Die Hydraulikpresse zischt, die Zugmaschinen rattern, Wachsdampf hängt schwer in der Luft. Es herrscht Hochbetrieb in der Produktionshalle von "Kerzen Schlösser" in Köln-Marsdorf. Arbeiter ziehen meterlange Kerzenstangen aus einem Getriebe und stapeln sie auf einen Tisch. Dort kühlen die Rohlinge aus, bis sie zugeschnitten, getunkt und verziert werden, erklärt Betriebsleiter Michael Eifler:
"Sie sehen hier diese großen Dochtspulen. Die Maschine fährt den Docht automatisch ein. Hier wird der Docht überschwallt mit flüssigem Paraffin-Stearin-Gemisch und wird sofort rund kalibriert, das gibt diese schöne runde Form."
Etwa 50.000 Altarkerzen, zwei Millionen Opferkerzen und fünf Millionen Teelichter produziert die Fabrik im Jahr. Hochwertiges Wachs verhindert, dass die Kerzen zu rasch abbrennen, tropfen oder zerlaufen. Die jeweiligen Mischungen aus Paraffin, Stearin und Bienenwachs sind Betriebsgeheimnis und mit jedem Kunden individuell abgestimmt. Über die Rezepturen wird penibel Buch geführt - und geschwiegen. Der Betriebsleiter verrät nur so viel:
"Die Seele einer Kerze ist der Docht. Der Docht ist immer zuerst. Der Docht und die Auswahl der Paraffin- und Stearingemisches ist eigentlich das Entscheidende für die Abbrennqualität einer Kerze. Denn eine Kleckerei auf den alten Teppichen wollen wir ja nicht."
Erfahrungen hierzu sammelt das 244 Jahre alte Unternehmen vor allem als Haus- und Hoflieferant des Kölner Doms. Das hohe Kirchenschiff, die Fallwinde, die offenen Portale und die vielen Besucher des Doms - das stellt den Betrieb vor große Herausforderungen bei der Produktion, erklärt Geschäftsführer Stephan Zimmermann. Der 50-jährige gelernte Wachsziehermeister führt regelmäßig Tests durch.
"Wir haben es im Dom natürlich auch mit widrigen Verhältnissen zu tun, was Wind und Zugluft angeht. Dort müssen auch Spezialmischungen angefertigt werden. Und es ist dort so, dass jeder Leuchter einen anderen Dorn hat und wir mittlerweile alleine zehn oder fünfzehn verschiedene Dorngrößen in die Kerzen bohren müssen, damit die Kerzen dort auch gerade stehen."
Achtzig Prozent der Kunden von "Kerzen Schlösser" kommen aus dem kirchlichen Sektor. Das prägt auch das ökologische und soziale Denken: So recycelt "Kerzen Schlösser" seit einigen Jahren die Unmenge von Plastikschälchen, die beim Abbrennen von Opferlichtern im Dom anfallen. Mit dem Reinigen und Wiederbefüllen wurden die "Alexianer Service Betriebe", eine Werkstatt für Menschen mit psychischen Behinderungen, beauftragt.
Mittlerweile arbeiten Alexianer sogar in der Produktion mit und verpacken Kerzen oder pressen Kerzenkerne.
Ihr Betreuer ist Dieter Bageler. Er muss - trotz der Behinderungen - dafür sorgen, dass die Aufträge termingerecht fertig werden. Gerade weist er einen Kollegen an.
"Ich hab hier noch einen Spezialauftrag für Sie, Herr Schwenk! Vier Kugelkerzen, die müssten in Rot getaucht werden."
Schwenk: "Ich habe schon kleinere getaucht, das geht langsam am besten."
Bageler: "Wir haben gute Absprachen, wie die Termine, wie die Aufträge gehalten werden können. Wir haben hier mittlerweile große Erfolge mit unseren Beschäftigten. Wir haben hauptsächlich Leute, die jetzt auch ganztags arbeiten. Also wir sind hier, bei der Firma Schlösser, das versuche ich auch meinen Beschäftigten klar zu machen, wir sind hier auf dem ersten Arbeitsmarkt."
