Vier Tage nach seiner Wiederwahl zog Blatter nach den andauernden Korruptionsvorwürfen gegen die FIFA die Konsequenzen. Er erklärte, die Verwicklungen der FIFA hätten kein Ende genommen. "Wir brauchen jetzt Zeit, den bestmöglichen Kandidaten für dieses Amt zu finden", sagte Blatter. "Wir müssen große Reformen einleiten. Ich stelle mein Mandat zur Verfügung, ich habe hart für Veränderungen und Reformen gekämpft. Aber ich kann das nicht alleine machen."
Ein neuer Präsident soll nun bei einem außerordentlichen FIFA-Kongress zwischen Dezember und März gewählt werden. Bis dahin will Blatter sein Amt weiter ausüben. Der Chef der FIFA-Compliance-Kommission, Domenico Scala, soll weitere, angekündigte Reformen bis zum Kongress mit Blatter anstoßen.
"Ich bin so sehr mit der FIFA und ihren Interessen verbunden. Ich möchte mich bei allen Unterstützern und Wegbegleitern bedanken", sagte Blatter und verließ den Saal, ohne Nachfragen zuzulassen.
Der Schweizer Scala führte aus, die FIFA habe sich "diesem Reformprozess zu 100 Prozent verschrieben. Heute hat der Präsident allen Mitgliedsverbänden die Entscheidung mitgeteilt". Er habe dies getan, "um das Vertrauen in die FIFA wiederherzustellen". Gleichzeitig nahm Scala die Verbände und die Konföderationen in die Pflicht, "mehr Verantwortung zu übernehmen". Dies führe zu mehr Transparenz.
Angeblich Ermittlungen des FBI
Wie inzwischen bekannt wurde, soll die US-Bundespolizei FBI auch gegen Blatter ermittelt haben. Das berichtete am Dienstag die "New York Times" unter Berufung auf Ermittler. Der US-Fernsehsender ABC hat diese Informationen ebenfalls und beruft sich auf Personen, die mit dem Fall vertraut seien. Einzelheiten, was die Ermittlungen ergeben haben oder ob sie andauern, wurden nicht bekannt. Das FBI wollte die Berichte nicht kommentieren.
Das US-Justizministerium hatte am 25. Mai seine Ermittlungen wegen organisierten Verbrechens und Korruption gegen 14 Personen öffentlich gemacht. Sieben hochrangige Fußball-Funktionäre waren in Zürich festgenommen worden - darunter die Blatter-Stellvertreter Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo. Das Justizministerium hatte Blatter damals nicht genannt.
Fußballwelt begrüßt Entscheidung
UEFA-Präsident Michel Platini begrüßte die Rücktrittsankündigung Blatters. "Es war eine schwierige Entscheidung, eine mutige Entscheidung, und die richtige Entscheidung", sagte Platini. Der Franzose hatte schon vor der Wiederwahl des Schweizers beim FIFA-Kongress am vergangenen Freitag versucht, Blatter zum Rückzug zu bewegen. Der englische Verbandschef Greg Dyke - auch er unternahm diesen Versuch - erklärte, der Wechsel an der Spitze der FIFA sei ein notwendiger erster Schritt für eine Reform der Organisation.
Fußball-Funktionär Franz Beckenbauer zeigte Verständnis für Blatters Entschluss. "Es war eine vernünftige Entscheidung von Sepp Blatter. Der Druck wurde zu groß. Er wäre nie mehr zur Ruhe gekommen, ob er Schuld an den Skandalen trägt oder nicht. Das Problem der FIFA liegt in seinem System", sagte Beckenbauer der "Bild". Ähnlich sieht das auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. "Das ist die Entscheidung, die absolut richtig ist, die überfällig ist", sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes. "Es ist eigentlich eine Tragik, warum er es sich selber und uns allen das nicht erspart hat, dass er das früher gemacht hätte." Mit dem Rücktritt seien aber nicht "alle Probleme gelöst".
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erklärte: "Ich habe gesagt, es ist ein Neuanfang notwendig, wenn der Fußball und die Fußballbegeisterung überleben sollen. Und ich bin froh, dass der Rücktritt von Herrn Blatter diesen Neuanfang jetzt möglich macht."
(pg/ach/jasi)