Wer kennt Piura? Das wäre gar keine üble Quizfrage. Wer könnte schon, wie aus der Pistole geschossen, erklären, dass das eine Stadt an der peruanischen Pazifikküste ist? Die älteste spanische Stadtgründung Perus aus dem Jahr 1532, mit heute knapp vierhunderttausend Einwohnern. Im Zentrum eine prunkvolle Plaza de Armas und eine Kathedrale aus der Kolonialzeit, umgeben von Tamarinden, Bougainville-Sträuchern, Flamboyant- und Feigenbäumen. Wer wüsste das schon, hätte er nicht Mario Vargas Llosa gelesen? Seinen frühen Roman "Das grüne Haus" zum Beispiel, der zu seinen wichtigsten Werken zählt.
Nach Piura kam Vargas Llosa als Jüngling Mitte der 40er-Jahre, als sein Großvater dort Präfekt wurde und seine Familie in der Stadt ihren Wohnsitz nahm. Dort tat er seine ersten Schritte Richtung Literatur und sammelte Erfahrungen, die ihm zum Erzählstoff wurden. Er gewann Anerkennung als vielseitiger Autor und Journalist und bald schon machte ihn eine steile Karriere zu dem vielerorts präsenten Weltschriftsteller und Kosmopoliten, als den man ihn heute kennt. Nun aber, mit seinem neuen Roman kehrt er, nach Ausflügen zu den verschiedensten Schauplätzen in aller Welt, zurück in die peruanische Provinz.
Felícito Yanaqué, Inhaber der Firma Transportes Narihualá, trat an jenem Morgen, so wie jeden Tag von Montag bis Samstag, Punkt halb acht aus seinem Haus. Er wohnte im Zentrum von Piura, und auf der Calle Arequipa war der Lärm der Stadt schon losgebrochen. Die fliegenden Händler riefen lauthals ihre Ware aus, und an der Ecke, unter dem Dachvorsprung des Gebäudes aus der Kolonialzeit, hatte sich auch schon der blinde Lucindo niedergelassen, das Bettelschälchen zu seinen Füßen. Alles genau wie jeden Tag, seit unvordenklicher Zeit.
An diesem speziellen Morgen jedoch stört eine böse Überraschung den mythisch überhöhten Alltagstrott an der weltabgewandten Küste Südamerikas, in dem die "Hundert Jahre Einsamkeit" von Vargas Llosas politischem Kontrahenten García Márquez anklingen. An seiner Haustür entdeckt Felícito Yanaqué einen anonymen Brief. Darin äußert der Absender in schmierig-salbungsvollen Worten seine Besorgnis um das Wohlergehen von Felícitos Transportunternehmen und macht sich erbötig, für 500 Dollar im Monat dafür zu sorgen, dass weder der Firma noch der Besitzerfamilie ein Leid zustößt. Schutzgelderpressung also.
Zwei ausgesprochen charakterfeste Herren
Felícito Yanaqué ist "Der diskrete Held", von dem der Roman seinen Titel hat. Allerdings ist er nicht der einzige dieser Art. Es gibt noch einen anderen, dem diese Bezeichnung ebenfalls gebührt und der hat seinen ersten Auftritt gleich im zweiten Kapitel. Es handelt sich um Don Rigoberto, den leitenden Angestellten einer großen Versicherungsgesellschaft in der Hauptstadt Lima, bekannt als Erotiker und Feingeist aus früheren Romanen. Dieser wird von seinem Chef Ismael, zu dem er in freundschaftlichem Verhältnis steht, zum Mittagessen eingeladen, bei dem er eine verblüffende Neuigkeit erfährt.
