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Deutsches Smartphone "Shift"
Nachhaltig und fair

Die Niederländer haben es vorgemacht - jetzt gibt es auch in Deutschland das erste nachhaltige Mobiltelefon: Der nordhessische Familienbetrieb "Shift" setzt bei seinen Smartphones auf faire Arbeitsbedingungen für die chinesischen Monteure und verzichtet außerdem weitestgehend auf den Konfliktrohstoff Coltan.

Von Ludger Fittkau |
    Smartphones des Herstellers Shift in verschiedenen Farben in einer Reihe.
    Shift sieht sich nicht als Konkurrenz zum niederländischen Fairphone - im Gegenteil: Man könne sich sogar eine Kooperation vorstellen, sagt Shift-Hersteller Carsten Waldeck. (Foto durch Pressestelle der Firma Shift zur Verfügung gestellt)
    Carsten Waldeck dreht das von ihm selbst gestaltete Smartphone auf die Rückseite und nimmt mit ein paar Handgriffen den Deckel ab:
    "Ich hab das jetzt gerade mal aufgemacht. Es ist sehr flexibles Material, man kann es sehr stark biegen, ohne das es bricht, weil es einfach viel aushält. Man kommt direkt an die Batterie ran.
    Die Batterie nimmt auch den allergrößten Teil des Gerätes ein von innen. Und dann hat man eine Speichererweiterung. Man kann den Speicher jederzeit rausnehmen, erweitern oder wechseln. Und man hat zwei SIM-Karten, die liegen jetzt hier übereinander, damit man auch nicht nur einen Anbieter hat, sondern zwei verschiedene Netze. Oder privat-geschäftlich oder Urlaub und so weiter."
    Shiftphone nennt Carsten Waldeck sein Gerät. "Shift" - also "Wechsel" - steht dabei nicht nur für die gut zugängliche Innenseite des Gerätes, in dem man die SIM-Karten oder die Batterie leicht selbst austauschen kann.
    Design mit fairen Preisen
    Der inhaltliche Wechsel zeigt sich bei dem in Nordhessen entwickelten Smartphone etwa in der fairen Bezahlung der chinesischen Monteure. Shiftphone-Designer Carsten Waldeck beschreibt die wichtigsten Unterschiede seines Produktes zu dem bisher in Deutschland bekannteren und technisch etwas anspruchsvolleren niederländischen Fairphone:
    "Uns ist eben die Gestaltung besonders wichtig. Das ist ein Aspekt, der jetzt vielleicht bei Fairphone nicht so ein Hauptaspekt ist oder war. Dann ist es so, was jetzt Löhne angeht der Arbeiter, die verdienen tatsächlich mehr bei uns in der Produktion."
    Nachhaltig denken
    Dennoch versteht Shift sich nicht als Konkurrenz zu Fairphone – das betont Carsten Waldeck ausdrücklich. Man könne sich eine Kooperation gut vorstellen. In der Regel werden seine Shiftphones im chinesischen Shenzen zusammengebaut. Doch wer bereit ist, das Doppelte zu zahlen, kann auch ein Gerät bekommen, das komplett am Firmensitz im nordhessischen Falkenberg montiert wird.
    Da das für die Handy-Produktion gerne verwendete Coltan immer noch als Konfliktrohstoff gilt, soll es in Shiftphones nicht verarbeitet werden, versichert Carsten Waldeck:
    "Wir haben von unseren Herstellern die Aussage, dass kein Coltan verwendet worden ist. Also versichert auch mit Unterschrift und so weiter. Aber wir lassen das in Deutschland noch mal gegenprüfen, von einem unabhängigen Labor, die das noch mal gesondert prüfen wollen.
    Uns ist es wichtig, dass auf keine Fall Coltan aus irgendwelchen Konfliktminen verwendet wird, aber tatsächlich ist weder in dem Shift 5 noch in dem Shift 7 überhaupt Coltan drin und das wollen wir einfach noch mal von einem deutschen Labor bestätigt haben."
    Kommunikation ist das A und O
    Carsten Waldeck war bereits mehrmals in Shenzen, um bei der Montage seiner Smartphones dabei zu sein. Kinderarbeit oder ausbeuterische Löhne will er möglichst in jedem Stadium der Produktionskette ausschließen:
    "Da geht man einfach hin und sagt: Ich möchte das sehen. Ich möchte sehen, wer sind die Arbeiter, wie werden die bezahlt. Und da kann man mit den Leuten reden. Das geht sehr, sehr gut. Was schwierig ist, die ganze Kette der Teile nachzuvollziehen.
    Da sind wir auch dran. Uns ist das wichtig und die meisten unserer Partner sind auch bereit dazu, das offen zu legen. Und wollen, das das auch transparent wird, wo die Sachen herkommen und wie das alles zusammengekommen ist."
    Die Produktion seiner bisher zwei Shiftphones hat Carsten Waldeck über das sogenannte "Crowdfunding" finanziert. Das ist eine Methode, über das Internet eine Vorfinanzierung bei Kaufinteressenten zu organisieren die bereit sein, eine Weile auf ein Gerät zu warten. Vom ersten Produkt, dem etwas größeren Shift 7 wurden inzwischen rund 1.000 Geräte ausgeliefert. Das neue, kleinere Shift 5 wird nun offiziell auf der Internationalen Funk-Ausstellung in Berlin vorgestellt.
    Ganzheitlich auf die Gesundheit achten
    Mancher, der es in die Hand nimmt, wird dann wohl auch über einen Aufdruck auf der Rückseite des Gerätes überrascht sein. Dort wird nämlich vor übermäßigem Gebrauch auch des fair produzierten Smartphones gewarnt:
    "Uns ist das wichtig, dass wie auf jeder Zigarettenpackung, wo ein Warnhinweis steht, gesundheitsschädlich oder so. Wichtig ist es, dass gerade junge Leute lernen, mit der Technik so um zu gehen, dass sie meine Zeit eben nicht stiehlt."
    Auch bei der Nutzung will Shiftphone- Erfinder Carsten Waldeck also einen Wechsel – hin zu einem etwas asketischeren Umgang mit den verlockenden Maschinen in der Hand.