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Berichte von IS-Rückkehrern
Hoffnung auf abschreckende Wirkung

Ein deutscher Rückkehrer aus dem "Islamischen Staat" warnt in einem Interview andere davor, sich dem IS-Terror anzuschließen. Dies könne Zweifel schüren bei Jugendlichen, die mit den Dschihadisten sympathisierten, sagte der Islamwissenschaftler Götz Nordbruch im DLF. Solche Botschaften habe es aus dem deutschsprachigen Raum bisher nicht gegeben.

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    Mit Ebrahim B. hat erstmals ein deutscher Rückkehrer aus dem "Islamischen Staat" in Syrien und im Irak vor einer Kamera offen über seine Erfahrungen gesprochen. Der 26-Jährige gab einem Team von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" ein Interview, um andere davor zu warnen, sich dem IS anzuschließen. Dieser habe mit dem Islam nichts zu tun, sagt er. Ebrahim B. sitzt in einem niedersächsischen Gefängnis in Untersuchungshaft und muss sich bald vor dem Oberlandesgericht Celle wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verantworten.
    Gegen das verklärende Bild des IS
    Nach Ansicht des Islamwissenschaftlers Götz Nordbruch kann das Interview durchaus Zweifel schüren bei Jugendlichen in Deutschland, die mit der Idee spielen, nach Syrien oder in den Irak zu gehen. Nordbruch ist Mitbegründer des Vereins "ufuq", der sich mit islamischer Jugendkultur in Deutschland auseinandersetzt. "Solche Botschaften gab es aus dem deutschsprachigen Raum bisher nicht", betonte er. Mit ähnlichen englischsprachigen Berichten habe man die Erfahrung gemacht, dass sie bei Jugendlichen eine abschreckende Wirkung haben können. Sie verdeutlichten, dass das verklärende Bild des IS, wie es in den sozialen Netzwerken im Internet verbreitet werde, nicht stimme. Der IS locke mit der Versprechung eines wahrhaft islamischen Staates, einer neuen Gesellschaft, die eine Avantgarde von Grund auf neu schaffen könne. "Das kommt bei vielen Jugendlichen an", sagte Nordbruch, "es ist aber eine Illusion." Tatsächlich sei der "Islamische Staat" barbarisch.
    Das Interview des reumütigen IS-Heimkehrers werde bisher in den sozialen Netzwerken im Internet allerdings nicht sehr stark diskutiert, sagte Nordbruch. Es sei kein Wendepunkt. Die Zahl der Männer und Frauen aus Deutschland, die sich dem IS anschließen - rund 700 sind es bisher -, nähme eher noch zu. Erfreulich sei, dass immer mehr Muslime sich in den sozialen Medien deutlich gegen den IS positionierten.