Heute vor sechs Monaten bin ich von Köln abgereist. Ich dachte in kurzer Zeit wieder zu Hause zu sein.- Schwere sechs Monate liegen hinter mir. Die schwersten meines bisherigen Lebens und die entscheidungsvollsten für mein Inneres. Ob sie zu meinem Besten ausgeschlagen sind? Ich hoffe es. Wie mag es in Deutschland in 6 Monaten aussehen, wo mag ich sein, wo meine Familie; ich weiß es nicht. Alles ist ungewiss, alles ist schwankend.
Am 13. September 1933 schreibt Konrad Adenauer diese Sätze in sein Tagebuch. Seit Ende April hält er sich in der Benediktinerabteil Maria Laach auf. Der Abt Ildefons Herwegen, ein Freund aus der Schulzeit, hat ihm Asyl gewährt. Hier, am stillen Laacher See, fühlt sich Adenauer sicher vor dem Zugriff der Nazis. Unmittelbar nach der so genannten Machtübernahme hat die NSDAP alle Hebel in Bewegung gesetzt, den verhassten Kölner Oberbürgermeister loszuwerden.
Adenauer hat gar nicht erst den Versuch unternommen, sich mit den braunen Machthabern zu arrangieren. Beim Besuch des neuen Reichskanzlers Adolf Hitler in der Domstadt erteilt er die Anweisung, auf der Deutzer Rheinbrücke die Hakenkreuzfahnen zu entfernen und durch die Kölner Stadtfarben zu ersetzen. Adenauer wird beurlaubt. Am 14. März titelt der "Westdeutsche Beobachter": "Ungeheurer Jubel Kölns über die Verjagung Adenauers." Im Juli wird Adenauer, schon im Benediktiner-Asyl, als "national unzuverlässig" aus den Diensten der Stadt entlassen.
Adenauer, der Nazi-Gegner. Sie lassen ihn nicht aus den Fängen: Verhaftung nach dem Röhm-Putsch, Verhaftung nach dem Attentat vom 20. Juli, Gestapo-Gefängnis Köln, Gestapo-Gefängnis Brauweiler. Die Angst, das taumelnde Regime werde mit ihm, wie mit anderen Unbeugsamen, vor dem Ende kurzen Prozess machen. Viele Regalmeter umfasst die Adenauer-Forschung. Alle Kapitel im langen und reichen Leben des Mannes, der, im 19. Jahrhundert wurzelnd, mit 73 erster Kanzler der Bundesrepublik wurde, dem geschändeten Deutschland Ansehen verschaffte und es auf dem langen Weg nach Westen den entscheidenden Schritt voranbrachte - jedes Kapitel scheint längst und abschließend geschrieben: Die Zeit als vorausschauend gestaltender Kölner Oberbürgermeister, als einflussreicher Zentrumspolitiker in der ersten deutschen Republik; dann die Nazi-Zeit mit Verbannung und Verfolgung, schließlich die vierzehn Jahre als Bundeskanzler.
Bei dieser Forschungsfülle ist das Auftauchen neuer Dokumente auch dann ein Ereignis, wenn sie die das Geschichtsbild prägenden Züge nicht wesentlich verändern. Die Trouvaille ist ein Konvolut von 33 Briefen, die Adenauer 1933 und in den folgenden Jahren an Dora Pferdmenges schrieb. Gefunden hat man sie 2003. Ein Buch wurde daraus, herausgegeben und bearbeitet von Hans-Peter Mensing und Ursula Raths. Dora Pferdmenges: Ehefrau des legendären Bankiers und Kanzler-Beraters Robert Pferdmenges. Der Bankier: ein angeheirateter Onkel ist Friedrich Engels, der mit Karl Marx das Kommunistische Manifest schrieb. Pferdmenges selbst, anders als Adenauer Protestant, ist "Miterfinder" der paritätischen Mitbestimmung in der Montanindustrie, im Dritten Reich ist er als "judenfreundlich" Schikanen ausgesetzt. Das Ehepaar Pferdmenges hält dem vertriebenen Kölner Oberbürgermeister die Treue. Dora Pferdmenges besucht Adenauer im Maria Laacher Benediktiner-Asyl. Adenauers Briefe an Dora Pferdmenges enthalten, sofern man eine Kommentierung der politische Tagesereignisse erwartet, nur äußerst zurückhaltende Notate. Der Schreiber weiß um die Gefährdung der Empfängerin und seiner selbst. Die Selbstzensur erlaubt nur vorsichtige Anmerkungen zur eigenen Lage. Adenauer am 27. April 1933, einen Tag nach der Ankunft am Laacher See:
Liebe Frau Pferdmenges. Hier stürzte gestern nach all' den Erlebnissen der letzten Wochen die Stille und Einsamkeit geradezu mit erdrückender Gewalt auf mich herab trotz der Schönheit der Natur und des Zaubers der Obstblüte in dem riesigen Klostergarten.
