Das ist sie nach Ansicht der Organisatoren der eintägigen Konferenz in Berlin bereits. Damian Ludewig ist Geschäftsführer des Forums ökologisch-soziale Marktwirtschaft, einem Verein aus Unternehmen, Kommunen und Wissenschaftlern, der der sich für die Energiewende stark macht. Ludewig ist auch bei der Klima Allianz, die die Konferenz organisiert hat.
"Uns geht's heute darum zu zeigen, dass die Energiewende ein Riesenerfolg ist, dass es gut voran geht alles in allem mit der Energiewende, dass wir schon viel erreicht haben. Wir sind damit international Vorbild, leisten damit unseren Beitrag zu mehr Klimagerechtigkeit und gleichzeitig haben wir auch was angestoßen, was in vielen Ländern der Welt stattfindet. Wir tun oft so, als sei Deutschland das einzige Land, in dem Energiewende stattfindet. Das ist eben nicht so und das wollen wir mit der Energiewende zeigen."
Tatsächlich geht es bei der Konferenz aber viel um die Probleme mit der Energiewende – genauer um die der Energiewende von unten. Lange musste man in Deutschland nur ein Windrad aufstellen, eine Solaranlage aufs Feld setzen und schon wurde man garantiert ans Stromnetz angeschlossen und bekam garantierte Preise für seinen Ökostrom. Durch diese Rahmenbedingungen sind zum Beispiel 800 Energiegenossenschaften entstanden mit über 200.000 Mitgliedern. Hier produzieren Bürger und Kommunen ihre eigene Energie. Doch diese Bewegung der Bürgerenergie ist ins Stocken geraten, wie Forscher der Universtäten Erfurt und Lüneburg gezeigt haben: Wurden 2012 noch 183 Energiegenossenschaften gegründet, waren es 2013 noch 104 und 2014 ganze 29. Grund dafür sind andere Rahmenbedingungen, die seit einem Jahr gelten, klagt Fabian Zuber vom Bündnis Bürgerenergie.
Bewerbungsverfahren für Einspeisevergütungen
"Momentan versucht die Bundesregierung ein Umschwenken, dass der Energiemarkt sehr viel komplexer wird; dass man versucht, auch die Risiken auch sehr viel höher zu ziehen, die einzelne Investoren haben. Das bevorteilt grundsätzlich größere Marktakteure, die eher in der Lage sind, diese Anforderungen zu bestehen."
Damit ist etwa gemeint: Wer heute eine Solar-Anlage aufs Feld setzen will, ans Stromnetz angeschlossen werden will und garantierte Preise kassieren will, muss sich darum bewerben. Das soll bald auch für Windanlagen gelten. Bei diesen Ausschreibungen – so die Idee – gewinnt, wer seinen Ökostrom am billigsten produzieren kann. Diese Ausschreibungen würden günstigsten Öko-Strom garantieren, sagen EU-Kommission und Bundesregierung. Kritiker entgegnen jedoch: Der Aufwand, sich an den Ausschreibungen nur zu beteiligen, sei sehr groß. Das würde die Strompreise sogar nach oben treiben, außerdem könnten sich das nur große Industrieunternehmen leisten. Bürgerenergie-Projekte würden der Energiewende daher verloren gehen. Das sieht Patrick Graichen nicht ganz so. Graichen ist Direktor der Agoa Energiewende, einem Lobbyprojekt, das sich für die Energiewende einsetzt und von privaten Stiftungen finanziert wird. Er sagt, auch Bürgerenergieprojekte müssten sich dem Wandel der Energiemärkte anpassen:
"Wenn man mittelfristig schaut, wenn erneuerbarer Strom mehr als 50-60 Prozent Marktanteil hat, dann ist es unumgänglich, dass wir in eine Mengensteuerung und das bedeutet Ausschreibung hineinwachsen. Denn wenn die Erneuerbaren den Großteil der Stromversorgung decken, dann kann nicht einfach jeder irgendwo ein Windrad hinstellen und auf eine Anschlusszusage setzen. Ob man das jetzt schon hätte machen müssen? Ist wahrscheinlich noch ein Tick zu früh. Aber da wir ohnehin in diese Welt gehen mussten, ist glaube ich die zentrale Frage: Wie können wir Ausschreibungen so organisieren, dass auch kleine dabei sind? Und wie organisieren wir neben solchen zentralen Märkten dezentrale Märkte?"
Damit ist gemeint, dass kleine, regionale Anbieter bessere Möglichkeiten bekommen sollen, ihren Strom auch direkt vor Ort zu vermarkten und zu verkaufen. Denn wenn Menschen sagen können: Mein Strom kommt von diesem Windrad da auf dem Acker, dann stärke das die Bürgerenergie und die Akzeptanz der Energiewende insgesamt.