Die Beerdigung erinnerte an ein Staatsbegräbnis. Hunderte Schaulustige säumten die Straßen von Neapel, als acht schwarze Pferde eine barocke Kutsche zogen. Auf ihr lag ein Sarg aus dunklem Holz. Letztes Geleit für einen König der Unterwelt. Charles "Lucky" Luciano hatte am 26. Januar 1962 einen Herzinfarkt erlitten. Nun nahm die Mafia Abschied.
"Hinter jedem großen Vermögen steckt ein Verbrechen",
lautete Lucianos Lebensweisheit. Geboren wurde er 1898 auf Sizilien. Als er neun Jahre alt war, wanderte seine Familie nach New York City aus. Die perfekte Stadt für kriminelle Karrieren. Jüdische und irische Banden kämpften um die Vorherrschaft im Alkoholschmuggel. Und dann waren da noch die Sizilianer.
"Ich werde jetzt mit ihm italienisch sprechen."
"Von mir aus."
Insgesamt fünf Familien bildeten La Cosa Nostra, die sizilianische Mafia von New York. Ihre mächtigsten Männer waren Joe Masseria und Salvatore Maranzano. Beide kämpften darum, oberster Pate aller Familien zu sein.
""Ich schwöre Ihnen meine ewige, unendliche Treue."
"Ich danke dir, mein braver, lieber Freund."
Luciano kam zwar auch aus Sizilien, ging aber oft eigene Wege. Er kooperierte mit kriminellen jüdischen Einwanderern, der sogenannten Kosher Nostra. Religion oder Nationalität waren ihm egal. Einmal ließ Masseria ihn entführen und foltern. Luciano überlebte knapp. Die Legende von "Lucky", dem Glücklichen, war geboren.
""Der Alte lebt. Die Jungs haben ihm fünf Kugeln reingejagt, und er lebt. Ja, das ist Pech für mich. Und Pech für sie, wenn ihr meinen Vorschlag ablehnt!"
Im April 1930 wurde Masseria erschossen. Womöglich gab Luciano den Auftrag dazu. Kurz darauf ließ er Maranzano töten. Damit waren die mächtigsten Sizilianer in New York ausgeschaltet. Nun war Luciano der Capo di Tutti Capi – der Boss der Bosse.
Er zog ins vornehme Waldorf-Astoria-Hotel und organisierte die Verbrecherwelt neu. Luciano berief eine Art Gangster-Komitee ein, dem er selbst vorstand. Einflussbereiche wurden abgesteckt. Bei Streitigkeiten entschieden künftig Verhandlungen. Es wurde weniger geschossen, dafür mehr bestochen – vor allem Politiker. Luciano verdiente ein Vermögen mit Prostitution, Drogenschmuggel und Schutzgelderpressung, bis ein ehrgeiziger Staatsanwalt ihn stoppte.
"Es gibt heute kaum noch ein Geschäft in New York, das nicht irgendeinen Tribut an die Unterwelt bezahlt. Einen Tribut, der durch Angst und Gewalt eingetrieben wird."
Der Jurist Thomas Dewey hatte sich geschworen, alle Mafiosi einzusperren – und brachte Luciano vor Gericht.
"Offen gesagt, meine Zeugen sind Prostituierte, Puffmütter, Rumtreiber, Zuhälter und Ex-Sträflinge. Wir müssen die Aussagen schlechter Männer benutzen, um andere schlechte Männer zu verurteilen."
Dewey überzeugte die Geschworenen. Luciano wurde verurteilt, doch er musste seine 50 Jahre Haftstrafe nicht absitzen. Als die USA in den Zweiten Weltkrieg eintraten, suchte das Militär seine Hilfe. Luciano hatte gute Kontakte zu Hafenarbeitern. Aus dem Gefängnis heraus ließ er Saboteure auffliegen. Durch seine Verbindungen nach Sizilien erleichterte er der US-Armee die Invasion in Süd-Italien. 1946 wurde er entlassen – und abgeschoben.
"Ich bin ein Großstadtjunge. Italien ist todschick – aber eben tot. Man kann hier keine Geschäfte machen."
So stöhnte Luciano nach seiner Ankunft. Doch in Wahrheit liefen die Geschäfte gut. Er kaufte eine Spaghettifabrik und organisierte einen internationalen Rauschgiftring. US-Ermittler verdächtigten Luciano noch in den fünfziger Jahren, Drahtzieher der amerikanischen Mafia zu sein. Von einem Reporter danach befragt, antwortete er knapp:
"Was soll ich sagen? Ich habe keinen blassen Schimmer!"
