Archiv


Deutsche Umwelthilfe: Auto-Abwrackprämie bringt keine Umweltvorteile

50 Milliarden Euro umfasst das zweite Konjunkturpaket der Bundesregierung und die sollen auch der Umwelt zugute kommen. Besitzer alter Autos sollen 2500 Euro bekommen, wenn sie ihr Fahrzeug verschrotten und stattdessen einen Neuwagen kaufen. Neuwagen, so das Kalkül, sind in der Regel umweltfreundlicher als Altautos. Zweifel am ökologischen Sinn der Neuwagen-Förderung hat in Berlin die Deutsche Umwelthilfe geäußert.

Von Philip Banse |
    Eine ganze Reihe von Argumenten spricht aus Sicht von Deutscher Umwelthilfe und Verkehrsclub Deutschland gegen diese Abwrackprämie. Zum einen würden nur wenige Menschen von ihr profitieren, sagte Gerd Lottsiepen vom Verkehrsclub Deutschland, VCD.

    "Profitieren von dieser Regelung werden Autofahrer nur dann, wenn sie zufällig in diesem Jahr 2009 einen Neuwagen oder neuen gebrauchten kaufen wollen und sie zugleich einen relativ wertlosen Gebrauchtwagen besitzen. Diese Schnittmenge ist nicht sehr hoch, weil Besitzer älterer Gebrauchtwagen oft nicht über die Mittel verfügen, sich einen Neuwagen anzuschaffen - es sei denn, der ist total billig."

    Solche "total billigen" Autos haben aber nicht deutsche Hersteller im Programm, sondern Asiaten, Franzosen und Italiener. Außerdem, so Lottsiepen, könne man ein altes, aber unter Umständen sparsames Auto verschrotten und einen neuen Spritschlucker kaufen und trotzdem 2500 Euro Abwrackprämie kassieren - oder "Umweltprämie", wie die Bundesregierung sagt:

    "Der Begriff Umweltprämie ist völlig irreführen und verlogen. Die Bundesregierung verfolgt mit der Geldspritze für die Autoindustrie keinerlei ökologische Zielsetzung, keine. Die Umweltprämie ist also eine 1,5 Milliarden Euro teure Mogelpackung."

    Ein weiteres Rezept, um den Autokauf anzukurbeln ist eine Reform der Kfz-Steuer. Anfang der Woche hat die Bundesregierung dazu Pläne verabschiedet. Viele Details dieser Pläne zur Kfz-Steuerreform sind noch nicht bekannt, aber das, was bekannt ist, hält Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe für inakzeptabel. So ist geplant, dass für alle Autos, die weniger als 120 Gramm CO2 je Kilometer ausstoßen, nur ein einheitlicher Sockelbetrag gezahlt werden muss, im Gespräch sind 50 Euro. Diesen Sockelbetrag nennt Jürgen Resch ökologischen und ökonomischen Unsinn, weil er die falschen Anreize setze, da unter 120 Gramm CO2 je Kilometer stets ein und derselbe Steuerbetrag fällig würde:

    "Das heißt, wir haben überhaupt keinen Anreiz für Autobauer ein Fahrzeug mit 110 oder 90 Gramm oder darunter zu bauen. "

    Keine Anreize also, sparsame Autos zu bauen. Gleichzeitig würden schwere Diesel-Geländewagen massiv entlastet, rechnete Resch vor. Danach würden durch die KFZ-Steuer-Pläne der Bundesregierung vor allem schwere, Diesel fressende Geländewagen wesentlich billiger. Für einen Audi Q7 etwa müsste sein Besitzer fast 1000 Euro weniger KFZ-Steuern zahlen als heute. Das sei eine dreiste Verkaufsförderung für klimaschädlichste Ladenhüter, wetterte Jürgen Resch:

    "Dieser Q7 hat einen Motor, mit dem normalerweise 40-Tonner durch Europa fahren. Der hat einen fast doppelt so starken Hummer, der jetzt in den USA eingestellt wird. Aber wir bringen solche Autos auf die Straße. Und um solche Autos noch irgendwie verkaufen zu könne, werden diese starken Diesel günstiger gemacht."

    Keine Anreize kleine Autos zu bauen, Steuergelder für Spritfresser - das Autopaket der Bundesregierung habe keine ökologische Lenkungswirkung, so Resch und werde der deutschen Autoindustrie langfristig schaden:

    "Wenn also Deutschland darauf verzichtet, Anreize zu schaffen für effiziente Fahrzeuge und diese zu finanzieren aus den Einnahmen für besonders ineffiziente Fahrzeuge, leisten wir der Automobilindustrie einen Bärendienst. Denn das wird wie in Amerika mit Dinosauriern aus deutscher Produktion in ein wirtschaftliches Desaster einmünden. "

    Dinosaurier aus Deutschland - düstere Prognosen der Umweltschützer.