"Ich möchte, dass du mein Trauzeuge bist", sagte Ismael. "Ich heirate." Die Gabel mit dem Stück Seebarsch hing für einen Moment in der Luft, und statt sie sich in den Mund zu stecken, legte Rigoberto sie schließlich wieder auf dem Teller ab. Wie alt er wohl ist, dachte er. Nicht jünger als fünfundsiebzig oder achtundsiebzig. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
Don Ismael, unlängst verwitwet, will nun Hals über Kopf seine Jahrzehnte jüngere Haushälterin heiraten. Dass der prominente Patriarch damit in Limas besserer Gesellschaft Skandal machen wird, steht außer Frage. Dass die Ehe aber praktisch im Handstreich, heimlich und unter Beihilfe nur weniger Vertrauter geschlossen werden muss, hat mit Don Ismaels verkommenen Zwillingssöhnen zu tun. Denn diese zwei würden zweifellos alle Hebel der Niedertracht in Bewegung setzen, um ihren alten Herrn daran zu hindern, ihnen mit der neuen Gattin eine Konkurrentin um das Millionenerbe vor die Nase zu setzen. Und dabei könnten sie auch für Rigoberto, dem schon die Betriebsrente winkt, gefährlich werden.
Trotzdem lässt dieser sich nicht davon abschrecken, seinem Chef und Freund zur Seite zu stehen, wenn auch kopfschüttelnd. Diese mutige Haltung verbindet ihn mit Felícito Yanaqué, der seinerseits tapfer beschließt, sich von den miesen Schutzgelderpressern nicht einschüchtern zu lassen. Zwei ausgesprochen charakterfeste Herren, ohne Frage. Im Wechsel zwischen den beiden Perspektiven und Handlungslinien erzählt der Roman von den Turbulenzen und dramatischen Verwicklungen in die diese zwei diskreten Helden durch ihre Unbeugsamkeit geraten. Als Ersten erwischt es Felícito.
"Schnell, Don Felícito, laufen Sie." Der Blinde von der Ecke war völlig aufgelöst. "Ein Herr hat mir gesagt, dass Ihr Büro an der Avenida Sánchez Cerro brennt, Sie sollen die Feuerwehr rufen und sofort hinkommen."
Bald darauf bestätigen sich Rigobertos Befürchtungen, dass ihm Ismaels Söhne in ihrem Zorn auf den Leib rücken könnten.
"Wenn du mich erschrecken willst, hast du es geschafft, Schlaks", sagte er, weiterhin ruhig. "Habt ihr beide es geschafft, besser gesagt. Wollt ihr die Wahrheit wissen? Ich habe eine Heidenangst."
Zwischen bürgerlichem Possenspiel und bewegendem Drama
Zweifellos, die beiden Helden werden von den Anschlägen auf ihr so stabil erscheinendes Leben gehörig gebeutelt. Trotzdem können sich durchaus Zweifel regen, ob solch ein Drama der bürgerlichen Ärgernisse auf übersichtlichem Terrain ausreicht, um die Höhe von Nobelpreisliteratur zu markieren. Schließlich ziehen hochdekorierte Schriftsteller wie Vargas Llosa besonders kritische Blicke auf sich. Wer lange schreibt und ebenso lange in den Gipfelzonen des Literaturwesens wandelt, wird eben von ganz speziellen Gefahren und Tücken begleitet. Leicht kann es passieren, dass da jemand den Vorwurf auf sich zieht, hinter seinen Spitzenleistungen zurückzubleiben. Manchmal liegt das Problem im Auge des Betrachters als Verzerrung der Maßstäbe im grellen Licht des Ruhms. Oft genug trifft dieser Vorwurf aber auch zu. Vargas Llosa hat es schon mit allen Wechselfällen dieser Problematik zu tun bekommen. Für seine kulturkritische Streitschrift "Alles Boulevard" mit dem Untertitel "Wer seine Kultur verliert, verliert sich selbst" hagelte es unlängst sogar zahlreiche Verrisse. Und das nicht zu Unrecht, weil die angestrebte Diagnose eines aktuellen Kulturverfalls argumentativ auf sehr kurzen Beinen einherstolperte.