Die Einsamkeit setzt dem tätigen Mann zu. Adenauer ist bewusst, es geht nicht nur um die Sicherung von Leib und Leben. Er muss der Versuchung zur Schwermut widerstehen. Was hilft, ist der der Glaube an Gott. Adenauer am 16.Mai 1933:
Liebe Frau Pferdmenges. Sie können sich nicht vorstellen, welche Wohltat Ihr Brief vom 12. war. Ich war schon einige Tage in recht depressiver Stimmung: die außenpolitische Lage, die Zukunft meiner Familie, meine zukünftige Arbeit, Trennung, das Demütigende meiner gegenwärtigen Lage. Sie haben Recht, wenn Sie sagen, dass sich jede Schuld auf Erden rächt, von dem Satz gibt es keine Ausnahme. Ich glaube, man überwindet diese Zeiten nur, wenn man sich gewöhnt, in größeren Zeiträumen zu denken, wenn man das irdische Dasein nur als Teil des Menschlichen zu betrachten sich bestrebt, und wenn man fest glaubt, dass es einen Gott gibt, der zwar auch in den sichtbaren Dingen sich zeigt, der aber über diesen steht und unabhängig von ihnen ist.
Adenauer am 19. September 1933
Liebe Frau Pferdmenges. Über dem See ist die Luft jetzt oft ganz silbrig, eine entzückende Färbung, die Natur ist noch schön, aber so müde, sterbensmüde. Man sieht ihr an, wie gerne sie zur süßen Ruhe geht.
Ein paar Zeilen weiter:
Ich bin wirklich nicht verzweifelt, wenngleich ich davon überzeugt bin, dass ich niemals wieder eine meine Kraft ausfüllende Arbeit bekomme und insofern, wenn man will, eine erledigte Existenz bin. Ich muss deshalb versuchen, aus den vorhandenen Trümmern eine bescheidene Hütte zu errichten.
Man erfährt aus den Briefen eine Menge über Adenauers Lektüre und ist erstaunt. Er arbeitet sich durch Schopenhauer, erfreut sich an Gedichten Rilkes, greift zu einer Biographie über Talleyrand, eröffnet der Brieffreundin, dass er den zweiten Teil des Faust dem ersten vorzieht und äußert sich über eine Lohengrin-Aufführung Hofmüllers, die er vor der Verbannung erlebt hat. Eben jener Hofmüller bekommt später Probleme, weil er es wagt, an der Kölner Oper jüdische Sänger auftreten zu lassen. Ganz vereinzelt finden sich dann doch politische Äußerungen, so wenn er der Zentrumspartei Versagen vorwirft, von Hugenberg sagt, dass er einmal als derjenige in die Geschichte eingehen werde, der den Parlamentarismus zerstört hat. An anderer Stelle schreibt er verzweifelt:
Meines Erachtens ist unsere einzige Rettung ein Monarch, ein Hohenzoller oder auch ein Hitler, erst Reichspräsident auf Lebenszeit, dann kommt die folgende Stufe.
Dadurch, so meint er, könne die NS-Bewegung in ein "ruhigeres Fahrwasser" kommen. Um Dora Pferdmenges dann im nächsten satt zu warnen:
Diskutieren Sie bitte nicht mit einem Nazi, Sie schaden sich nur selbst.
