"Ich habe mich selbst nie als einen großen, berühmten Autor gesehen, würdig, mit Preisen ausgezeichnet zu werden."
Jorge Amado machte nicht viel Aufhebens um seine Person. Am 10. August 1912 geboren, wuchs er in der Hafenstadt Ilheus, im Bundesstaat Bahía auf. Sein Vater war Besitzer einer Kakaoplantage am Rande des Urwalds. So erlebte Jorge sehr früh den Kampf um die goldene Frucht – den "Kakao" –, den brutalen Umgang mit den Arbeitern. Und er musste miterleben, wie sein Vater von einem anderen Großgrundbesitzer erschossen wurde. In seinem Buch: "Auf großer Fahrt: Notizen für eine Autobiografie, die ich niemals schreiben werde", heißt es:
"In der Saga vom Töten und Sterben eroberten sie das jungfräuliche Land, zähmten den Urwald, befehligten Banditen, pflanzten die Bäume der goldenen Früchte, (...) stellten Kreuze auf die (...) freien Wege, die Pfade der Hinterhalte. ( ... ) Die Kakao-Obersten, ich studiere sie, sie werden die Figuren meiner erstaunlichen Bücher sein."
Jorge Amado besuchte eine Jesuitenschule und arbeitete nebenbei als Hilfsarbeiter auf den Plantagen. Mit zwölf veröffentlichte er seine erste Kurzgeschichte, mit 14 den ersten Zeitungsartikel.
Die Armen und Unterdrückten blieben - zeit seines Lebens - seine Protagonisten. Susanne Klengel, Literaturwissenschaftlerin am Lateinamerika-Institut der FU Berlin:
"Jorge Amado war ein überzeugter Kommunist, und ich glaube, diese Perspektive ist sozusagen eine natürliche für ihn, dass er sich für die unteren Schichten und Klassen einsetzt, das sind die Seefahrer, das sind die Prostituierten, viel Milieu der Halbwelt, ja, das ist das Feld, das ihn interessiert."
Mit 19 zieht es den jungen Journalisten nach Rio. Sein erster Roman kommt 1932 heraus, "Im Land des Karneval". Aber was ihn danach vor allem beschäftigt, ist die Begegnung zwischen der vermeintlichen Zivilisation und dem Urwald. Sein Kakao-Zyklus entsteht. Und er beschreibt die Veränderungen in der Gesellschaft, das Auflehnen gegen die soziale Ungleichheit. In "Herren des Strandes", erschienen 1937, erzählt Amado die Geschichte einer Gruppe von Straßenkindern.
"Es waren kaum fünf Minuten vergangen, als der Gärtner Ramiro aus dem Innern der Wohnung Schreckensschreie vernahm. (...) Mit einer Sichel bewaffnet betrat der Gärtner das Haus und konnte nur noch mehrere Straßenjungen sehen, die wie eine Bande von Teufeln aus dem Fenster sprangen ..."
Anfang des 20. Jahrhunderts erlebt Brasilien Demokratiebestrebungen, die aber vom Militär immer wieder unterbunden werden. Amado, Mitglied der kommunistischen Partei, wird verhaftet und flüchtet 1948 erstmals nach Europa, lernt Bertolt Brecht und Anna Seghers kennen, trifft sich mit Sartre, Picasso, verehrt Stalin. Seine Romane sind damals noch deutlich politisch motiviert.
"Es gibt dann später einen Wechsel, nachdem also sozusagen eine Desillusionierung im Kommunismus passiert ist, nach dem Tod Stalins, da bricht für ihn auch eine Art Welt zusammen."
1964 bis 1985 beherrscht die Militärdiktatur Brasilien. Oppositionelle werden gefoltert und umgebracht. Amado geht erneut ins Exil, nach Paris.
"Ich glaube, das Schlimmste an der Diktatur war die Zerstörung des Charakters. Und zwar durch zwei Dinge: einerseits die Folter, andererseits institutionalisierte die Diktatur die Korruption. Heute ist das Teil der Gewohnheiten."
Der Ton in seinen Romanen wird ruhiger. Es entstehen Sittengemälde wie "Gabriela, wie Zimt und Nelken", sein berühmtestes Werk, das ihn auch in Deutschland bekannt macht. Amado zelebriert das Leben, die Erotik und Schönheit der Frau. Fast alle seine Werke spielen in Bahía. Eine Region, die er schillernd, und karnevalsverliebt beschreibt, reich an Bräuchen der afro-brasilianischen Religion Santería - die er selbst praktiziert -, und vor Lebenslust strotzend, trotz großer Armut.
Jorge Amado war immer ein Volksautor. Dass Kritiker ihm vorwarfen, sein Erzählstil sei zu wenig experimentell, hat ihn nie interessiert.
Jorge Amado starb am sechsten August 2001 in Salvador da Bahía, kurz vor seinem 89. Geburtstag.
"Ich glaube schon, dass etwas von mir weiterleben wird, denn, was ich getan habe, ist in Solidariät mit meinem Volk geschehen, das mich inspiriert hat. Alles, was ich erschaffen habe, verdanke ich dem brasilianischen Volk, vor allem den Menschen Bahías."
