Verhältnisse wie in Australien – dort dauert der Konjunkturaufschwung schon 26 Jahre an - herrschen noch nicht in Deutschland. Die heimische Wirtschaft kommt bislang auf fünf Jahre. 1,5 Prozent Wachstum erwarten die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute für dieses Jahr und wenn sich ihre Prognose für 2018 mit 1,8 Prozent erfüllen sollte, wären es sechs Jahre – mit moderatem Wachstum, einer weiter auf unter 6 Prozent sinkenden Arbeitslosigkeit und einem Überschuss im Staatshaushalt. Dabei verrät die Wortwahl vom moderaten Wachstum, dass die konjunkturelle Dynamik hierzulande zwar stetig, aber auch eher verhalten ist, so Prof. Ferdinand Fichtner vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung DIW.
"Es ist auch so, dass der Aufschwung im Unterschied zu den früheren Aufschwüngen, die wir in Deutschland erlebt haben, im Wesentlichen durch die Konsumnachfrage getrieben ist und die schwankt nicht so stark wie die Investitionstätigkeit, die in Folge eines exportgetriebenen Aufschwungs üblicherweise sehr stark anzieht."
Chancen und Risiken durch US-Politik
Das größte Risiko für den Aufschwung sehen die sechs Wirtschaftsforschungsinstitute in der Unsicherheit über den wirtschaftspolitischen Kurs der US-Regierung unter Donald Trump. Dessen angekündigte Steuersenkungen und Ausgabenprogramme könnten einerseits sogar größer ausfallen als bislang angenommen, so dass davon sogar ein Wachstumsimpuls ausgehen könnte, erläutert Oliver Holtemöller vom Institut für Wirtschaftsforschung in Halle, um dann einschränkend hinzu zu fügen:
"Allerdings gehen von der US-Wirtschaftspolitik auch Abwärtsrisiken aus auch für Deutschland. Diese ergeben sich aus den Ankündigungen einer protektionistischen Handelspolitik, allerdings dürfte sich dies erst mit einem zeitlichen Verzug in den Daten wiederfinden. Es braucht Zeit bis etwas implementiert ist und dann gibt es Wirkungsverzögerungen. Also das sind Risiken, die sich stärker auf die mittlere Frist beziehen."
Belastung aus Abgaben und Steuern
Schwachpunkt der heimischen Konjunktur bleiben zunächst die privaten Investitionen. Sie bleiben weit hinter der dem zurück, was Unternehmen und Verbraucher insgesamt auf die hohe Kante legen. Und weil zu wenig in Deutschland investiert wird, fließt das überschüssige Kapital ins Ausland. Deshalb fordern die Wirtschaftsforschungsinstitute, die Rahmenbedingungen für private Investitionen hierzulande zu verbessern. Zweites Sorgenkind ist die hohe Belastung aus Abgaben und Steuern von mittlerweile über 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, so Oliver Holtemöller.
"Es ist höchste Zeit, dass die Wirtschaftspolitik stärker an der langen Frist ausgerichtet wird, dass sie den Anstieg der Abgabenlast begrenzt und durch Umschichtungen die investiven Ausgabenvor allem im Bildungsbereich stärkt."