Auch diesem neuen Roman über die Aufregungen und Ängste zweier reifer Herren lässt sich manches vorwerfen. Was definitiv zu schwach ausfällt, ist die existenzielle Vertiefung der Konfliktsituationen, die zum Beispiel einem Philip Roth immer wieder unfehlbar gelingt. Ursache dafür ist eine konzeptionelle Unschärfe. Vargas Llosa schwankt hier etwas unentschieden zwischen bürgerlichem Possenspiel und bewegendem Drama. Denn obwohl die Helden zuweilen durchaus ernste Erschütterung zeigen, verhalten sich Handlung und Erzählweise dazu eher spielerisch-distanziert. Dem Autor selbst ist das offenbar nicht entgangen.
Mein Gott, welche Geschichten das Leben schrieb. Nicht gerade Meisterwerke, es hatte mehr etwas von den Seifenopern aus Venezuela, Brasilien, Kolumbien und Mexiko als von Cervantes und Tolstoi. Aber eine ordentliche Prise Alexandre Dumas, Émile Zola oder Dickens war schon dabei.
Mit dieser Lizenz, die sich Vargas Llosa durch die Worte des belesenen Rigoberto selbst ausstellt, hat er dann aber doch in seinem Roman einiges zu bieten. So ist es im Sinne thematischer Querbezüge nicht ohne Reiz, dass der essayistisch beklagte Kulturverfall hier nun auch erzählerisch durchgespielt wird: die moralische Dekadenz, die Sensationsgier der Medien, die grassierende Unbildung. Don Rigoberto muss sich unter anderem wiederholt darüber aufregen, dass in der Schule seines Sohnes die Bibel nicht mehr gelesen wird, wobei ihm das "Buch der Bücher" jedoch nicht etwa aus religiösen Gründen, sondern als kultureller Schatz am Herzen liegt. Felícito Yanaqué dagegen wird vor allem durch die empfundene Brutalisierung des sozialen Lebens erschüttert.
Er hatte sich ins Wohnzimmer gesetzt und hörte die Nachrichten. Verbrechen, Überfälle, Entführungen, das Übliche. Bei einer der Meldungen sträubten sich ihm die Haare. Der Sprecher berichtete, dass sich in Lima unter den Dieben eine neue Art verbreitete, Autos zu überfallen. An einer Kreuzung warteten sie, bis die Ampel rot wurde, und wenn in dem haltenden Wagen eine Frau saß, warfen sie eine Ratte hinein. Vor Angst und Ekel ließ die Fahrerin das Lenkrad los und sprang schreiend hinaus. Die Diebe schnappten sich dann seelenruhig den Wagen.
Alles in allem besitzt Vargas Llosas neuer Roman durchaus seine Qualitäten, die elastische Erzählweise bürgt für Unterhaltsamkeit und die thematische Ausstattung ist vielschichtig. Sogar der Teufelspakt aus Thomas Manns "Doktor Faustus" findet dank der literarisch erhitzten Phantasie von Rigoberto in einem intertextuellen Vexierspiel seinen Widerhall. Es ist eine hübsche Pointe, dass dem vermeintlichen Teufel, der seinem Sohn hin und wieder erscheint, angesichts der neuesten Weltzustände die Tränen kommen.
Das Leben als Labyrinth
Außerdem hat die novela total der frühen Jahre, mit der Vargas Llosa einen vielschichtigen in alle Lebenssphären ausgreifenden Realismus anstrebte, auch in "Ein diskreter Held" noch ihre Ausläufer. Die zwei Erzählstränge, in denen die Geschichten von Felícito Yanaqué und Don Rigoberto parallel laufen, bis sie sich am Ende kreuzen, sind darauf angelegt, ein breites soziales Spektrum darzustellen. Und noch ein anderes, uraltes literarisches Motiv ist hinzugekommen. Rigoberto benennt es in einer seiner von Resignation angewehten Grübeleien.
Er liebte seinen Sohn sehr, aber so sehr er sich bemühte, er würde ihn nie verstehen, für ihn blieb er ein unergründliches Rätsel. Nie würde er herausfinden aus diesem Labyrinth mit seinen immer neuen Gängen, Ebenen, Windungen und Schleifen. War dies das Leben? Ein Labyrinth, das einen, egal was man machte, unausweichlich in die Fänge des Minotaurus trieb?
