Die Freiheitsbrücke, auch Brücke ohne Wiederkehr genannt, ist ein düsteres Symbol der Teilung. Wer 1953, mit dem Ende der Kampfhandlungen im Koreakrieg, hier vom Süden in Richtung Norden ging, konnte nie mehr zurück. Viele Touristen kaufen hier Souvenirs und fotografieren.
Nur wenige erinnern sich daran, dass durch diese Teilung am 38. Breitengrad zehn Millionen Familien getrennt wurden. Ältere Koreaner dagegen knüpfen an der Brücke ohne Wiederkehr bunte Schleifen an einen Zaun, die mit Namen der Verwandten im Norden bedruckt sind. Lisa Kim ist eine von ihnen.
"Meine Schwiegereltern stammen aus Nordkorea und wollten ihr Leben lang ihre Verwandten im Norden wiedersehen. Nun ist mein Schwiegervater gestorben, ohne dass sich sein Wunsch erfüllt hat. Das ist wirklich tragisch. Meine Schwiegermutter gibt die Hoffnung nicht auf. Sie hofft auf eine Wiedervereinigung."
Die demilitarisierte Zone, eine braungraue Ebene, ist 4 Kilometer breit und 240 Kilometer lang. Stacheldrahtzäune und Wachtürme begrenzen sie. Mit ihren Minenfeldern, Stolperdrähten, mit Sensoren, die jede Erschütterung des Bodens registrieren, ist die Grenze zwischen den beiden koreanischen Staaten undurchdringlich.
Tatsächlich gab es nur sehr wenige Versuche, diesen Todesstreifen in Richtung Süden zu überwinden. 2000 bis 3000 nordkoreanische Flüchtlinge erreichen pro Jahr Südkorea. Sie nehmen einen anderen Weg. Die Reise führt die Flüchtlinge weit in den Norden, an die Grenze zu China. Auch der heute 28-jährige Il Nam Choi hat diesen Weg gewählt. Dass er heute in der Metro in Seoul zu seiner Ausbildungsstätte unterwegs ist, kommt ihm wie ein Wunder vor.
"Ich bin aus Nordkorea geflüchtet, weil mein Vater sich meldete. Er hatte das Land 15 Jahre zuvor verlassen. Wenn wir in Nordkorea die Oberschule absolviert haben, müssen wir zum Militär. In vier Monaten wäre es für mich soweit gewesen. Zum Glück erhielt ich Nachricht, dass mein Vater einen Schleuser für mich engagiert und bezahlt hat. Ich musste nachts den Tumen, den Grenzfluss zu China, durchwaten. Er ist nicht tief, aber oft sehr reißend. Auf der chinesischen Seite wartete ein Auto auf mich."
Auch auf diesem Weg kann es Monate oder gar Jahre dauern, um ans Ziel zu kommen. Noch dazu ist es teuer. Schleuser verlangen umgerechnet zwischen 2000 und 4000 Euro. Von China aus führt die Flucht über andere Länder Südostasiens schließlich nach Südkorea. Nach der Ankunft im hoch entwickelten Südteil der koreanischen Halbinsel warten meist neue Probleme, sagt Eun-Young Kim von einer Menschenrechtsorganisation in Seoul, die sich um die Ausbildung junger Nordkoreaner im Süden kümmert.
"Wenn sie hier nach Südkorea kommen, haben sie Probleme der Anpassung. Das Bildungssystem in Nordkorea funktioniert nicht, denn es besteht eher aus ideologischen Schulungen. In Mathematik oder Englisch haben Nordkoreaner große Lücken. Unser Bildungssystem kennt nur strengen Wettbewerb. So ist die Kluft zwischen ihnen und den Südkoreanern sehr groß. Sie kommen einfach nicht mit."
Nordkoreaner, denen es gelungen ist, dem Machtbereich des Pjöngjanger Regimes zu entkommen, werden "Saetomin" genannt, übersetzt "Neuländer". Das englische Wort "defector", wörtlich Überläufer, Abtrünniger hat diese neutrale Bezeichnung jedoch immer mehr verdrängt. Ob "Neuländer" oder Abtrünniger, für sie gibt es oft nur niedrige Arbeiten und geringen Lohn.