Zwei Millionen Euro Umsatz erzielte "Kerzen Schlösser" im vergangenen Jahr, bei siebzehn festen Mitarbeitern. Die unkalkulierbaren Rohstoffpreise machen dem Familienunternehmen aber schwer zu schaffen. Paraffin, ein Abfallprodukt bei der Verarbeitung von Erdöl, ist der wichtigste Rohstoff in der Kerzenproduktion. Sein Preis folgt dem des Öls. Allein zwischen 2005 und 2007 hat er sich verdoppelt und stieg seit Jahresbeginn noch einmal um ein weiteres Viertel an. Die Branche prognostizierte einen Engpass für die Weihnachtsproduktion. Doch dann fiel der Ölpreis und auch der Engpass blieb aus. Für Stephan Zimmermann nicht unbedingt Grund zur Freude, denn:
"Dadurch, dass wir eben verzögert eingekauft haben, oder jetzt noch alte Bestände abarbeiten müssen, die noch zu hohen Preisen eingekauft sind, können wir die Preise noch nicht in den Markt bringen, die vielleicht, Stand heute, schon reingebracht werden könnten."
Wie die meisten Kerzenhersteller sucht auch Zimmermann wegen der schwankenden Rohstoffpreise nach einer Alternative zu Paraffin. Seit einigen Jahren betreibt er eine Abfüllanlage in Slowenien, wo Opferlichte mit Palmöl hergestellt werden. Mittlerweile machen diese sechzig Prozent seiner gesamten Opferlichte-Produktion aus.
Rohstoffpreise sind nicht die einzige Herausforderung für das Unternehmen. Die Kirchen müssen sparen, deshalb sucht Stephan Zimmermann neue Kunden etwa im Bereich der Gastronomie und Hotellerie.
"Im persönlichen Kontakt sind wir nicht schlagbar. Von der Auftragsannahme, über die Mitgliedschaft im Verein Kölner Küster, über den Außendienst, in unserem Laden, wo Kunden persönlich einkaufen und immer auch das Gespräch mit der Geschäftsleitung suchen - dieses "Ohr am Volke", dieses Kommunizieren, ist sehr wichtig. So lange das Bestand hat, habe ich keine Angst, dass dieses Unternehmen auch in den nächsten Jahren sehr erfolgreich arbeiten wird."
Infos:
kerzen-schloesser.de
alexianer-service.de
"Sie sehen hier diese großen Dochtspulen. Die Maschine fährt den Docht automatisch ein. Hier wird der Docht überschwallt mit flüssigem Paraffin-Stearin-Gemisch und wird sofort rund kalibriert, das gibt diese schöne runde Form."
Etwa 50.000 Altarkerzen, zwei Millionen Opferkerzen und fünf Millionen Teelichter produziert die Fabrik im Jahr. Hochwertiges Wachs verhindert, dass die Kerzen zu rasch abbrennen, tropfen oder zerlaufen. Die jeweiligen Mischungen aus Paraffin, Stearin und Bienenwachs sind Betriebsgeheimnis und mit jedem Kunden individuell abgestimmt. Über die Rezepturen wird penibel Buch geführt - und geschwiegen. Der Betriebsleiter verrät nur so viel:
"Die Seele einer Kerze ist der Docht. Der Docht ist immer zuerst. Der Docht und die Auswahl der Paraffin- und Stearingemisches ist eigentlich das Entscheidende für die Abbrennqualität einer Kerze. Denn eine Kleckerei auf den alten Teppichen wollen wir ja nicht."
Erfahrungen hierzu sammelt das 244 Jahre alte Unternehmen vor allem als Haus- und Hoflieferant des Kölner Doms. Das hohe Kirchenschiff, die Fallwinde, die offenen Portale und die vielen Besucher des Doms - das stellt den Betrieb vor große Herausforderungen bei der Produktion, erklärt Geschäftsführer Stephan Zimmermann. Der 50-jährige gelernte Wachsziehermeister führt regelmäßig Tests durch.