Dem Labyrinth des Lebens, seinen Verstrickungen und Verwirrungen ist, so will es die gereifte Weltsicht, eben doch nicht zu entkommen. Das ist echte Spätwerkmelodie. Allerdings illustriert das Bild vom Leben als Labyrinth nicht nur die melancholischen Anwandlungen eines Herrn an der Pensionsgrenze. Es taugt vor allem als Gleichnis für ein Erzählen, das die Unübersichtlichkeit der Welt beherzt ins Auge fasst. Wie sehr es ihm auf diesen Aspekt ankommt, das unterstreicht Vargas Llosa durch die Auswahl des dem Roman vorangestellten Mottos, entliehen von Jorge Luis Borges:
Unsere schöne Aufgabe ist es, uns vorzustellen, dass es ein Labyrinth gibt und einen Faden.
Nur andeutungsweise, ohne Aplomb und dennoch unmissverständlich markiert Vargas Llosa mit diesem Roman eine weitere Station seines Werkes. Seine beiden Helden, deren Charakterisierung als "discreto" sich vielleicht noch treffender als "unauffällig" übersetzen ließe, sind eben doch nicht einfach nur ältere Herren, die mit den neuen Zeiten hadern. Nein, sie sind echte widerspenstige Zeitgenossen, die sich mit ihren Gegnern tapfer und redlich herumschlagen. Unter den Bedingungen allseitiger Deregulierung, die unverhohlen nach durch und durch flexiblen Menschen verlangt, halten sie an ihren Überzeugungen und Haltungen fest. Was aber sind das für Überzeugungen und worauf basieren sie? Diese Frage wird Felícito Yanaqué von den Presseleuten gestellt, die ihn wegen seines Widerstandes gegen die Schutzgelderpresser als zivilen Helden feiern.
Er hatte sich nur der Philosophie seines Vaters besonnen, der ihm als einziges Erbe diesen Rat hinterlassen hatte: "Lass dich niemals von irgendwem herumschubsen, mein Junge."
Er war einer, der anpackte, weiter nichts. Er war arm geboren, sehr arm, und was er hatte, hatte er sich mit seinen eigenen Händen verdient. Warum sollte er zulassen, dass ein paar Strolche ihm seinen Besitz wegnahmen? Dass sie ihm Drohungen schickten, ohne auch nur ihr Gesicht zu zeigen?
Differenzierter Querschnitt der peruanischen Gesellschaft
Der Transportunternehmer Felícito und der Geschäftsmann Rigoberto verkörpern entgegengesetzte Pole der peruanischen Gesellschaft, für deren Zusammensetzung sich Vargas Llosa immer interessiert hat. Der eine, von indigener Abstammung aus einem entlegenen Dorf, sein Vater war noch Analphabet, ist das, was man in Peru als einen Cholo bezeichnet. Der andere steht für den weltläufigen Bildungsbürger aus der Hauptstadt mit Verbindungen zur Oberschicht. Und diese beiden Protagonisten sind nicht die Einzigen, denen einprägsame Porträts gewidmet werden. Nimmt man all die Figuren des Romans zusammen, dann geben sie ein breites soziales Spektrum ab, kein totales Gesellschaftsbild, wie es Vargas Llosa einst anstrebte, doch einen erstaunlich differenzierten Querschnitt.
Felícitos Frau stammt aus einer Absteige an irgendeiner Landstraße, wo sie von ihrer Mutter an die Lastwagenfahrer verkuppelt wurde. Er heiratete das Mädchen, weil man ihm vorhielt, er habe sie geschwängert, was sich später als Schwindel herausstellte. Die zweite Frau, die dank Felícito einen sozialen Aufstieg schafft, ist Mabel, die wahrhaft und innig Geliebte seiner späten Jahre, mit der er erstmals das erlebt, was ihm als das wahre Glück erscheint.