Und immer wieder gibt er, der große Naturliebhaber und Rosenzüchter, der Brieffreundin floristische Ratschläge, so im Postscriptum des ersten Briefes:
Bitte machen Sie von der Skimmia einige Stecklinge, wenn die jungen Triebe anfangen zu verholzen. Meine Adresse ist: Außenumschlag an die Abtei Maria Laach, Bezirk Koblenz, Rheinland, Innenumschlag und persönliche Adresse, Es ist erwünscht, auch im Interesse des Klosters, dass mein Aufenthalt wenig bekannt wird.
Man lernt in diesen Briefen einen anderen Adenauer kennen. Der sonst eher verschlossene Mann, zum Zynismus neigend, gestattet Blicke in sein Innerstes. Nicht zuletzt das ist es, was diesen Briefband, von den Herausgebern sorgsam ediert, lesenswert macht. Der letzte Brief - ein großer Zeitsprung. Das Dritte Reich ist längst und verdientermaßen untergegangen, die Geburt der Bundesrepublik kündigt sich an. Adenauer, der noch 16 Jahre zuvor glaubte, vor den Trümmern seiner persönlichen Existenz zu stehen, wird nach der Zertrümmerung Deutschlands durch das Hitler-Regime Existenzgründer eines neuen Deutschlands sein. Bald wird er, 73-jährig, zum Bundeskanzler gewählt werden. Welche Wendung des Schicksals! Adenauer am 2. Februar 1949:
Liebe Frau Pferdmenges. In Bonn werden zur Zeit wichtigste, für die Zukunft Deutschlands entscheidende Gespräche - Verhandlungen - geführt. Dass ich vom Geschick in meinem Alter dazu verurteilt bin, eine maßgebende Rolle dabei zu spielen, ist mir alles andere als eine Freude. Aber es bleibt keine Wahl: Man muss den Platz auszufüllen versuchen, auf den man gestellt ist. Aber beneidenswert ist ein Mensch, der ein persönliches Leben führen kann.
Günter Müchler rezensierte "Freundschaft in schwerer Zeit. Die Briefe Konrad Adenauers an Dora Pferdmenges 1933 - 1949." Herausgegeben von Ursula Raths und Hans Peter Mensing im Bouvier Verlag Bonn. 224 Seiten, 19 Euro 90.
Am 13. September 1933 schreibt Konrad Adenauer diese Sätze in sein Tagebuch. Seit Ende April hält er sich in der Benediktinerabteil Maria Laach auf. Der Abt Ildefons Herwegen, ein Freund aus der Schulzeit, hat ihm Asyl gewährt. Hier, am stillen Laacher See, fühlt sich Adenauer sicher vor dem Zugriff der Nazis. Unmittelbar nach der so genannten Machtübernahme hat die NSDAP alle Hebel in Bewegung gesetzt, den verhassten Kölner Oberbürgermeister loszuwerden.
Adenauer hat gar nicht erst den Versuch unternommen, sich mit den braunen Machthabern zu arrangieren. Beim Besuch des neuen Reichskanzlers Adolf Hitler in der Domstadt erteilt er die Anweisung, auf der Deutzer Rheinbrücke die Hakenkreuzfahnen zu entfernen und durch die Kölner Stadtfarben zu ersetzen. Adenauer wird beurlaubt. Am 14. März titelt der "Westdeutsche Beobachter": "Ungeheurer Jubel Kölns über die Verjagung Adenauers." Im Juli wird Adenauer, schon im Benediktiner-Asyl, als "national unzuverlässig" aus den Diensten der Stadt entlassen.
