"Yeah, ah. Und dieser Typ hier..."
Eine Bühne in Berlin. Cro, ein deutscher Rapper, bekannt geworden durch seine Lieder, aber eben auch durch seine Panda-Maske, die er immer trägt, hüpft vor einem begeisterten Publikum auf und ab. Auf einmal Pause, das Licht geht aus, ein Countdown läuft. Als die Lampen wieder leuchten, stehen neben Cro drei Fußball-Nationalspieler. Doch während Cro wild auf der Bühne hantiert, verharren Lukas Podolski, Jonas Hector und auch Emre Can wie festgewachsen - sie wirken wie Schaufensterpuppen, was sie in diesem Fall auch sind. Denn Podolski, Hector und Can präsentieren das neue Trikot der deutschen Nationalmannschaft, mit dem das Team und auch Ausrüster "Adidas" im Sommer Europameister werden will.
"Dankeschön."
Nach ein paar Sekunden ist der Auftritt vorbei, doch die Sequenz zeigt: Für die Inszenierung eines Trikots bedient sich der Fußball auch anderer Stars.
Mehr Musik im Stadion?
"Ich bin absolut der Meinung, dass sich Sport und Musik wunderbar kombinieren lassen zu den jeweiligen Gelegenheiten", sagt Lars-Oliver Vogt. Er ist CEO von "The Sponsors People GmbH", einer Agentur für das Festivalgeschäft. Das Wechselspiel zwischen Fußball und Musik, es ist für den Fachmann naheliegend - und würde man einem Festival-Manager den Ablauf eines Bundesligaspieltags anvertrauen, er würde, so Vogt, anders aussehen:
"Mit viel mehr Rahmenprogramm, um die Verweildauer im Stadion zu erhöhen, dass die Leute eben nicht nur eine Viertelstunde vor dem Spiel auf ihre Sitze kommen und drei Minuten nach Abpfiff das Stadion verlassen wollen."
Das suggeriert, als sei die Musik der Treiber in diesem Geschäft. Doch auch Vogt weiß, dass die Musik selbst eher eine kleinere, jüngere Zielgruppe hat - und über den Fußball die Massen erreicht:
"So Ereignisse wie jetzt die Fußball-WM, wo dann irgendwelche Songs immer wieder gespielt werden, die sorgen einfach dafür, dass meine Mutter und mein Vater und wer auch immer, die sich nicht Tagtäglich mit Musik auseinandersetzen, auf Künstler stoßen, von denen sie vorher noch nie gehört haben."
Über den Fußball die Massen erreichen
Andreas Bouranis "Ein Hoch auf uns", es ist - ungeplant - das Lied zum WM-Erfolg 2014. Einen Sommer lang, gab es nichts anderes: Doch Bourani war nicht der einzige Künstler, der von der WM profitierte. Auch Helene Fischer trat im Deutschland-Trikot beim Empfang der WM-Helden vor dem Brandenburger Tor auf, dazu eben Bourani - und auch die Kölner Band "De Höhner" waren in der Hauptstadt.
"Die werden natürlich solche Künstler einladen, von denen sie a) wissen, dass sie in der Lage sind, solche Massen zu Bewegen und zu Begeistern und die aktuell auch ne Nummer im Rennen haben, in den Charts möglicherweise."
Henning Krautmacher ist der Frontmann der Höhner. Die Band hat auch die Vereins-Hymne für den 1. FC Köln geschrieben. Krautmacher weiß, dass auch der Fußball sich inszenieren will. Denn: Nicht nur die Künstler profitieren, auch die Nationalmannschaft, die Vereine oder eben der Fußball allgemein. Das weiß auch der Musikproduzent Christoph Siemons. Im Jahr 2011 schrieb er die Meister-Hymne für Borussia Dortmund...
"... erstrahlt die Gelbe Wand. Unser Stolz Borussia..."
Von den Verkaufszahlen ist es die erfolgreichste Hymne, einst Nummer 6 in den deutschen Charts. Für Siemons nur logisch: "Bei den Fußballern hören alle Musik und das befruchtet sich schon. Ich glaube, dass sie das gut finden und das beste Beispiel ist Jerome Boateng, der jetzt von Jay-C gemanaget wird. Das heißt, das kommt also jetzt auch in den Bereich des Managements zu Verschmelzungen."
Fußball als Rollenvorbild
Der Fußballer als gesellschaftliches Rollenvorbild - nicht nur in der Musik, sondern auch in der Mode, im Lifestyle generell: "Das eigene Bewusstsein ist bei Fußballern inzwischen auch viel größer, inwiefern sie auch Marke sind."
Andreas Laux ist stellvertretender Chefredakteur des Männermagazins "GQ". Für ihn ist klar, "dass Fußball natürlich die wesentliche Rolle spielt, aber das natürlich auch eine sehr große Rolle spielt, wie sie sich außerhalb des Platzes inszenieren. Und dass es auch ihren wirtschaftlichen Erfolg mit ausmacht."
Die Konsequenz: "Und insofern nehmen sie Kooperationen von Lifestyle-igen Marken, nehmen Sponsoring-Verträge an, aber bedienen sich eben auch der Mittel, die es braucht, um sich als Marke zu inszenieren und da ist natürlich ein Lifestyle-Magazin wie die GQ ein probates Mittel."
Sein Magazin fotografierte die Spieler des FC Bayern München in dunklen, schicken Anzügen, hatte kürzlich eine große Strecke mit eben Jerome Boateng.
Und wie weit dieses Wechselspiel mittlerweile gediehen ist, das zeigt sich in diesen Tagen im Mutterland des Fußballs, in England: Dort empfahlen die Stars von Rekordmeister Manchester United, wie beispielsweise Memphis Depay, Chris Smalling, Ashley Young oder auch Juan Mata über ihren Twitter-Account alle den Kino-Film "The Revenant" mit Leonardo DiCaprio. Dabei ging es nicht um die Leidenschaft der jungen Fußballer, sondern, so die Zeitung "Manchester Evening News", einfach um die jüngste Marketing-Partnerschaft zwischen ManUnited und "20th Century Fox". Über die Gründe muss GQ-Mann Laux nicht lange nachdenken: "Es gibt ja auch tatsächlich Studien, die besagen, dass für manche Jugendliche, für manche Kinder, Fußballer ein größeres Vorbild sind als manchmal ihre Eltern."
Eben nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz.