Bettina Klein: DAB+ startet heute, ein neuer digitaler Standard bei der Ausstrahlung von Radioprogrammen. Die interessanteste Frage ist wohl: Wenn ich ein normales terrestrisches UKW-Radio nur besitze und manchmal mich über den schlechten Empfang ärgere, kann ich dann ab heute schon besser und einfacher Radio hören? Das war meine erste Frage an Willi Steul, Intendant des Deutschlandradios.
Willi Steul: Wenn Sie ein Radiogerät haben, was zum Empfang von DAB – also das ist Digital Audio Broadcasting – zum digitalen Radio ausgerüstet ist, dann können Sie empfangen, Sie haben eine wesentlich bessere Qualität. Und das ist in der ersten Ausbaustufe, ab heute ist das in 27 Stationen, die großen Ballungsgebiete in der Bundesrepublik, und in der letzten Ausbaustufe – das hoffen wir, dass das bis 2015 geschehen kann – dann auch überall entlang den Autobahnen, und dann werden wir eine fast hundertprozentige Versorgung der Bevölkerung haben.
Klein: Ich brauche ein spezielles Gerät. Woher weiß ich, ob mein Radiogerät nun schon DAB oder DAB+ empfangen kann?
Steul: Sie können davon ausgehen, dass Ihr Radio das nicht empfangen kann. Wenn Sie die Entscheidung treffen, ein neues Radio zu kaufen, dann sollten Sie unbedingt in einem Geschäft nach einem sogenannten Hybridradio fragen. Das heißt, das sind Radiogeräte, die gibt es ab etwa 50 Euro, also das ist jetzt auch nicht die Welt, die das kostet, es gibt natürlich auch sehr viel teurere. Dann sollten Sie nach einem Gerät fragen, was sowohl DAB – digitales Radio – empfangen kann, dort empfangen Sie nämlich Sender, die können Sie sonst nicht empfangen über UKW, ein Radio, was auch UKW – Ultrakurzwelle – empfängt, und auch eines, was für Internetempfang ausgerüstet ist, und dann haben Sie die ganze Palette der modernen Ausstrahlungsmöglichkeiten.
Klein: Wie verbreitet sind diese Geräte gegenwärtig schon?
Steul: Ich habe im Moment keine genauen Kenntnisse darüber, aber es sind sehr wenige. Dies ist eine neue Technologie, den Durchbruch wirklich, und dass wir auch, wir jetzt als öffentlich-rechtlicher Rundfunk, die Finanzierung dafür freigegeben wurde für DAB+, diese weiterentwickelte DAB-Technik, die Entscheidung ist de facto erst im vergangenen Februar gefallen. Es gibt ein Konsortium, das Deutschlandradio zusammen mit kommerziellen Radiobetreibern, zum Beispiel Klassik Radio, und wir bauen den sogenannten – das heißt, man baut den für uns auf, das ist die MEDIA BROADCAST–, ein Sendernetz auf mit dieser Ausstrahlungsfähigkeit für die ganze Bundesrepublik und es wird – und da sind dann die ARD-Landesrundfunkanstalten daran beteiligt – regionale Netze geben für die Gebiete der Landesrundfunkanstalten. Und am Ende – nun fragen Sie mich aber bitte nicht, wann das der Fall sein kann –, und am Ende könnte man dann auf UKW verzichten.
Klein: Nun sind die Netze das eine, die Geräte, wie wir gehört haben, das andere. Gibt es so eine Art von Kooperation zwischen den Sendern, die dieses nun entwickeln wollen, und den Radioherstellern, sodass man davon ausgehen kann, dass irgendwann einmal alle Geräte, die man im Handel zu kaufen bekommt, DAB+-fähig sind?