Adenauer, der Nazi-Gegner. Sie lassen ihn nicht aus den Fängen: Verhaftung nach dem Röhm-Putsch, Verhaftung nach dem Attentat vom 20. Juli, Gestapo-Gefängnis Köln, Gestapo-Gefängnis Brauweiler. Die Angst, das taumelnde Regime werde mit ihm, wie mit anderen Unbeugsamen, vor dem Ende kurzen Prozess machen. Viele Regalmeter umfasst die Adenauer-Forschung. Alle Kapitel im langen und reichen Leben des Mannes, der, im 19. Jahrhundert wurzelnd, mit 73 erster Kanzler der Bundesrepublik wurde, dem geschändeten Deutschland Ansehen verschaffte und es auf dem langen Weg nach Westen den entscheidenden Schritt voranbrachte - jedes Kapitel scheint längst und abschließend geschrieben: Die Zeit als vorausschauend gestaltender Kölner Oberbürgermeister, als einflussreicher Zentrumspolitiker in der ersten deutschen Republik; dann die Nazi-Zeit mit Verbannung und Verfolgung, schließlich die vierzehn Jahre als Bundeskanzler.
Bei dieser Forschungsfülle ist das Auftauchen neuer Dokumente auch dann ein Ereignis, wenn sie die das Geschichtsbild prägenden Züge nicht wesentlich verändern. Die Trouvaille ist ein Konvolut von 33 Briefen, die Adenauer 1933 und in den folgenden Jahren an Dora Pferdmenges schrieb. Gefunden hat man sie 2003. Ein Buch wurde daraus, herausgegeben und bearbeitet von Hans-Peter Mensing und Ursula Raths. Dora Pferdmenges: Ehefrau des legendären Bankiers und Kanzler-Beraters Robert Pferdmenges. Der Bankier: ein angeheirateter Onkel ist Friedrich Engels, der mit Karl Marx das Kommunistische Manifest schrieb. Pferdmenges selbst, anders als Adenauer Protestant, ist "Miterfinder" der paritätischen Mitbestimmung in der Montanindustrie, im Dritten Reich ist er als "judenfreundlich" Schikanen ausgesetzt. Das Ehepaar Pferdmenges hält dem vertriebenen Kölner Oberbürgermeister die Treue. Dora Pferdmenges besucht Adenauer im Maria Laacher Benediktiner-Asyl. Adenauers Briefe an Dora Pferdmenges enthalten, sofern man eine Kommentierung der politische Tagesereignisse erwartet, nur äußerst zurückhaltende Notate. Der Schreiber weiß um die Gefährdung der Empfängerin und seiner selbst. Die Selbstzensur erlaubt nur vorsichtige Anmerkungen zur eigenen Lage. Adenauer am 27. April 1933, einen Tag nach der Ankunft am Laacher See:
Liebe Frau Pferdmenges. Hier stürzte gestern nach all' den Erlebnissen der letzten Wochen die Stille und Einsamkeit geradezu mit erdrückender Gewalt auf mich herab trotz der Schönheit der Natur und des Zaubers der Obstblüte in dem riesigen Klostergarten.
Die Einsamkeit setzt dem tätigen Mann zu. Adenauer ist bewusst, es geht nicht nur um die Sicherung von Leib und Leben. Er muss der Versuchung zur Schwermut widerstehen. Was hilft, ist der der Glaube an Gott. Adenauer am 16.Mai 1933:
Liebe Frau Pferdmenges. Sie können sich nicht vorstellen, welche Wohltat Ihr Brief vom 12. war. Ich war schon einige Tage in recht depressiver Stimmung: die außenpolitische Lage, die Zukunft meiner Familie, meine zukünftige Arbeit, Trennung, das Demütigende meiner gegenwärtigen Lage. Sie haben Recht, wenn Sie sagen, dass sich jede Schuld auf Erden rächt, von dem Satz gibt es keine Ausnahme. Ich glaube, man überwindet diese Zeiten nur, wenn man sich gewöhnt, in größeren Zeiträumen zu denken, wenn man das irdische Dasein nur als Teil des Menschlichen zu betrachten sich bestrebt, und wenn man fest glaubt, dass es einen Gott gibt, der zwar auch in den sichtbaren Dingen sich zeigt, der aber über diesen steht und unabhängig von ihnen ist.
Adenauer am 19. September 1933
Liebe Frau Pferdmenges. Über dem See ist die Luft jetzt oft ganz silbrig, eine entzückende Färbung, die Natur ist noch schön, aber so müde, sterbensmüde. Man sieht ihr an, wie gerne sie zur süßen Ruhe geht.
