"Wir haben eine Million Ukrainer aufgenommen", versuchte Staatspräsident Andrzej Duda später das Bild der unbarmherzigen Nation zu mildern. Dass kaum einer der Ukrainer als Flüchtling anerkannt ist, dafür aber fast alle mit Arbeitsvisa ausgestattet sind, verschwieg er. Im Jahr 2016 haben in Polen gerade einmal 5000 Menschen Asyl beantragt, anerkannt wurden nur rund 300. Von der - ursprünglich im Rahmen des EU-Kompromisses - zugesagten Aufnahme von 7000 Flüchtlingen ist nicht mehr die Rede.
"Wir spüren den Druck, aber wir werden uns nicht beugen", gab Jaroslaw Kaczynski die Verhandlungslinie vor. Vor allem der Chef der konservativen PiS-Partei hat den Ton in der Flüchtlingsfrage immer weiter verschärft. Mal warnte er vor "Scharia-Gebieten in Großstädten", mal vor "Cholera auf den griechischen Inseln, Ruhr in Wien". Die xenophobe Stimmungsmache hat die öffentliche Wahrnehmung beeinflusst. Während sich im Mai 2015 noch 72 Prozent der Polen für die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aussprachen, sind es heute weniger als 50 Prozent. Ein schwieriges Umfeld für alle Organisationen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren.
Manuskripte zum Download und Nachlesen: