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Bergwaldprojekt
Ein Hangmoor im Hunsrück soll renaturiert werden

"Kleine, sanfte, sachte Staue bauen", so sieht die Rettung eines Hangmoors im Hunsrück aus. Auch wenn das sogenannte Wiedervernässen für die 60 Freiwilligen ziemlich mühsam ist; die angehende Landschaftsökologin Lisa Bartsch freut sich über die seltene Gelegenheit.

Von Anke Petermann |
    Lisa Bartsch schaut auf den Fichtenwald zur einen, die Rodungsfläche zur anderen Seite.
    "Ich hätte gar nicht gesagt, dass hier noch Moor ist, man erkennt das ja kaum noch." Das Hangmoor im Hunsrück-Hochwald ist über Jahrhunderte so gründlich entwässert und mit Fichten zugestellt worden, dass selbst eine angehende Landschaftsökologin die kümmerlichen Torfmoosreste kaum entdeckt. Gräben leiten das Wasser weiterhin hangabwärts, das beschädigte Ökosystem droht ganz auszutrocknen. Doch jetzt stoppen 60 Freiwillige des Bergwaldprojekts den Abfluss.
    Handarbeit ist gefragt
    Eine der jüngsten, die dazu bis Anfang Juli mit einem Gummihammer Spundwände aus Holz in den Boden rammen, ist Lisa Bartsch, die Studentin aus Münster. Projektleiter Lutz Rohland leitet die Freiwilligen an. Handarbeit ist gefragt im morastigen Gelände.
    "Es gibt viele Flächen, wo es keinen Sinn macht, mit Maschinen zu arbeiten, weil man die Maschine zwar rein-, aber nicht wieder rausfahren kann. Und da können wir natürlich mit 20 helfenden Händen die Bauausführung leicht organisieren."
    Dem pensionierten Kölner Berufsfeuerwehrmann und Brandschutz-Sachverständigen Manfred Beier ist wichtig, "dass da, wo man Moore renaturiert, schlechthin die Brandgefahr gegen Null geht." Und die Kohlendioxid-Emission reduziert wird, weil wachsende Torfschichten als Kohlenstoffspeicher fungieren. Moore waren in ihrem Studium oft Thema, erinnert sich Lisa Bartsch:
    "Und überhaupt Renaturierung von Mooren – da hieß es immer, es ist unglaublich schwer, das zu machen. Das jetzt praktisch mitzumachen, ist schon toll. Dass es doch geht!"
    EU-gefördertes Projekt
    Es geht, aber mühsam. Hier im Hunsrück in enger Zusammenarbeit der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz mit dem Bergwaldprojekt.
    Seit 2012 kooperieren sie im EU-geförderten Life-Program "Hangmoore im Hochwald." Diese Moore wiederzuvernässen, ist experimentelle Pionierarbeit mit wissenschaftlicher Begleitung. Seit zwei Jahren ist auch der Nationalpark im Boot. Große Stauwerke funktionieren jedenfalls nicht, hat Jan Hoffmann von der Stiftung gemeinsam mit den Experten vom Bergwaldprojekt herausgefunden:
    "Und inzwischen sind wir dazu übergegangen, dass wir eher ganz kleine, sanfte, sachte Staue bauen, dafür davon ein paar mehr. Die Wirkung in der Fläche ist überzeugender."
    Mehr dazu in 100 Jahren
    Ein Moorbirkenwäldchen säumt die Projektfläche. Wie die aussieht, wenn das Wasser sich dort staut, kann Hoffman auch nicht vorhersagen. Nur so viel:
    "Umso nasser, umso weniger Bäume, umso offener. An einigen Stellen wird es aber beispielsweise so sein, dass da die Moorbirken wieder wachsen." Irgendwann wieder der Hochmoor-Perlmutterfalter oder die Torf-Mosaikjungfer als Libellenart über das feuchtere Areal fliegen.
    Genaueres weiß man in hundert Jahren. Bergwald-Projektleiter Lutz Rohland denkt erst mal an seinen nächsten Job im Nationalpark Jasmund auf Rügen. Freiwillige sind dazu in den kommenden vier Jahren ebenfalls willkommen.