Ein paar Zeilen weiter:
Ich bin wirklich nicht verzweifelt, wenngleich ich davon überzeugt bin, dass ich niemals wieder eine meine Kraft ausfüllende Arbeit bekomme und insofern, wenn man will, eine erledigte Existenz bin. Ich muss deshalb versuchen, aus den vorhandenen Trümmern eine bescheidene Hütte zu errichten.
Man erfährt aus den Briefen eine Menge über Adenauers Lektüre und ist erstaunt. Er arbeitet sich durch Schopenhauer, erfreut sich an Gedichten Rilkes, greift zu einer Biographie über Talleyrand, eröffnet der Brieffreundin, dass er den zweiten Teil des Faust dem ersten vorzieht und äußert sich über eine Lohengrin-Aufführung Hofmüllers, die er vor der Verbannung erlebt hat. Eben jener Hofmüller bekommt später Probleme, weil er es wagt, an der Kölner Oper jüdische Sänger auftreten zu lassen. Ganz vereinzelt finden sich dann doch politische Äußerungen, so wenn er der Zentrumspartei Versagen vorwirft, von Hugenberg sagt, dass er einmal als derjenige in die Geschichte eingehen werde, der den Parlamentarismus zerstört hat. An anderer Stelle schreibt er verzweifelt:
Meines Erachtens ist unsere einzige Rettung ein Monarch, ein Hohenzoller oder auch ein Hitler, erst Reichspräsident auf Lebenszeit, dann kommt die folgende Stufe.
Dadurch, so meint er, könne die NS-Bewegung in ein "ruhigeres Fahrwasser" kommen. Um Dora Pferdmenges dann im nächsten satt zu warnen:
Diskutieren Sie bitte nicht mit einem Nazi, Sie schaden sich nur selbst.
Und immer wieder gibt er, der große Naturliebhaber und Rosenzüchter, der Brieffreundin floristische Ratschläge, so im Postscriptum des ersten Briefes:
Bitte machen Sie von der Skimmia einige Stecklinge, wenn die jungen Triebe anfangen zu verholzen. Meine Adresse ist: Außenumschlag an die Abtei Maria Laach, Bezirk Koblenz, Rheinland, Innenumschlag und persönliche Adresse, Es ist erwünscht, auch im Interesse des Klosters, dass mein Aufenthalt wenig bekannt wird.
Man lernt in diesen Briefen einen anderen Adenauer kennen. Der sonst eher verschlossene Mann, zum Zynismus neigend, gestattet Blicke in sein Innerstes. Nicht zuletzt das ist es, was diesen Briefband, von den Herausgebern sorgsam ediert, lesenswert macht. Der letzte Brief - ein großer Zeitsprung. Das Dritte Reich ist längst und verdientermaßen untergegangen, die Geburt der Bundesrepublik kündigt sich an. Adenauer, der noch 16 Jahre zuvor glaubte, vor den Trümmern seiner persönlichen Existenz zu stehen, wird nach der Zertrümmerung Deutschlands durch das Hitler-Regime Existenzgründer eines neuen Deutschlands sein. Bald wird er, 73-jährig, zum Bundeskanzler gewählt werden. Welche Wendung des Schicksals! Adenauer am 2. Februar 1949:
Liebe Frau Pferdmenges. In Bonn werden zur Zeit wichtigste, für die Zukunft Deutschlands entscheidende Gespräche - Verhandlungen - geführt. Dass ich vom Geschick in meinem Alter dazu verurteilt bin, eine maßgebende Rolle dabei zu spielen, ist mir alles andere als eine Freude. Aber es bleibt keine Wahl: Man muss den Platz auszufüllen versuchen, auf den man gestellt ist. Aber beneidenswert ist ein Mensch, der ein persönliches Leben führen kann.
Günter Müchler rezensierte "Freundschaft in schwerer Zeit. Die Briefe Konrad Adenauers an Dora Pferdmenges 1933 - 1949." Herausgegeben von Ursula Raths und Hans Peter Mensing im Bouvier Verlag Bonn. 224 Seiten, 19 Euro 90.