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Die italienische Band Kalàscima
Tarantella, Trance und andere Tänze

Die sechs jungen Musiker der Band Kalàscima begreifen sich als "soziales Gedächtnis" des Salento, geographisch ist das der Stiefelabsatz Italiens. Die Band spürt den alten Traditionen der Region nach, vor allem der Tarantella. Alte Percussion-Instrumente, Gitarre und Akkordeon treffen auf moderne elektronische Klangerzeuger.

Von Silvia Handke |
    Die italienische Band Kalàscima beim Weltmusikfestival in Rudolstadt.
    Kalàscima beim Weltmusikfestival Rudolstadt 2015 (Domenico Coduto)
    Im Salento glaubten die Menschen einst an die Macht ritueller Handlungen. Wer von der Tarantel gebissen wurde, tanzte sich in Trance und hoffte geheilt zu werden. Kalàscima greift diese Zeiten auf, legt dem traditionellen Pizzica-Tanz einen modernen Mantel um. Es sind temperamentvolle, im Dialekt gesungene Lieder, bei denen Tamburello und Akkordeon mit elektronischen Klängen kombiniert werden – ein durch und durch energetisches Konzerterlebnis.
    Schreckliche Geschichten
    "Für unsere eigenen Lieder schreiben wir Texte, die Geschichten aus unserem Land, unserer Region, unserem Dorf erzählen: schöne und manchmal schreckliche Geschichten, die in keinem Geschichtsbuch zu finden sind und die auch in der Schule kein Lehrer vermitteln kann."
    Musikalisch orientieren sich die Musiker von Kalàscima an der traditionellen Pizzica, einem archaischen, wilden Tanz der Menschen im Südosten Italiens, bei dem sich die tanzenden Paare aus dem Kreis der umstehenden Musiker und Zuschauer lösen und sich mit stampfenden Füßen und einladenden Gesten um die eigene Achse drehen.
    Interesse an der eigenen Kultur
    "In unserer Region lehnte man diese Musik bis in die späten 90er Jahre ab. Es war die Musik der Bauern, die sich in erster Linie an arme Leute richtete. Junge Leute mochten sie nicht. Aber das hat sich geändert. Das Interesse an der eigenen Kultur wuchs allmählich und erfasste auch uns. Wir sind dann zusammen mit sehr alten Leuten, unseren Lehrmeistern, auf die Bühne gegangen."
    Seither lässt Kalàscima die traditionelle Pizzica nicht los, speziell die bekannteste Form der Pizzica-Pizzica. Bei dieser baut sich die Melodie in zwei sich ständig wiederholenden Akkorden auf, wie eine Spirale. Weich intonierte Vokalpassagen und lautes Rufen wechseln abrupt. Gespielt wird mit Gitarre, Akkordeon, Tamburinen und alten Percussion-Instrumenten wie der Cupa Cupa.
    Therapeutische Wirkung
    "Um ein weltweites Interesse hervorzurufen haben wir darüber nachgedacht diese traditionelle Musik zu modernisieren. Es gibt Computer, Synthesizer und elektronische Klangerzeuger. Wir nutzen sie alle und schaffen damit eine neue Form salentinischer Volksmusik, die frischer klingt und uns leichter mit der Welt von heute verbindet."
    Mittlerweile spielt Kalàscima auf großen Festivals, wie beim Weltmusikfestival in Rudolstadt ihre spezielle 'Psychedelic Trance Tarantella.' Ganz so wie die Pizzica-Pizzica ursprünglich gegen den Tarantelbiss helfen sollte, hat die Musik von Kalàscima bei manchem Besucher therapeutische Wirkung.
    "Wildes Tanzen baut das Gift der Spinne ab und die Menschen werden geheilt, auch die nur in ihrer Phantasie gebissenen. Die bekämpfen mit dem Tanz ihre psychischen Krankheiten. Heutzutage gibt es ja auch viele Probleme im Beruf, mit der Familie, Depressionen. Bei unseren Konzerten befreien sich die Menschen und singen und tanzen zur Musik."
    Aufnahme vom 5. Juli 2015 beim Weltmusikfestival Rudolstadt
    Diese Sendung können Sie nach Ausstrahlung sechs Monate online nachhören.