Steul: Das hoffen wir. Am Ende wird sich das sowieso am Markt entscheiden. DAB hat den großen Vorteil, dass es ein viel störungsfreierer Empfang ist, dass er leichter zu händeln ist, eine CD-ähnliche Klangqualität, und man kann mit dieser Technologie Zusatzinformationen übermitteln. Das heißt, Sie drücken dann auf einen Knopf – jetzt mache ich es ganz einfach –, Sie drücken auf einen Knopf auf diesem Gerät und dann haben Sie von Deutschlandradio, während Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur, DRadio Wissen laufen, haben Sie zusätzlich die Möglichkeit, Verkehrsfunk noch einmal zu haben, Sie haben Wetter, wir werden möglicherweise dieses Wetter auch regional splitten können. Das heißt, über diese DAB-Technologie sind sogenannte zusätzliche Informationen, sogenannte Datendienste lieferbar oder Bilder zum Beispiel auch, man kann Sie dann abfilmen, wie Sie morgens – vielleicht noch ein bisschen müde, Frau Klein – im Studio moderieren oder auch ganz frisch moderieren! Also jede Menge von Zusatzinformationen und das macht die gesamte Qualität des Rundfunks zu einem anderen Ding.
Klein: Nun gibt es den DAB-Standard ja bereits seit etlichen Jahren, er hat sich offenbar nicht so am Markt durchgesetzt, wie man das erhofft hatte. Weshalb dann jetzt DAB+?
Steul: DAB gibt es schon seit fast 20 Jahren, oder über 20 Jahren als Technologie. Es hat Pilotprojekte gegeben, auch der Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur haben an diesen DAB-Projekten teilgenommen. Dies ist jetzt eine Weiterentwicklung in Großbritannien, in den Niederlanden, in Belgien, in der Schweiz, in Österreich, die Kollegen sind schon weiter, etwa 20 Prozent der britischen Radiohörer haben DAB-Geräte, meine Tochter, die in England studiert, hat sich eins gekauft für 18 Pfund, und wir hinken in Deutschland noch etwas hinterher. Aber wir hoffen, dass wir mit dieser verbesserten DAB-Technologie, also DAB+, mit diesem modernen digitalen Radio dann den Durchbruch erreichen. Aber wie gesagt, ich habe ja schon mal gesagt: Es wird sich am Markt entscheiden, es wird sich daran entscheiden, ob die Menschen, ob wir sie auch überhaupt darüber ausreichend informieren können, dass es diese neue Technologie gibt.
Klein: Wo liegen die Verbesserungen bei DAB+, die Sie jetzt hoffen lassen?
Steul: Ja, das sind diese größeren Zusatzdienste, die weiteren Informationsmöglichkeiten, die Sie dazu haben. Wir können auch Bilder zum Beispiel versenden über dieses DAB und weitere Textinformationen, also Hintergrundinformationen. Wir können Ihre Moderation anschließend nachlesen auf dem Radiogerät, auf dem kleinen Bildschirm, das diese Geräte haben, falls man das dann will. Also die Möglichkeiten, das ist dann nicht mehr nur reines Radio, es ist nicht nur mehr reines Hören.
Klein: Sie haben es angesprochen: Es muss sich noch die Frage beantworten, ob es sich am Markt durchsetzt, es gibt noch einige Unsicherheitsfaktoren. Kann man zu diesem Zeitpunkt dann schon sagen, welche medienpolitische Zukunft dieses neue DAB+-System haben wird?
Steul: Es wird sich in den nächsten Jahren entscheiden, ob dieser dann eigenständige digitale Verbreitungsweg für Radio sich durchsetzt oder ob das Internet sich durchsetzt. Ich glaube, dass es immer eine Mischung geben wird. Sie können über Internet Radio hören, Sie können über diesen neuen DAB-Weg Radio hören, es gab noch einen sehr, sehr großen Vorteil für uns jetzt auch direkt: Sie können mit einer Frequenz Deutschlandfunk von Flensburg bis Berchtesgaden hören, Deutschlandradio hat deshalb ein hohes Interesse daran, weil wir mit unseren drei Programmen im UKW mit Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur Frequenzinseln bespielen, über 300 Frequenzen, die nicht miteinander verbunden sind. Wenn Sie auf der Autobahn fahren, verlieren Sie unseren Sender, das liegt an der Frequenzknappheit, obwohl wir über 300 kleine Frequenzen bespielen – was auch sehr teuer ist –, und die Bespielung mit dem DAB-Standard entspricht etwa nur etwas mehr als einem Drittel der Kosten, die wir bei UKW und Mittelwelle haben. Es ist umweltschonender, es ist energiesparender und es ist für uns kostengünstiger.
