Stephen O´Brien, der UN-Nothilfe-Koordinator ist es leid. Monat für Monat nun seit fast drei Jahren sitzt er im UN-Sicherheitsrat und Monat für Monat werden seine Nachrichten aus dem Jemen dramatischer. Über 10.000 Bürgerkriegstote. Schulen, Krankenhäuser zerstört. Seit April die Cholera. Er hat gewarnt, es werde eine Seuche ungeahnten Ausmaßes. Jetzt sind es 320.000 Cholerapatienten. 1700 Tote. Überwiegend Kinder. Eine halbe Million werden es bald sein. O´Brien schaut in den Saal:
"Herr Präsident, dieser Choleraskandal ist komplett menschengemacht. Von den Kriegsparteien und denen, die den Konflikt von außen befeuern."
Schuld am Leid: Saudi-Arabien und die Koalition, Iran
Saudi-Arabien und die Koalition, die den jemenitischen Präsidenten Hadi unterstützt. Der Iran, der die schiitischen Huthi-Rebellen ausrüstet. O´Brien nennt sie nicht, er meint sie. Und er spricht von der Schuld der Welt am Leid eines gesamten Volkes:
"Wir müssen uns alle schuldig fühlen. Und besonders die Kriegsparteien und ihre Helfer."
In 22 der 23 Regierungsbezirke des Jemen: Hunger und jetzt auch die Cholera. Ein geplantes Impfprogramm der UN, abgesagt aufgrund der Sicherheitslage und der Infrastruktur eines Landes, das zusammenbricht. Über 55 Prozent der Krankenhäuser zerstört, zerbombt, zerschossen. Das gesamte Gesundheitssystem sagt O´Brien, es kollabiert.
"Über 30.000 medizinische Helfer haben seit über einem Jahr keine Gehälter mehr erhalten. Es gibt kein Geld für Wasserpumpen, Klärwerke, für Krankenhäuser."
Geberkonferenz lässt sich 2,1 Milliarden Dollar zusagen
Und die Cholera weitet sich aus. Rasend schnell. Der Jemen, er ist nach UN-Angaben zur größten humanitären Krise der Welt aufgestiegen. Still und leise. Alle sechs Wochen ein Zustandsbericht der Katastrophe im Sicherheitsrat. Selbst der Sprecher von UN-Generalsekretär Guterres, Stephane Dujarric, wird später am Tag alle Diplomatie fahren lassen. Die Cholera-Epidemie sagt er, sie sei nicht von Gott geschickt.
"Und alle, die ihren Finger am Abzug haben müssen jetzt endlich aufhören zu schießen, sie müssen nach einer politischen Lösung suchen."
Noch im April hatte die Welt auf einer Geberkonferenz in Genf Geld für den Jemen gesammelt. Versprochen - gebrochen, sagt O Brien. 2,1 Milliarden Dollar seien nötig. 30 Prozent davon seien konkret da. Wir brauchen Geld, sagt O´Brien, der vom Nothilfekoordinator zum Bettler für den Jemen wird.
Hilfsgelder fließen nicht
Allein die Choleraseuche sorge jetzt dafür, dass zusätzlich eine viertel Milliarde Dollar fließen müsste. Nichts aber fließt. Allenfalls die Tränen der Opfer, die, sagt O´Brien doch nur wie Menschen behandelt werden wollen.
"Die Jemeniten verdienen das wie alle Völker. So wie sie hier am Tisch auch, oder so wie alle, die gerade in der Hauptstadt Sanaa oder Taizz um ihr Leben fürchten."