"Wir haben es im Dom natürlich auch mit widrigen Verhältnissen zu tun, was Wind und Zugluft angeht. Dort müssen auch Spezialmischungen angefertigt werden. Und es ist dort so, dass jeder Leuchter einen anderen Dorn hat und wir mittlerweile alleine zehn oder fünfzehn verschiedene Dorngrößen in die Kerzen bohren müssen, damit die Kerzen dort auch gerade stehen."
Achtzig Prozent der Kunden von "Kerzen Schlösser" kommen aus dem kirchlichen Sektor. Das prägt auch das ökologische und soziale Denken: So recycelt "Kerzen Schlösser" seit einigen Jahren die Unmenge von Plastikschälchen, die beim Abbrennen von Opferlichtern im Dom anfallen. Mit dem Reinigen und Wiederbefüllen wurden die "Alexianer Service Betriebe", eine Werkstatt für Menschen mit psychischen Behinderungen, beauftragt.
Mittlerweile arbeiten Alexianer sogar in der Produktion mit und verpacken Kerzen oder pressen Kerzenkerne.
Ihr Betreuer ist Dieter Bageler. Er muss - trotz der Behinderungen - dafür sorgen, dass die Aufträge termingerecht fertig werden. Gerade weist er einen Kollegen an.
"Ich hab hier noch einen Spezialauftrag für Sie, Herr Schwenk! Vier Kugelkerzen, die müssten in Rot getaucht werden."
Schwenk: "Ich habe schon kleinere getaucht, das geht langsam am besten."
Bageler: "Wir haben gute Absprachen, wie die Termine, wie die Aufträge gehalten werden können. Wir haben hier mittlerweile große Erfolge mit unseren Beschäftigten. Wir haben hauptsächlich Leute, die jetzt auch ganztags arbeiten. Also wir sind hier, bei der Firma Schlösser, das versuche ich auch meinen Beschäftigten klar zu machen, wir sind hier auf dem ersten Arbeitsmarkt."
Zwei Millionen Euro Umsatz erzielte "Kerzen Schlösser" im vergangenen Jahr, bei siebzehn festen Mitarbeitern. Die unkalkulierbaren Rohstoffpreise machen dem Familienunternehmen aber schwer zu schaffen. Paraffin, ein Abfallprodukt bei der Verarbeitung von Erdöl, ist der wichtigste Rohstoff in der Kerzenproduktion. Sein Preis folgt dem des Öls. Allein zwischen 2005 und 2007 hat er sich verdoppelt und stieg seit Jahresbeginn noch einmal um ein weiteres Viertel an. Die Branche prognostizierte einen Engpass für die Weihnachtsproduktion. Doch dann fiel der Ölpreis und auch der Engpass blieb aus. Für Stephan Zimmermann nicht unbedingt Grund zur Freude, denn:
"Dadurch, dass wir eben verzögert eingekauft haben, oder jetzt noch alte Bestände abarbeiten müssen, die noch zu hohen Preisen eingekauft sind, können wir die Preise noch nicht in den Markt bringen, die vielleicht, Stand heute, schon reingebracht werden könnten."
Wie die meisten Kerzenhersteller sucht auch Zimmermann wegen der schwankenden Rohstoffpreise nach einer Alternative zu Paraffin. Seit einigen Jahren betreibt er eine Abfüllanlage in Slowenien, wo Opferlichte mit Palmöl hergestellt werden. Mittlerweile machen diese sechzig Prozent seiner gesamten Opferlichte-Produktion aus.
Rohstoffpreise sind nicht die einzige Herausforderung für das Unternehmen. Die Kirchen müssen sparen, deshalb sucht Stephan Zimmermann neue Kunden etwa im Bereich der Gastronomie und Hotellerie.
"Im persönlichen Kontakt sind wir nicht schlagbar. Von der Auftragsannahme, über die Mitgliedschaft im Verein Kölner Küster, über den Außendienst, in unserem Laden, wo Kunden persönlich einkaufen und immer auch das Gespräch mit der Geschäftsleitung suchen - dieses "Ohr am Volke", dieses Kommunizieren, ist sehr wichtig. So lange das Bestand hat, habe ich keine Angst, dass dieses Unternehmen auch in den nächsten Jahren sehr erfolgreich arbeiten wird."
Infos:
kerzen-schloesser.de
alexianer-service.de