"Bei der Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit muss Deutschland einiges nachholen."
So Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, kürzlich hier in den Kulturfragen. Und vielleicht kam der Stein der Aufarbeitung tatsächlich mit der Kultur erst so richtig ins Rollen, denn einer der Streitpunkte rund um das Humboldt-Forum sind die Artefakte, die dort ausgestellt werden sollen und deren Herkunft teilweise nicht ganz geklärt ist.
Kolonialgeschichte - verbunden mit Völkermord
Das betrifft natürlich viele andere Museen auch, und selbst wenn man weiß, wo ein Objekt herkommt, ist vielleicht nicht ganz klar, unter welchen Umständen es nach Deutschland kam. Zu Kolonialzeiten war fairer Handel wohl eher nicht der Normalzustand. Im Gegenteil: Die deutsche Kolonialgeschichte ist untrennbar verbunden mit dem Völkermord an den Herero und Nama, den die Bundesregierung erst seit letztem Jahr als solchen anerkennt. Schädel und Gebeine der getöteten Herero und Nama befinden sich heute immer noch im Bestand der Stiftung preußischer Kulturbesitz - auch darum gibt es Streit. Dazu kommen Diskussionen um Straßennamen, die - heute würde man sagen - Kriegsverbrecher würdigen.
Komplexität des Themas nicht mitbedacht?
Wie Monika Grütters also schon sagte: Bei der Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit hat Deutschland einiges nachzuholen. Aber selbst die postkoloniale Kritik kommt in die Kritik, weil sie, so der Vorwurf, sich der Komplexität des Themas verweigert - eine Ausstellung in Bremen wird genau deswegen kritisiert.
Was die Kultur, was Museen zum Erinnern und zur Aufklärung beitragen können und müssen, darüber unterhalte ich mich in der nächsten halben Stunde mit dem Afrikawissenschaftler Jürgen Zimmerer.