Jorge Amado machte nicht viel Aufhebens um seine Person. Am 10. August 1912 geboren, wuchs er in der Hafenstadt Ilheus, im Bundesstaat Bahía auf. Sein Vater war Besitzer einer Kakaoplantage am Rande des Urwalds. So erlebte Jorge sehr früh den Kampf um die goldene Frucht – den "Kakao" –, den brutalen Umgang mit den Arbeitern. Und er musste miterleben, wie sein Vater von einem anderen Großgrundbesitzer erschossen wurde. In seinem Buch: "Auf großer Fahrt: Notizen für eine Autobiografie, die ich niemals schreiben werde", heißt es:
"In der Saga vom Töten und Sterben eroberten sie das jungfräuliche Land, zähmten den Urwald, befehligten Banditen, pflanzten die Bäume der goldenen Früchte, (...) stellten Kreuze auf die (...) freien Wege, die Pfade der Hinterhalte. ( ... ) Die Kakao-Obersten, ich studiere sie, sie werden die Figuren meiner erstaunlichen Bücher sein."
Jorge Amado besuchte eine Jesuitenschule und arbeitete nebenbei als Hilfsarbeiter auf den Plantagen. Mit zwölf veröffentlichte er seine erste Kurzgeschichte, mit 14 den ersten Zeitungsartikel.
Die Armen und Unterdrückten blieben - zeit seines Lebens - seine Protagonisten. Susanne Klengel, Literaturwissenschaftlerin am Lateinamerika-Institut der FU Berlin:
"Jorge Amado war ein überzeugter Kommunist, und ich glaube, diese Perspektive ist sozusagen eine natürliche für ihn, dass er sich für die unteren Schichten und Klassen einsetzt, das sind die Seefahrer, das sind die Prostituierten, viel Milieu der Halbwelt, ja, das ist das Feld, das ihn interessiert."
Mit 19 zieht es den jungen Journalisten nach Rio. Sein erster Roman kommt 1932 heraus, "Im Land des Karneval". Aber was ihn danach vor allem beschäftigt, ist die Begegnung zwischen der vermeintlichen Zivilisation und dem Urwald. Sein Kakao-Zyklus entsteht. Und er beschreibt die Veränderungen in der Gesellschaft, das Auflehnen gegen die soziale Ungleichheit. In "Herren des Strandes", erschienen 1937, erzählt Amado die Geschichte einer Gruppe von Straßenkindern.
"Es waren kaum fünf Minuten vergangen, als der Gärtner Ramiro aus dem Innern der Wohnung Schreckensschreie vernahm. (...) Mit einer Sichel bewaffnet betrat der Gärtner das Haus und konnte nur noch mehrere Straßenjungen sehen, die wie eine Bande von Teufeln aus dem Fenster sprangen ..."
Anfang des 20. Jahrhunderts erlebt Brasilien Demokratiebestrebungen, die aber vom Militär immer wieder unterbunden werden. Amado, Mitglied der kommunistischen Partei, wird verhaftet und flüchtet 1948 erstmals nach Europa, lernt Bertolt Brecht und Anna Seghers kennen, trifft sich mit Sartre, Picasso, verehrt Stalin. Seine Romane sind damals noch deutlich politisch motiviert.
"Es gibt dann später einen Wechsel, nachdem also sozusagen eine Desillusionierung im Kommunismus passiert ist, nach dem Tod Stalins, da bricht für ihn auch eine Art Welt zusammen."
1964 bis 1985 beherrscht die Militärdiktatur Brasilien. Oppositionelle werden gefoltert und umgebracht. Amado geht erneut ins Exil, nach Paris.
"Ich glaube, das Schlimmste an der Diktatur war die Zerstörung des Charakters. Und zwar durch zwei Dinge: einerseits die Folter, andererseits institutionalisierte die Diktatur die Korruption. Heute ist das Teil der Gewohnheiten."
Der Ton in seinen Romanen wird ruhiger. Es entstehen Sittengemälde wie "Gabriela, wie Zimt und Nelken", sein berühmtestes Werk, das ihn auch in Deutschland bekannt macht. Amado zelebriert das Leben, die Erotik und Schönheit der Frau. Fast alle seine Werke spielen in Bahía. Eine Region, die er schillernd, und karnevalsverliebt beschreibt, reich an Bräuchen der afro-brasilianischen Religion Santería - die er selbst praktiziert -, und vor Lebenslust strotzend, trotz großer Armut.
Jorge Amado war immer ein Volksautor. Dass Kritiker ihm vorwarfen, sein Erzählstil sei zu wenig experimentell, hat ihn nie interessiert.
Jorge Amado starb am sechsten August 2001 in Salvador da Bahía, kurz vor seinem 89. Geburtstag.
"Ich glaube schon, dass etwas von mir weiterleben wird, denn, was ich getan habe, ist in Solidariät mit meinem Volk geschehen, das mich inspiriert hat. Alles, was ich erschaffen habe, verdanke ich dem brasilianischen Volk, vor allem den Menschen Bahías."