem Festival der Größenordnung der Salzburger Festspiele. Das nämlich kann – gelinde gesagt – heftig ins Auge gehen.
Die Phiolen mit Schlafmittel und Gift muss man sich vorstellen, dann stürzen sie übereinander – Romeo und Julia, und: aus die Maus. Vorher hat man noch drei Romeos und drei Julias aus drei verschiedenen Generationen zuschauen dürfen, wie sie sich in verschiedenen Konstellationen zueinander stellten, jeweils als Gruppenbild mit Gasmaske. Dazu passend sitzt dann das älteste Romeo und Julia-Paar nach dem ballettösen Liebestod im kriegstauglichen Geländewagen und erzählt sich den Plot von Shakespeare im Schnelldurchlauf.
Dass der aus Bagdad stammende Mokhallad Rasem sich seine Inspiration zu Romeo und Julia aus seiner kriegsversehrten Heimat geholt hat, muss man im Programmheft nachlesen, auf der Bühne bleibt das Zitat ohne dramaturgisch durchdachte Auswirkung. Wie überhaupt diese dankenswerterweise nur 75 Minuten dauernde Produktion nicht weit über ein eher kurzgreifendes Assoziationspotpourri hinausreicht. Da wird in familienkitschiger Eintracht von dreimal Romeo und dreimal Julia oder auch: Großeltern, Eltern, Kinder, da wird also in dieser "unterm Weihnachtsbaumeintracht" im Fotoalbum geblättert, in der sich eine vermeintliche Lebensgeschichte der berühmten Liebenden finden soll, danach spielt man: Sind wir nicht alle ein bisschen Romeo?
"I am Romeo …"
Um schließlich zu den Klängen eines französischen Chansons über das Betasten und Befingern zum handfesten Sex hinter dem Geländewagen zu kommen: jaja, auch das gibt es noch in jeder Romanze.
"Mortadella, Mozarella …"
Und da jedes Begehren- wie wir ja wissen – irgendwann ein Ende hat, ist es bei Romeo und Julia nicht anders. Und so darf – wenn nicht gerade Lyrik zitiert wird, die immer schon ihre assoziativen Haken schlug zwischen Liebe und Tod – und so darf dann hier der alte Romeo noch einen nachlegen und seinem Ekel über das schlaff gewordene Fleisch seiner Julia drastisch Ausdruck verleihen. Es ist, als wohnte man Tabubrüchen bei, die eigentlich eine andere Kultur meinen, und die so – ungebrochen importiert – eher unfreiwillig peinsam wirken.
Mokhallad Rasem lebt zwar inzwischen seit acht Jahren in Antwerpen, ausgebildet zum Regisseur und Schauspieler aber wurde er im Irak und damit in einer Kultur, die eine andere Tradition hat, andere Codes und eine andere ästhetische Sprache. Natürlich kann die Reibung zweier Kulturen immer auch etwas Befruchtendes haben und wenn der Regisseur jetzt fest in Antwerpens namhaftem Toneelhuis-Theater engagiert ist, so kann in der Zusammenarbeit mit seinen belgischen Schauspielern in der Zukunft sicherlich etwas Neues entstehen. Allerdings sollte man vorsichtig sein, solche Arbeiten zu schnell und zu früh im Rahmen von internationalen Festivals zu zeigen. Zumal auf einem Festival der Größenordnung der Salzburger Festspiele. Das nämlich kann – gelinde gesagt – heftig ins Auge gehen.