"Hier haben wir natürlich ein herrliches Beispiel. Da parkt ein Auto wirklich komplett auf dem Gehweg. Da ist absolut kein Durchkommen mehr möglich, wir haben vier Gehwegplatten, das heißt irgendwie 1,60 Meter. Und der Wagen, der wird ungefähr auch die Breite haben, als Fußgänger bin ich jetzt gezwungen, über die Straße auszuweichen."
"Das wird besonders problematisch, hier haben wir abgesenkte Bordsteine, aber das ist ja nicht der Regelfall. Und wenn man dann mit Kinderwagen, Rollator, Rollstuhl et cetera unterwegs ist, ist das ja ein echtes Problem. Das kann bedeuten, dass der Rollstuhlfahrer zurückgehen muss, bis zur nächsten Absenkung, um überhaupt seinen Weg machen zu können!"
Unterwegs im Zick-Zack-Kurs
Zu Fuß unterwegs im Kölner Stadtteil Ehrenfeld. Weit kommen Dirk Frölich und Ralph Herbertz von der Initiative #gehwegfrei nicht. Dann hört der Bürgersteig zwar nicht auf, aber ein Auto stoppt sie unfreiwillig. Es benötigt die ganze Breite des Fußwegs, um die anderen Autos auf der schmalen Einbahnstraße nicht zu behindern. Dafür behindert es aber die ganz normalen Fußgänger. Die noch nicht einmal etwas mithaben, keine Einkaufstasche, keinen Kinderwagen, oder gar mit einem Rollator unterwegs sind. Kein Durchkommen. Alle, die zu Fuß unterwegs sind, müssen auf die Straße ausweichen. Alltag in vom schmalen Einbahnstraßen geprägten Ehrenfeld.
Was für die Autofahrer bei all der Platznot ein notwendiges Übel ist, sorgt bei Fußgängern verstärkt für Frust. Denn viele Autofahrer lösen das Parkplatz-Problem, indem sie ihr Fahrzeug seitlich auf den Bürgersteigen abstellen. In NRW ist das zwar so nicht erlaubt, doch solange noch 80 Zentimeter für die Passanten bleiben, drückt man in Köln ein Auge zu. Doch immer mehr Bürgern ist das ein Dorn im Auge. Auch für Ralph Herbertz und Dirk Frölich, die über 100 Organisationen hinter sich wissen, von denen sie unterstützt werden. Für sie ist der Bürgersteig Lebensraum für Fußgänger, der immer weniger wird. Damit verschaffen sie einem Thema Gehör, was im Gegensatz zur starken Auto-Lobby, und dem umweltfreundlichen Fahrrad-Boom, wenig bis gar keine Aufmerksamkeit bekommt. Dabei sind diese Hürden im Alltag fest verankert, wie wir an der nächsten Straßenecke im Gespräch mit einer Passantin erfahren:
"Jedes Mal, wenn mir jemand entgegenkommt, wechsele ich entweder die Straßenseite, oder gehe eben auf die Straße, weil es anders nicht geht, ne."
"Sie haben ja genau das bestätigt, worüber wir jetzt irgendwie zum Teil sehr theoretisch gesprochen haben. Aber war ja exakt die Situation beschrieben."
"Mir fällt das halt immer auf, wenn ich zum Sport gehe mit der großen Tasche, und mir kommt jemand entgegen. Ja, wer zieht die Tasche ein, oder wer macht Platz? Das ist immer so Rücksichtnahme, Schnick Schnack Schnuck. Wer ist schneller am Auto vorbei, ja genau."
"Jedes Mal, wenn mir jemand entgegenkommt, wechsele ich entweder die Straßenseite, oder gehe eben auf die Straße, weil es anders nicht geht, ne."
"Sie haben ja genau das bestätigt, worüber wir jetzt irgendwie zum Teil sehr theoretisch gesprochen haben. Aber war ja exakt die Situation beschrieben."
"Mir fällt das halt immer auf, wenn ich zum Sport gehe mit der großen Tasche, und mir kommt jemand entgegen. Ja, wer zieht die Tasche ein, oder wer macht Platz? Das ist immer so Rücksichtnahme, Schnick Schnack Schnuck. Wer ist schneller am Auto vorbei, ja genau."
