
Eyüp Aramaz ist vieles gleichzeitig: Der 28-Jährige ist in Bielefeld geboren, Muslim, Unternehmer und Deutscher mit türkischen Wurzeln. Seine Eltern sind Anfang der 70-er Jahre eingewandert. Eyüp Aramaz hat Schule und Studium absolviert. Und vor wenigen Jahren mit seiner Mutter die erste Firma gegründet.
"Mit meiner Mutter haben wir uns spontan entschieden, weil sie jahrelang als Reinigungskraft gearbeitet hat, dass wir ein eigenes Unternehmen gründen. Und so ist die Idee entstanden. Und ich habe dann für meine Mutter eine Reinigungsfirma gegründet, so bin ich in die Selbstständigkeit, das Unternehmerische gerutscht."
Integration besonders erfolgreich auf dem Arbeitsmarkt
Ein positives Beispiel für Integration: Besonders erfolgreich läuft die von Muslimen auf dem Arbeitsmarkt. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie der Bertelsmann Stiftung. 80 Prozent von ihnen arbeiten Voll- oder Teilzeit. Auch die Arbeitslosenquote unter Muslimen liegt im Bundesdurchschnitt. Für gläubige Muslime ist es laut Studie schwieriger, einen Arbeitsplatz zu finden. Das kann etwas mit den Rahmenbedingungen in den Unternehmen zu tun haben, sagt Studienmacherin Yasemin El-Menouar.
"Muslime, die ihre Religion regelmäßig praktizieren, beispielsweise das fünfmalige Pflichtgebet täglich ausüben, finden möglicherweise nicht in jedem Unternehmen einen Gebetsraum. Und möglicherweise passt das auch nicht mit den Pausen."
Einstellung der Bevölkerung weniger positiv
Die Bertelsmann Stiftung hat für ihre Studie auch repräsentativ ausgewählte Bürger in ganz Deutschland befragt, wie sie die Integration im Land bewerten. Dort fielen die Ergebnisse aber weniger positiv aus. Knapp ein Fünftel der Befragten möchte zum Beispiel keine Muslime als Nachbarn haben. Welche Erfahrungen haben die Bielefelder bisher gemacht?
"Ich habe relativ wenig Kontakt zu Muslimen."
"Ich hab im Augenblick Krach mit meinen Nachbarn, das sind alles Muslime. Die machen im Moment ganz schön Krach."
"Die sprechen kaum Deutsch. Da ist eine Tochter da. Die anderen sagen: Nix verstehen, sagen sie dann."
"Was ich mitbekomme, dass sich alle Seiten viel Mühe geben. Ich weiß auch, dass es auf beiden Seiten Ängste gibt, Blockaden."
Wie Menschen die Integration von Muslimen in Deutschland bewerten, kann durchaus schwanken, sagt Yasemin El-Menouar von der Bertelsmann Stiftung, zum Beispiel nach religiös-motivierten Terroranschlägen.
"Das kann für den Moment auch die Einstellungen der Bevölkerungen verändern oder die Sorgen vergrößern. Aber das sind nur periodische Effekte, auf lange Sicht sehen wir doch, dass die Einstellungen stabil sind."
Interkultureller Austausch ist wichtig
Für den Bielefelder Unternehmer Eyüp Aramaz hat Integration auch viel mit gegenseitigem Interesse zu tun. Der 28-Jährige ist immer wieder überrascht, wie wenig Freunde oder Arbeitskollegen über seine Religion wissen. Zum Beispiel über den Fastenmonat Ramadan.
"Und dann finde ich es in diesem Zusammenhang komisch, wenn dich Leute fragen: Wie? Du fastest? Du darfst echt nichts trinken? Überlebst Du das eigentlich? Ich denke mir so, ja, ich habe es bisher immer überlebt. Und zahlreiche andere Menschen überleben es auch."
Dabei gibt es laut Studie genug Gelegenheit sich kennenzulernen. Fast Dreiviertel aller in Deutschland geborenen Muslime haben in ihrer Freizeit auch Kontakt zu Nicht-Muslimen. So ist das auch bei Eyüp Aramaz.
"Ich bin sehr wählerisch, ich habe nicht sehr viele Freunde, um ehrlich zu sein. Und die, die ich habe, da ist ein türkisch stämmiger Deutscher mit dabei, ein polnisch-stämmiger und hundertprozentige Bio-Deutsche dabei. Also, sehr gemischt, da bereichert man sich gegenseitig."
Um Integration und kulturellen Zusammenhalt in der Gesellschaft zu fördern, empfiehlt die Bertelsmann Stiftung, den interreligiösen Austausch in Schule, Nachbarschaft und Medien zu fördern.