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Chelsea Fringe Festival Vienna
Eine alternative Gartenschau

Gärtnern mitten in der Stadt auf Randflächen, die nicht anderweitig genutzt werden, liegt im Trend. Eine Art Gartenschau solcher Alternativen ist das Chelsea Fringe Festival. Ins Leben gerufen wurde es vor zwei Jahren als Kontrapunkt zur traditionellen Chelsea Flower Show in London. Nun hat sich die alternative Blumenschau auch in Wien etabliert.

Von Rebecca Hillauer |
    Am Karlsplatz in Wien. Um den zentralen Platz tost der Verkehr, wenige Schritte entfernt hinter einer Hecke im Park sitzen Menschen auf begrünten Palettenmöbeln, und Kinder rennen um Gemüsebeete herum.
    "Vorher war diese Fläche eine sehr schön gepflegte Rasenfläche, die jedoch nur ab und zu benutzt wurde, weil eben die Aufenthaltsqualität gefehlt hat. Jetzt kann man verweilen. Der Ort ist in gewisser Weise entschleunigt. Viele Touristen kommen hier vorbei, setzen sich sofort rein, genießen zehn,15 Minuten die Sonne - trotz des Autolärms."
    Sagt Sebastian Zettel. Der Student ist Mitglied im Verein Karls Garten. Der gleichnamige rund 2000 Quadratmeter große Schau- und Forschungsgarten für Urban Gardening ist erst am 24. April eingeweiht worden. Gerade rechtzeitig für das diesjährige Gartenfestival Chelsea Fringe. "Fringe" bedeutet im Englischen so viel wie Rand oder Saum. Initiator der Idee ist Tim Richardson, der sich von der Zusammenarbeit von Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen von Garten, Kunst und Wissenschaft auch einen Beitrag zur Lösung der Umweltprobleme erhofft:
    "Das Chelsea Fringe soll ein Publikum anlocken, das nicht zu den traditionellen Gartenschauen geht. Zudem soll es all den Projekten rund um Gärtnerei, Natur und Landschaft eine kollektive Plattform geben, damit sie ihre Arbeit einer breiten Öffentlichkeit präsentieren können."
    Für diesen Zweck verwandelt sich auch der beschauliche Botanische Garten von Wien, wo Tim Richardson gerade steht, in einen quirligen Ort von Aktionen und Begegnungen. Drei Wochen lang dauert das Festival, die Veranstaltungsorte sind über die ganze Stadt verstreut. Anders als bei der ehrwürdigen Chelsea Flower Show in London gibt es kein Sponsoring durch Banken und Konzerne. Sogar die Organisatorinnen arbeiten ehrenamtlich. So die Künstlerin Hannah Stippl:
    "Wir haben jetzt in Wien knapp an die 70 Projekte. Also wirklich vom Minigarten, der vor der Tür oft nur in Blumentöpfen steht, bis zu ganz großen Projekten, Community Gärten, Forschungsgärten, Kunstprojekte. Und viele dieser Initiativen haben zuvor einander überhaupt nicht wahrgenommen. Die befinden sich jetzt in einem Topf miteinander, und die Leute werden neugierig, was tut sich da bei den anderen auch."
    "Manche dieser Projekte werden zu festen Einrichtungen. Wie der Dalston Eastern Curve Garden in London. Auf dem still gelegten Eisenbahngelände ist ein wunderschöner Gemeinschaftsgarten entstanden. Dort veranstalten sie nun als Teil der Chelsea Fringe die Dalston Flower Show mit vielen interessanten Events."
    An der Chelsea Fringe beteiligen sich in diesem Jahr erstmals auch die Städte Ljubljana und Turin sowie das australische Melbourne. Hannah Stippl, die das Gartenfestival gemeinsam mit Tim Richardson nach Wien gebracht hat, wünscht sich für das Chelsea Fringe Vienna, dass es ebensolche Kreise ziehen wird.
    "Die Urban Gardening Szene in Berlin ist ja eine, die sehr rege ist seit Jahren, wesentlich besser aufgestellt als die Szene in Wien. Aber Berlin ist heuer noch nicht dabei. Vielleicht ja nächstes Jahr. Und vielleicht nicht nur Berlin, sondern andere Städte auch."