Am 26. Januar 1962 brach Luciano am Flughafen von Neapel zusammen. Sein plötzlicher Tod ließ manche an Mord glauben. Doch Gerichtsmediziner fanden dafür keine Hinweise. Sein Grab liegt heute in New York. Luciano wäre gern schon zu Lebzeiten in die USA zurückgekehrt. Doch das war den Behörden zu gefährlich.
"Hinter jedem großen Vermögen steckt ein Verbrechen",
lautete Lucianos Lebensweisheit. Geboren wurde er 1898 auf Sizilien. Als er neun Jahre alt war, wanderte seine Familie nach New York City aus. Die perfekte Stadt für kriminelle Karrieren. Jüdische und irische Banden kämpften um die Vorherrschaft im Alkoholschmuggel. Und dann waren da noch die Sizilianer.
"Ich werde jetzt mit ihm italienisch sprechen."
"Von mir aus."
Insgesamt fünf Familien bildeten La Cosa Nostra, die sizilianische Mafia von New York. Ihre mächtigsten Männer waren Joe Masseria und Salvatore Maranzano. Beide kämpften darum, oberster Pate aller Familien zu sein.
""Ich schwöre Ihnen meine ewige, unendliche Treue."
"Ich danke dir, mein braver, lieber Freund."
Luciano kam zwar auch aus Sizilien, ging aber oft eigene Wege. Er kooperierte mit kriminellen jüdischen Einwanderern, der sogenannten Kosher Nostra. Religion oder Nationalität waren ihm egal. Einmal ließ Masseria ihn entführen und foltern. Luciano überlebte knapp. Die Legende von "Lucky", dem Glücklichen, war geboren.
""Der Alte lebt. Die Jungs haben ihm fünf Kugeln reingejagt, und er lebt. Ja, das ist Pech für mich. Und Pech für sie, wenn ihr meinen Vorschlag ablehnt!"
Im April 1930 wurde Masseria erschossen. Womöglich gab Luciano den Auftrag dazu. Kurz darauf ließ er Maranzano töten. Damit waren die mächtigsten Sizilianer in New York ausgeschaltet. Nun war Luciano der Capo di Tutti Capi – der Boss der Bosse.
Er zog ins vornehme Waldorf-Astoria-Hotel und organisierte die Verbrecherwelt neu. Luciano berief eine Art Gangster-Komitee ein, dem er selbst vorstand. Einflussbereiche wurden abgesteckt. Bei Streitigkeiten entschieden künftig Verhandlungen. Es wurde weniger geschossen, dafür mehr bestochen – vor allem Politiker. Luciano verdiente ein Vermögen mit Prostitution, Drogenschmuggel und Schutzgelderpressung, bis ein ehrgeiziger Staatsanwalt ihn stoppte.
"Es gibt heute kaum noch ein Geschäft in New York, das nicht irgendeinen Tribut an die Unterwelt bezahlt. Einen Tribut, der durch Angst und Gewalt eingetrieben wird."
Der Jurist Thomas Dewey hatte sich geschworen, alle Mafiosi einzusperren – und brachte Luciano vor Gericht.
"Offen gesagt, meine Zeugen sind Prostituierte, Puffmütter, Rumtreiber, Zuhälter und Ex-Sträflinge. Wir müssen die Aussagen schlechter Männer benutzen, um andere schlechte Männer zu verurteilen."
Dewey überzeugte die Geschworenen. Luciano wurde verurteilt, doch er musste seine 50 Jahre Haftstrafe nicht absitzen. Als die USA in den Zweiten Weltkrieg eintraten, suchte das Militär seine Hilfe. Luciano hatte gute Kontakte zu Hafenarbeitern. Aus dem Gefängnis heraus ließ er Saboteure auffliegen. Durch seine Verbindungen nach Sizilien erleichterte er der US-Armee die Invasion in Süd-Italien. 1946 wurde er entlassen – und abgeschoben.
"Ich bin ein Großstadtjunge. Italien ist todschick – aber eben tot. Man kann hier keine Geschäfte machen."
So stöhnte Luciano nach seiner Ankunft. Doch in Wahrheit liefen die Geschäfte gut. Er kaufte eine Spaghettifabrik und organisierte einen internationalen Rauschgiftring. US-Ermittler verdächtigten Luciano noch in den fünfziger Jahren, Drahtzieher der amerikanischen Mafia zu sein. Von einem Reporter danach befragt, antwortete er knapp:
"Was soll ich sagen? Ich habe keinen blassen Schimmer!"
Am 26. Januar 1962 brach Luciano am Flughafen von Neapel zusammen. Sein plötzlicher Tod ließ manche an Mord glauben. Doch Gerichtsmediziner fanden dafür keine Hinweise. Sein Grab liegt heute in New York. Luciano wäre gern schon zu Lebzeiten in die USA zurückgekehrt. Doch das war den Behörden zu gefährlich.