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Bertelsmann-Studie
Deutschland profitiert von Zuwanderern

In Deutschland lebende Ausländer belasten die Sozialkassen - dieses Vorurteil hält sich hartnäckig. Laut einer Umfrage glauben zwei Drittel aller Deutschen daran. Eine Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung belegt nun das Gegenteil.

    Thai Minh Nguyen aus Vietnam bearbeitet in der Metallwerkstatt des Bildungswerks der Sächsischen Wirtschaft ein Metallteil.
    Von gut ausgebildeten Migranten profitiert auch der deutsche Sozialstaat. (picture alliance / dpa / Hendrik Schmidt)
    Laut der Studie, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung durchführte, tragen Ausländer deutlich mehr zu öffentlichen Haushalten bei, als sie in Form von Transferleistungen erhalten. Allein 2012 hätten die 6,6 Millionen Menschen ohne deutschen Pass 22 Milliarden Euro mehr an Steuern und Abgaben gezahlt, als sie an Sozialtransfers inklusive aller Ausgaben für Bildung und Bildungsförderung in Anspruch genommen hätten.
    Im Durchschnitt liegt der Überschuss laut der Studie bei 3.300 Euro pro Jahr, in den vergangenen zehn Jahren ist er um über die Hälfte gestiegen. 67 Prozent der hier lebenden Ausländer zahlen mehr, als sie erhalten - bei den Deutschen sind es nur 60 Prozent. "Deutschland profitiert finanziell also beachtlich von seiner ausländischen Wohnbevölkerung", heißt es in der Studie.
    Eher konservative Schätzung
    Auch wenn die ausländische Bevölkerung altert und in der Zukunft stärker auf Sozialleistungen angewiesen ist, bleibt die positive Bilanz laut Studie bestehen: "In der Summe werden die Ausländer, die 2012 in Deutschland lebten, in ihrer verbleibenden Lebensspanne im Gegenwartswert noch 147,9 Milliarden Euro mehr an Steuern und Beiträgen zahlen, als sie an Sozialtransfers in Anspruch nehmen."
    Die Forscher gehen davon aus, dass ihre Schätzung eher konservativ ist, da nur Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit berücksichtigt wurden: "Nähme man noch jene ausländischen Mitbürger hinzu, die die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen haben, würde der fiskalische Nutzen mit großer Wahrscheinlichkeit noch höher ausfallen, da dieser Personenkreis im Durchschnitt ökonomisch erfolgreicher ist als die Gruppe der Ausländer", schreiben sie.
    Forderung nach besserer Bildung
    Der Beitrag der Ausländer könne noch erheblich größer werden, wenn sich ihr Bildungsniveau erhöhe. "Gute Bildungspolitik ist die beste Integrationspolitik", sagte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung. Gleiches gelte für die Zuwanderer: "Je besser qualifiziert die Zuwanderer, desto höher ist ihr Beitrag zur Finanzierung der öffentlichen Kassen", sagte der Auto der Studie, Holger Bonin. Aber auch bei Flüchtlingen, die nach Deutschland kommen, schlummern der Studie zufolge ungenutzte Potenziale: "So sinnvoll es ist, die Asylpolitik humanitär auszurichten, so unsinnig ist es, den hier lebenden Flüchtlingen den Zugang zum Arbeitsmarkt und damit zu einem selbstbestimmten, produktiven Dasein so zu erschweren, wie Deutschland es lange Zeit getan hat", schreiben die Forscher.
    Das ZEW, das die Studie erstellt hat, wird überwiegend vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist eines der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute. Unter anderem veröffentlicht es die monatlichen Konjunkturerwartungen.
    Die komplette Studie ist hier nachzulesen.