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Bauern aus Mosambik protestieren gegen Landraub

In Mosambik sollen in den nächsten 20 Jahren 1,3 Millionen Hektar Holzplantagen aufgeforstet werden. Zu den Investoren zählt auch der größte Rentenfonds der Niederlande ABP. Er bekam jetzt Besuch von Vertretern der Bauernvereinigung. Ihre Klage: Landraub und gebrochene Versprechen.

Von Kerstin Schweighöfer |
    "Wir wollen eine Debatte im Parlament und noch in diesem Jahr eine Anhörung. Wir können nicht sang- und klanglos zulassen, dass private Firmen in Afrika auf Kosten der lokalen Bevölkerung große Flächen an Land erwerben, das gleicht einem Ausverkauf ganzer Staaten!”"

    Für Jasper van Dijk, entwicklungspolitischer Sprecher und Parlamentsabgeordneter der Sozialistischen Partei SP in Den Haag, ist es eine klare Sache: Wenn Privatinvestoren in Entwicklungsländern Boden für Plantagen erwerben wollen, müssen sie sich dabei an strikte Richtlinien halten, nur so könne die Bevölkerung vor Ort vor den negativen Folgen geschützt werden.

    "”Laut Oxfam International haben diese Investoren in den letzten zehn Jahren weltweit insgesamt eine Fläche angekauft, die achtmal so groß ist wie Großbritannien. Oxfam hat die Weltbank deshalb aufgerufen, einen Ankaufstopp zu verhängen und erst einmal Richtlinien aufzustellen.”"

    Allein in Mosambik sollen in den nächsten 20 Jahren 1,3 Millionen Hektar Holzplantagen aufgeforstet werden. Besonders betroffen ist die Provinz Niassa im Norden, sechs Firmen haben sich dort ein 550.000 Hektar großes Gebiet gesichert, eine von ihnen ist Chikweti Forests.

    Zu deren Investoren zählt auch der größte Rentenfonds der Niederlande ABP. Er bekam Anfang Oktober Besuch von Vertretern der Bauernvereinigung von Niassa, die während ihrer Hollandreise auch mit niederländischen Abgeordneten wie van Dijk sprachen. Ihr Klage: Landraub und gebrochene Versprechen. Korrupte Dorfchefs, so Bauernvertreter Julio dos Santos Pessego hätten ihr Land ohne das Wissen der Dorfbevölkerung an Chikweti verkauft, ein Unternehmen, das auf den vormaligen Äckern der Kleinbauern jetzt große Eukalyptus- und Kiefernplantagen betreibt:

    ""Wir haben ABP klar gemacht, dass unter den derzeitigen Bedingungen mit ihrem Geld die Armut unter den Kleinbauern verschärft wird. ABP muss von Chikweti einfordern, dass die Nahrungsmittelversorgung gesichert bleibt. Was wir auf den Feldern brauchen, ist etwas zu Essen. Eukalyptus und Kiefern kann man nicht essen.”"

    Außerdem, so die betroffenen Bauern, hätten die Plantagen nicht wesentlich zur Schaffung von Arbeitsplätzen beigetragen und lediglich für Saison- oder Teilzeitjobs gesorgt.
    Die internationale Menschenrechtsorganisation FIAN stellte im September in ihrer sogenannten Niassa-Studie fest: Die großflächige Plantagenwirtschaft verletze das Recht der Kleinbauern auf Wasser und Nahrung, zerstöre die Artenvielfalt und verschlechtere die Boden- und Wasserqualität.
    Deshalb fordern die Sozialisten zusammen mit den Sozialdemokraten im niederländischen Parlament ihre Regierung auf, zu reagieren, erzählt Abgeordneter van Dijk:

    "”Es geht natürlich nicht an, dass ein Rentenfonds in Landraub investiert, dem muss die Regierung einen Riegel vorschieben!”"

    Die Investoren, der Rentenfonds ABP, haben sich im April in Mosambik mit eigenen Augen ein Bild von der Lage gemacht. Von Landraub könne keine Rede sein, sagt Anna Pot, Spezialistin für nachhaltige Entwicklungen bei ABP:

    "”Den Vorwurf haben wir sehr ernst genommen und deshalb vor Ort mit möglichst vielen Menschen gesprochen. Aber es gab keinerlei Hinweise für Landraub."

    Dass bei der Bevölkerung vor Ort zu hohe Erwartungen geweckt worden seien, gibt man bei ABP hingegen zu. Schon vor einem Jahr sorgte der Rentenfonds deshalb dafür, dass Chikweti eine neue Firmenleitung bekam:

    ""Die alte Leitung schätzte die Zahl der benötigten Arbeitsplätze viel zu hoch ein, es gab nicht für alle Arbeit. Das neue Management ist realistischer. Es gibt jetzt 1.100 Arbeitsplätze, und dabei geht es nicht um Saison- oder Minijobs, sondern um feste Arbeitsplätze für 1100 Menschen.”"

    Nach Angaben der Kleinbauern hatte die alte Unternehmensleitung zusätzlich den Bau von Schulen und den Ausbau der Nebenstraßen versprochen. Allerdings liegt schriftlich nichts vor, viele der Dorfchefs, die die Landüberlassungen verhandeln, können zudem meist nicht lesen und schreiben und schon gar keine juristisch ausgefeilten Verträge interpretieren. Anna Pot zweifelt an diesen Versprechungen.

    ABP weist darauf hin, dass neuerdings ein junger Bauer bei Chikweti als Vermittler arbeite, um für mehr Transparenz und Kontakte zur Bevölkerung zu sorgen. Drittens, so Anna Pot, führe die Firma vor jedem Neuankauf von Land nun Konsultationsrunden mit allen Betroffenen durch. Und viertens zahlt Chikweti seit Januar für jeden Hektar Land fünf Dollar pro Jahr in einen eigens für die Bauern vor Ort gestifteten Fonds ein, wie es Mosambiks Gesetze vorschreiben. Bis zu 100.000 Dollar könnten damit pro Jahr zusammenkommen.