"Wir brauchen den Platz, um uns bewegen zu können"
Dabei ist der Anteil des Autos am Gesamtverkehr schon erheblich zurückgegangen. In der Studie Mobilität des Bundesministeriums für Verkehr und Infrastruktur sinkt er für Köln von 43 auf 35 Prozent. Damit sind die Ziele der Stadt für das Jahr 2025 schon jetzt fast erreicht. Dann soll das Auto nur noch ein Drittel Anteil am Gesamtverkehr besitzen. Eine erfreuliche Entwicklung, die vor allem dem Fahrradboom zu verdanken ist. Doch die Anteile der Wege, die zu Fuß zurückgelegt werden, haben sich kaum verändert. Sie liegen stabil bei 25 Prozent. Für die Verkehrsdezernentin der Stadt Köln, Andrea Blome, wird sich dies kaum noch steigern lassen. Gerade in einer Millionenstadt, wo die Distanzen weit sind:
"Wir wollen den Trend dazu haben, dass eben die Kölnerinnen und Kölner hier in der Stadt ihre Wege vorzugsweise zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV zurücklegen. Und ich glaube, dass passt auch zusammen. Weil die Menschen sich zu Fuß in ihrem Veedel bewegen. Aber wenn sie jetzt zur Arbeit gehen, das ist jetzt wahrscheinlich ein bisschen weit. Nun ist Köln ja auch riesengroß. Also insofern glaube ich, dass dieser Anteil von rund 25 Prozent an Fußgängern, weiß nicht, ob der noch groß gesteigert werden kann. In den Veedeln brauchen wir die Qualitäten, den Platz, um dann sich auch bewegen zu können."
"Wir wollen den Trend dazu haben, dass eben die Kölnerinnen und Kölner hier in der Stadt ihre Wege vorzugsweise zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV zurücklegen. Und ich glaube, dass passt auch zusammen. Weil die Menschen sich zu Fuß in ihrem Veedel bewegen. Aber wenn sie jetzt zur Arbeit gehen, das ist jetzt wahrscheinlich ein bisschen weit. Nun ist Köln ja auch riesengroß. Also insofern glaube ich, dass dieser Anteil von rund 25 Prozent an Fußgängern, weiß nicht, ob der noch groß gesteigert werden kann. In den Veedeln brauchen wir die Qualitäten, den Platz, um dann sich auch bewegen zu können."
Offener Brief an die Oberbürgermeisterin bisher unbeantwortet
Umweltgerechte Mobilität liegt also im Trend. Zu Fuß in den Stadtteilen, in Köln Veedel genannt. Für längere Strecken dann Rad oder eben Bahn und Bus. Doch immer noch werden gerade in der Stadt sehr viele Wege mit dem Auto für eine Strecke von ein bis zwei Kilometern zurückgelegt. Und das bei der vorhandenen Parkplatznot in den Großstädten, die sich in Köln wegen seiner engen Straßen noch einmal potenziert. Um diese Strecken barrierefrei auch zu Fuß zurücklegen zu können, haben die Akteure von #gehwegfrei einen offenen Brief an die Oberbürgermeisterin Henriette Reker verfasst, der seit über einem Jahr unbeantwortet ist. Darin fordern sie, dass das Ordnungsamt die geltende Gesetzeslage anwendet und in Köln umsetzt, das heißt Strafzettel verteilen für Autos auf Gehwegen, die keine 1,20 Meter Platz mehr für Fußgänger lassen.
Andrea Blome verspricht hier konsequentes Handeln, wenn ein Auto wie vorhin den Gehweg zuparkt:
"Auf dem Gehweg zu stehen ist nicht erlaubt, sollte von einem Knöllchen belohnt werden in Anführungszeichen. Und zeigt uns natürlich, dass wir wirklich aufräumen müssen in den Straßen."
"Auf dem Gehweg zu stehen ist nicht erlaubt, sollte von einem Knöllchen belohnt werden in Anführungszeichen. Und zeigt uns natürlich, dass wir wirklich aufräumen müssen in den Straßen."