Ohne Pflanzen wären tierisches und menschliches Leben auf der Erde nicht möglich. Erst die Fotosynthese liefert die Energie, die alles Leben auf unserem Planeten hervorbringt. Dass Pflanzen Lebewesen sind und ihre Vielfalt unsere Ökosysteme prägt, ist heute unbestritten. Wer jedoch, wie dieses Buch, behauptet, Pflanzen seien intelligent, muss mit Widerspruch rechnen.

Der Botaniker Stefano Mancuso von der Universität Florenz und die Journalistin Alessandra Viola beginnen ihr kleines Buch mit einem Lobgesang auf unsere grünen Mitbewohner. Sie laden ihre Leser ein, die Pflanzen aus einer neuen Perspektive kennenzulernen. Statt Pflanzen zu vermenschlichen, liefern sie ihren Lesern das Rüstzeug, um die Welt aus Pflanzensicht kennenzulernen. Vieles, was sie berichten, ist gesichertes und anerkanntes Wissen, dem alle Fachleute zustimmen können: Pflanzen können sehen, riechen und schmecken. Sie kommunizieren über Duftstoffe miteinander, und sie locken gezielt Tiere an, um sich mit deren Hilfe gegen Feinde zu verteidigen. Zweifellos hat die Evolution der Pflanzen ausgefeilte Strategien entwickelt, die hinter denen der Tierwelt nicht zurückstehen.

Aber Pflanzen sind eben ganz anders als Tiere. Deshalb ist auch unser Intelligenzbegriff zwar mit Einschränkungen von Menschen auf Tiere übertragbar, keinesfalls jedoch auf Pflanzen. Sie besitzen kein Gehirn, wohl aber Strukturen, die gemeinsam eine Art verteilte Intelligenz hervorbringen. So kooperieren Tausende Wurzelspitzen miteinander, vergleichbar mit den Individuen eines Ameisenstaates. Deshalb schreiben Mancuso und Viola den Pflanzen eine "verteilte Intelligenz" zu. Ihre zahlreichen Gegner in der Fachwelt werden sie damit wohl nicht überzeugen. Dafür ist dieses Buch aber auch nicht gemacht. Es soll vielmehr den Einstieg in eine Welt ermöglichen, die wir ständig sehen und die uns doch ebenso fremd ist, wie das Leben auf fernen Planeten. Die Autoren schließen daraus: Solange wir die Würde von Lebewesen, die vor unserer Nase gedeihen, nicht anerkennen, sind wir auch noch nicht reif für den Kontakt mit anderen fremden Intelligenzen.