Klein: Willi Steul, der Intendant des Deutschlandradios, über den neuen digitalen Standard DAB+, der bei der Ausstrahlung von Radioprogrammen heute startet.
Weitere Beiträge zum Thema:
Übersichtsseite Digitalradio
Verbrauchertipp vom 28. Juli 2011
Webschau bei DRadio Wissen vom 1. August 2011
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Willi Steul: Wenn Sie ein Radiogerät haben, was zum Empfang von DAB – also das ist Digital Audio Broadcasting – zum digitalen Radio ausgerüstet ist, dann können Sie empfangen, Sie haben eine wesentlich bessere Qualität. Und das ist in der ersten Ausbaustufe, ab heute ist das in 27 Stationen, die großen Ballungsgebiete in der Bundesrepublik, und in der letzten Ausbaustufe – das hoffen wir, dass das bis 2015 geschehen kann – dann auch überall entlang den Autobahnen, und dann werden wir eine fast hundertprozentige Versorgung der Bevölkerung haben.
Klein: Ich brauche ein spezielles Gerät. Woher weiß ich, ob mein Radiogerät nun schon DAB oder DAB+ empfangen kann?
Steul: Sie können davon ausgehen, dass Ihr Radio das nicht empfangen kann. Wenn Sie die Entscheidung treffen, ein neues Radio zu kaufen, dann sollten Sie unbedingt in einem Geschäft nach einem sogenannten Hybridradio fragen. Das heißt, das sind Radiogeräte, die gibt es ab etwa 50 Euro, also das ist jetzt auch nicht die Welt, die das kostet, es gibt natürlich auch sehr viel teurere. Dann sollten Sie nach einem Gerät fragen, was sowohl DAB – digitales Radio – empfangen kann, dort empfangen Sie nämlich Sender, die können Sie sonst nicht empfangen über UKW, ein Radio, was auch UKW – Ultrakurzwelle – empfängt, und auch eines, was für Internetempfang ausgerüstet ist, und dann haben Sie die ganze Palette der modernen Ausstrahlungsmöglichkeiten.
Klein: Wie verbreitet sind diese Geräte gegenwärtig schon?
Steul: Ich habe im Moment keine genauen Kenntnisse darüber, aber es sind sehr wenige. Dies ist eine neue Technologie, den Durchbruch wirklich, und dass wir auch, wir jetzt als öffentlich-rechtlicher Rundfunk, die Finanzierung dafür freigegeben wurde für DAB+, diese weiterentwickelte DAB-Technik, die Entscheidung ist de facto erst im vergangenen Februar gefallen. Es gibt ein Konsortium, das Deutschlandradio zusammen mit kommerziellen Radiobetreibern, zum Beispiel Klassik Radio, und wir bauen den sogenannten – das heißt, man baut den für uns auf, das ist die MEDIA BROADCAST–, ein Sendernetz auf mit dieser Ausstrahlungsfähigkeit für die ganze Bundesrepublik und es wird – und da sind dann die ARD-Landesrundfunkanstalten daran beteiligt – regionale Netze geben für die Gebiete der Landesrundfunkanstalten. Und am Ende – nun fragen Sie mich aber bitte nicht, wann das der Fall sein kann –, und am Ende könnte man dann auf UKW verzichten.
Klein: Nun sind die Netze das eine, die Geräte, wie wir gehört haben, das andere. Gibt es so eine Art von Kooperation zwischen den Sendern, die dieses nun entwickeln wollen, und den Radioherstellern, sodass man davon ausgehen kann, dass irgendwann einmal alle Geräte, die man im Handel zu kaufen bekommt, DAB+-fähig sind?
Steul: Das hoffen wir. Am Ende wird sich das sowieso am Markt entscheiden. DAB hat den großen Vorteil, dass es ein viel störungsfreierer Empfang ist, dass er leichter zu händeln ist, eine CD-ähnliche Klangqualität, und man kann mit dieser Technologie Zusatzinformationen übermitteln. Das heißt, Sie drücken dann auf einen Knopf – jetzt mache ich es ganz einfach –, Sie drücken auf einen Knopf auf diesem Gerät und dann haben Sie von Deutschlandradio, während Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur, DRadio Wissen laufen, haben Sie zusätzlich die Möglichkeit, Verkehrsfunk noch einmal zu haben, Sie haben Wetter, wir werden möglicherweise dieses Wetter auch regional splitten können. Das heißt, über diese DAB-Technologie sind sogenannte zusätzliche Informationen, sogenannte Datendienste lieferbar oder Bilder zum Beispiel auch, man kann Sie dann abfilmen, wie Sie morgens – vielleicht noch ein bisschen müde, Frau Klein – im Studio moderieren oder auch ganz frisch moderieren! Also jede Menge von Zusatzinformationen und das macht die gesamte Qualität des Rundfunks zu einem anderen Ding.
