Martin Luther habe daran erinnert, dass Jesus Jude war und dass Juden für Christen ein Objekt der Bekehrung sind. Damit habe Luther eine "außerordentlich revolutionäre Position" vertreten. Denn sie schließe die Vorstellung ein, Juden bedingungslos in der christlichen Gemeinschaft leben zu lassen. Am Ende sei Luther aber niemals ein Judenfreund gewesen, der Juden gleiche Rechte wie Christen zugestanden hätte.
Die Gefahr einer Wiederbelebung des lutherischen Antisemitismus sei immer gegeben, so der Kirchenhistoriker. Solange seine Texte in der Welt seien, werde es Menschen geben, die Luthers "übermächtige Autorität" nutzen, um sich auf seine antisemitischen Positionen zu beziehen. Der Luther-Heroismus des 19. Jahrhunderts sei daher unangebracht. In seiner ganzen Gebrochenheit und Zeitgebundenheit stellte Luther keine Leitfigur dar, an der man sich heute orientieren könne.
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