Iwan Charalampiew spricht seiner Kuh Penka zu, denn das Leben der braunen Kuh hängt am seidenen Faden.
"Penka, was werden wir denn tun? Ob Du einen Todesurteil kriegst oder nicht, hängt von Sofia ab."
Iwan Charalampiew ist Bauer im westbulgarischen Dorf Kopilowzi an der serbischen Grenze und seine Penka machte einen Ausflug, der sie nun das Leben kosten soll. Mitte Mai, da grast Penka nahe des Grenzübergangs Oltomanzi. Sie verlässt die Herde und trottet hinüber von Bulgarien nach Serbien und damit hinaus aus der EU.
Illegale Einreise in die EU
Zwei Wochen lang bleibt Penka dann verschwunden und ein serbischer Landwirt findet sie schließlich rund 40 Kilometer von der Grenze entfernt. Er erkennt an ihrer Markierung, dass sie nach Bulgarien gehört und so landet die Kuh wieder auf der heimischen Weide.
Allerdings ist sie damit in die EU eingereist, und das ohne gültige Papiere. Das ist nicht erlaubt, denn die Kuh könnte Krankheiten einschleppen. Deswegen muss Penka nun getötet werden, sagt Doktor Velka Vojnova von der regionalen Behörde für Lebensmittelsicherheit:
"Das Gesetz ist doch eindeutig. Das Tier war zwei Wochen in einem Drittland. Das Schicksal dieser Kuh ist der Tod."
Dabei kann Penka ein Gesundheitszeugnis aus Serbien vorweisen, doch das ist in der EU nicht genug. Um seine Penka zu retten, griff ihr Besitzer sogar zu einer Notlüge. Penka sei trächtig und dürfe deswegen nicht getötet werden. Das flog auf und Iwan Charalampiew hat auch dafür eine Erklärung:
"Aus Stress könnte sie das Kalb verloren haben, ich habe keine Ahnung. Sie ist gerannt und sie war ja viele Kilometer unterwegs."
Rettet Penka
Trotz solch skurriler Erklärungen erfährt der rundliche Bauer viel Solidarität für sein Anliegen. "Save Penka" kursiert es im Internet und fast 16.000 Menschen haben schon eine Petition für das Europaparlament unterschrieben, die die britische Daily Telegraph inszeniert hat. Viele Bulgaren wollen Penka nämlich vor bösen EU-Regeln retten, darunter Jawor Getschew von der Tierschutz-Organisation "Vier Pfoten", der die bisher starre Haltung der Behörden kritisiert:
"Die Tierärzte der bulgarischen Behörde für Lebensmittelsicherheit haben Medizin studiert und sollten die Tiere lieben und das Problem nicht auf die schnelle Weise lösen wollen, nämlich das Tier zu töten. Keine Kuh - kein Problem."
Inzwischen hat die Kuh Penka auch die hohe Politik erreicht. Und möglicherweise kann Penka mit Gnade rechnen. Bulgariens Landwirtschaftsminister Rumen Porozhanow will zumindest überlegen:
"Wir werden sehen, ob eine Ausnahme gemacht werden kann. Es wäre gut, eine Ausnahme zu machen. Ich bin überzeugt, dass auch andere Tiere sich verlaufen und dann zurück kommen. Wir haben ja keine Gitter an der Grenze."
Rettung könnte nun ein Bluttest bringen, der beweisen soll, das Penka gesund ist. Penka ist übrigens nicht die einzige Kuh, die Länderhopping betrieben hat. Immer wieder laufen Kühe oder andere Tiere über Grenzen ohne das zu beachten.