Kurz darauf und ohne lange zu fackeln bot er ihr an, für sie einzurichten, was die Piuraner "das kleine Haus" nennen, und ihr monatlich eine bestimmte Summe zu zahlen, damit sie unbekümmert leben konnte, ohne Geldsorgen, an einem besseren Ort als in diesem Elendsviertel voller Ziegen, Nichtstuer und Messerstecher. Sie war so überrascht, dass sie nur sagen konnte: "Schwöre mir, dass du mich nie nach meiner Vergangenheit fragst und mir in deinem ganzen Leben keine Eifersuchtsszene machst."
Eine weitere wahrhaft steile Aufstiegsgeschichte verwirklicht sich für Armida, die Haushälterin des Multimillionärs Ismael.
Dessen Angestellter und Freund Rigoberto dagegen muss wegen der Intrigen, in die er verwickelt ist, den sozialen Abstieg fürchten. Es geht also sozial munter auf und ab in diesem Roman. Weitere Mitspieler in wichtigen Nebenrollen sind die Wahrsagerin Adelaida, die dem zu Wohlstand gekommenen Transportunternehmer seit seinen Tagen als armer Lastwagenfahrer mit ihrer Intuition zur Seite steht, der Pater O'Donovan, mit dem der atheistische Rigoberto geistigen Austausch pflegt; und der schwarze Chauffeur Narciso, der sich in entscheidenden Momenten nicht nur am Steuer bewährt.
Nach wie vor, und das gehört zu den Stärken des Romans, spürt Vargas Llosa seinen Figuren mit gesellschaftlicher, kultursoziologischer Neugier nach. Das ist seine Fröhliche Wissenschaft, die ihn vor naheliegenden elegischen Tönen angesichts des diagnostizierten Kulturverfalls bewahrt. Gewiss entstehen daraus oft Genrebilder, in denen die existenziellen Bedrohungen ja zwangsläufig gemäßigt und beruhigt erscheinen. Doch sind diese Genrebilder keineswegs verstaubt und konventionell, sondern spiegeln zeittypische Entwicklungen. Zu dieser genrehaften Ausstattung des Romans gehört auch das Motiv der verkommenen Söhne von Don Ismael, die sich eines Verbrechens schuldig gemacht haben, das in Lateinamerika in entsprechenden Kreisen schon öfter vorgekommen ist: Sie haben ein Mädchen aus den armen Schichten vergewaltigt und getötet und sind damit dank der Klassenjustiz straflos davongekommen.
Hyänen, ja, das passte zu Ismaels Sohnemännern, dachte Rigoberto. Ein paar schöne Früchtchen waren das. Hingen nur rum, machten einen drauf, echte Nichtsnutze, zwei Schmarotzer, die den Namen ihres Vaters und ihres Großvaters entehrten. Wie waren sie nur zu so niederträchtigen Typen geworden?
Wie der Kampf der "diskreten Helden" ausgeht, das soll hier um der Spannung willen nicht verraten werden. Nur so viel: Die aufrichtigen, charakterfesten alten Knaben kommen durch. Das mag zwar einerseits eine Genrekonvention sein, nicht zuletzt von Seifenopern, andererseits besagt es aber, jedenfalls im lateinamerikanischen Kontext, noch etwas mehr. Denn als es noch Diktatoren und schmutzige Bürgerkriege gab, über die in Vargas Llosas Werk ebenfalls viel geschrieben steht, wären die Chancen für ein glückliches Ende wesentlich geringer gewesen.
Zur Enttäuschung über den Nobelpreisträger von 2010 besteht also kein Anlass. Gewiss, der neue Roman des Siebenundsiebzigjährigen ist ein Spätwerk, in dem sich die stilistische Erfindungskraft von einst zu routinierter Könnerschaft gewandelt hat. So verhält es sich bei Alterswerken in den allermeisten Fällen. Vom lodernden Feuer, der prasselnden Brisanz aus den Glanzzeiten ist immerhin die Glut geblieben. Aber auch die kann, das wissen wir von den sommerlichen Grillabenden, noch sehr brauchbare Hitze erzeugen.
Mario Vargas Llosa: Ein diskreter Held. Roman. Aus dem Spanischen von Thomas Brovot. Suhrkamp Verlag, Berlin 2013. 381 Seiten, 22,95 Euro.