Bitcoin ist eine digitale Währung, die auf kryptographischen Verfahren aufbaut. Dabei werden einzelne Coins allerdings nicht von einer zentralen Stelle herausgegeben, sondern mithilfe von Computern erzeugt. Bitcoin-Sucher sprechen von "Bitcoin Mining". Dabei versuchen Computer, spezielle Algorithmen zu lösen. Dieses Schürfen wird mit zunehmender Zahl von existierenden Coins immer aufwendiger und verschlingt immer mehr Rechenleistung. Die maximale Zahl aller Bitcoins wurde vom anonymen Erfinder auf 21 Millionen festgelegt. So will Bitcoin Inflation - also die sukzessive Entwertung der Währung - verhindern und für Stabilität sorgen. Aktuell zeigt sich Bitcoin aber noch sehr wechselhaft. Gerade dieser Umstand verhindere, dass die digitale Währung praktische Relevanz bekommt, sagt Jan Suhr, freiberuflicher IT-Berater sowie Entwickler von OpenCoin.
"Da hat man riesige Kursausschläge und das macht es unattraktiv, es für Zahlungen zu verwenden, weil jeder im Grunde darauf spekuliert, dass er in nächster Zeit höhere Kurse erwarten kann und behält daher seine Bitcoins und gibt sie halt nicht für Zahlungen aus, um, ein klassisches Beispiel wäre, seine Pizza zu bezahlen."
Ähnlich sieht das Bundesbank-Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele. Er verweist auf die jüngere Historie der digitalen Währung.
"Es handelt sich um eine hoch riskante, hoch volatile Geldanlage. Und wenn wir uns die Geschichte anschauen: Noch zu Beginn des Jahres 2013 kostete ein Bitcoin rund 14 US-Dollar, stieg dann bis April auf über 200 US-Dollar, um kurze Zeit später schon wieder auf unter 100 Dollar zu sinken. Und diese Schwankungen setzten sich bis zum November fort, bis der Kurs innerhalb weniger Tage auf über 1100 Dollar schoss. Und ich kann Geldanleger nur nachdrücklich davor warnen, auf ein Spekulationsobjekt wie Bitcoin zu setzen, denn genauso schnell wie der Kurs stieg, kann er auch wieder fallen."
Bitcoin-Nutzer der ersten Stunde haben dabei kaum mehr zu verlieren, als ihre digitalen Münzen. Wer jedoch erst später eingestiegen ist und Bitcoins nicht geschürft, sondern gekauft hat, gehe ein großes Risiko ein, so der Bundesbank-Vorstand: den Total-Verlust.
"Die größte Gefahr besteht derzeit darin, dass Investoren ihren gesamten Einsatz verlieren können. Ferner gibt es viele weitere unüberschaubare Risiken. Bitcoins sind wenig transparent, wenig verständlich und nicht rechtssicher und damit haben sie auch nicht die Qualität, die wir bei Währungen wie Dollar oder Euro kennen."
Trotz dieser Risiken findet Jan Suhr das Experiment Bitcoin im Speziellen und digitale Währungen im Allgemeinen spannend. Denn wie Finanztransaktionen digital gehandhabt werden, findet er sehr rückständig.
"Digitale Zahlungssysteme stecken ja heutzutage im gefühlten Mittelalter. Ein Beispiel: Ich habe neulich einmal 50 Dollar nach Japan überweisen wollen, musste dazu ein zweiseitiges Formular ausfüllen. Das hat zehn Tage etwa gedauert und es hat mich 50 Dollar Gebühren gekostet, also 100 Prozent Gebühren. Das muss man sich mal vorstellen. Von daher sehe ich durchaus Potenzial bei diesen digitalen Währungen und auch digitalen Zahlungsmitteln."
OpenCoin: Bald am Start?
Jan Suhr ist Mitentwickler eines alternativen Systems zu Bitcoin, das aktuell noch nicht nutzbar ist. Es heißt OpenCoin. OpenCoin ist ebenfalls eine digitale Währung. Im Gegensatz zu Bitcoin allerdings soll sie später von zum Beispiel einer Bank zentral herausgegeben werden. Zudem soll OpenCoin nicht frei gehandelt werden, sondern direkt mit einem festen Umtauschkurs an eine staatliche Währung wie Euro oder US-Dollar gekoppelt sein. OpenCoin stellen sich die Entwickler als eine Art Bargeld für die digitale Welt vor.
"Warum hat sich Bargeld durchgesetzt? Es ist einfach so simpel. Das Verfahren ist so einleuchtend und man kennt es von kleinauf. Und so ein Verfahren in die digitale Welt zu adaptieren und diese Charakteristiken dann in der digitalen Welt abzubilden, das bürgt sicherlich ein großes Potenzial."
Und analoges Bargeld ist beliebt wie nie zuvor. Das hat die Deutsche Bundesbank beobachtet.
"Wir messen, wie viel Bargeld im Umlauf ist. Wir messen auch, welche Zahlungsverkehrsströme da sind. Und wir stellen fest, dass wir einen Anstieg des Bargeldes pro Jahr um etwa fünf Prozent haben. Und dieser Anstieg kann nur dadurch kommen, dass es eine Nachfrage nach dem Bargeld gibt."
Gerade deswegen glaubt Bundesbank-Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele nicht an einen größeren Erfolg von Bitcoin.
"Ich sehe nicht, dass Bitcoin das Potenzial hat, eine Alternative zum jetzigen Währungssystem zu werden. Aber es ist abzuwarten, ob und in welcher Form sich diese virtuellen Währungen entwickeln. Fraglich ist aber grundsätzlich, ob anonyme Algorithmen verantwortungsvoll handelnde Notenbanken ersetzen können."