Klein: Nun gibt es den DAB-Standard ja bereits seit etlichen Jahren, er hat sich offenbar nicht so am Markt durchgesetzt, wie man das erhofft hatte. Weshalb dann jetzt DAB+?
Steul: DAB gibt es schon seit fast 20 Jahren, oder über 20 Jahren als Technologie. Es hat Pilotprojekte gegeben, auch der Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur haben an diesen DAB-Projekten teilgenommen. Dies ist jetzt eine Weiterentwicklung in Großbritannien, in den Niederlanden, in Belgien, in der Schweiz, in Österreich, die Kollegen sind schon weiter, etwa 20 Prozent der britischen Radiohörer haben DAB-Geräte, meine Tochter, die in England studiert, hat sich eins gekauft für 18 Pfund, und wir hinken in Deutschland noch etwas hinterher. Aber wir hoffen, dass wir mit dieser verbesserten DAB-Technologie, also DAB+, mit diesem modernen digitalen Radio dann den Durchbruch erreichen. Aber wie gesagt, ich habe ja schon mal gesagt: Es wird sich am Markt entscheiden, es wird sich daran entscheiden, ob die Menschen, ob wir sie auch überhaupt darüber ausreichend informieren können, dass es diese neue Technologie gibt.
Klein: Wo liegen die Verbesserungen bei DAB+, die Sie jetzt hoffen lassen?
Steul: Ja, das sind diese größeren Zusatzdienste, die weiteren Informationsmöglichkeiten, die Sie dazu haben. Wir können auch Bilder zum Beispiel versenden über dieses DAB und weitere Textinformationen, also Hintergrundinformationen. Wir können Ihre Moderation anschließend nachlesen auf dem Radiogerät, auf dem kleinen Bildschirm, das diese Geräte haben, falls man das dann will. Also die Möglichkeiten, das ist dann nicht mehr nur reines Radio, es ist nicht nur mehr reines Hören.
Klein: Sie haben es angesprochen: Es muss sich noch die Frage beantworten, ob es sich am Markt durchsetzt, es gibt noch einige Unsicherheitsfaktoren. Kann man zu diesem Zeitpunkt dann schon sagen, welche medienpolitische Zukunft dieses neue DAB+-System haben wird?
Steul: Es wird sich in den nächsten Jahren entscheiden, ob dieser dann eigenständige digitale Verbreitungsweg für Radio sich durchsetzt oder ob das Internet sich durchsetzt. Ich glaube, dass es immer eine Mischung geben wird. Sie können über Internet Radio hören, Sie können über diesen neuen DAB-Weg Radio hören, es gab noch einen sehr, sehr großen Vorteil für uns jetzt auch direkt: Sie können mit einer Frequenz Deutschlandfunk von Flensburg bis Berchtesgaden hören, Deutschlandradio hat deshalb ein hohes Interesse daran, weil wir mit unseren drei Programmen im UKW mit Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur Frequenzinseln bespielen, über 300 Frequenzen, die nicht miteinander verbunden sind. Wenn Sie auf der Autobahn fahren, verlieren Sie unseren Sender, das liegt an der Frequenzknappheit, obwohl wir über 300 kleine Frequenzen bespielen – was auch sehr teuer ist –, und die Bespielung mit dem DAB-Standard entspricht etwa nur etwas mehr als einem Drittel der Kosten, die wir bei UKW und Mittelwelle haben. Es ist umweltschonender, es ist energiesparender und es ist für uns kostengünstiger.
Klein: Willi Steul, der Intendant des Deutschlandradios, über den neuen digitalen Standard DAB+, der bei der Ausstrahlung von Radioprogrammen heute startet.
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