Die jungen Männer tragen extrem enge Hosen und kurze Jacketts, die Frauen sehr kurze Röcke und High Heels. Inmitten der modischen Youngster im angesagten Seouler Stadtteil Gangnam fällt Jong Boek Cheol mit seiner grauen Wolljacke und den ausgebeulten Trainingshosen eher aus dem Rahmen. Auch er hat den Tumen-Fluss in Nordkorea durchschwommen. Er wurde von Missionaren in China aufgenommen und nach Südkorea gebracht. Das war vor einem Jahr.
"Die meisten Südkoreaner behandeln uns nicht gut. In der Hochschule stehen auf der einen Seite die reichen Studenten auf der anderen die armen zusammen. Wir werden mit Vorurteilen konfrontiert. Wir fühlen uns diskriminiert. Sie lächeln uns zwar an, aber ihr Verhalten zeigt, wie sehr sie uns verachten. Das ist der Grund, warum viele lieber wieder zurück nach Nordkorea gehen würden, denn dort sind unsere Wurzeln. Wir kennen unsere Rechte hier nicht und manchmal denke ich, irgendwie ist es hier wie in Nordkorea."
Jong Boek Cheol diente, wie er erzählt, elf Jahre lang in der nordkoreanischen Armee. Das harte Training und die ständige Gehirnwäsche dort haben ihn in die Flucht getrieben. Die Hoffnung auf ein besseres Leben sicher auch.
"Ich möchte zurück in meine Heimatstadt, denn glücklich wird man nicht allein, wenn man gut lebt und gut isst. Wir haben unseren eigenen Stolz und eine eigene Art, uns zu vergnügen."
Jeder "Neuländer" wird bei der Ankunft einer monatelangen Befragung unterzogen, um auszuschließen, dass Spione eingeschleust werden. Haben sie diesen Sicherheitsscheck durchlaufen, gibt es keinen Grund für Misstrauen ihnen gegenüber. Il Nam Choi, dessen Vater ihn mithilfe eines Schleusers aus Nordkorea in den Süden brachte, ist auf dem Weg zum Unterricht in einer Polizeiakademie. Er hat nach Jahren der Anpassung endlich Fuß gefasst. Aber ob sich sein Berufswunsch Polizist erfüllt, ist offen.
"Eigentlich gibt es keine Beschränkungen, in der Polizeiakademie zu studieren, aber bisher gab es noch keinen geflüchteten Nordkoreaner, der in die südkoreanische Polizei aufgenommen wurde. Ich werde es aber versuchen."
Nur wenige erinnern sich daran, dass durch diese Teilung am 38. Breitengrad zehn Millionen Familien getrennt wurden. Ältere Koreaner dagegen knüpfen an der Brücke ohne Wiederkehr bunte Schleifen an einen Zaun, die mit Namen der Verwandten im Norden bedruckt sind. Lisa Kim ist eine von ihnen.
"Meine Schwiegereltern stammen aus Nordkorea und wollten ihr Leben lang ihre Verwandten im Norden wiedersehen. Nun ist mein Schwiegervater gestorben, ohne dass sich sein Wunsch erfüllt hat. Das ist wirklich tragisch. Meine Schwiegermutter gibt die Hoffnung nicht auf. Sie hofft auf eine Wiedervereinigung."
Die demilitarisierte Zone, eine braungraue Ebene, ist 4 Kilometer breit und 240 Kilometer lang. Stacheldrahtzäune und Wachtürme begrenzen sie. Mit ihren Minenfeldern, Stolperdrähten, mit Sensoren, die jede Erschütterung des Bodens registrieren, ist die Grenze zwischen den beiden koreanischen Staaten undurchdringlich.
Tatsächlich gab es nur sehr wenige Versuche, diesen Todesstreifen in Richtung Süden zu überwinden. 2000 bis 3000 nordkoreanische Flüchtlinge erreichen pro Jahr Südkorea. Sie nehmen einen anderen Weg. Die Reise führt die Flüchtlinge weit in den Norden, an die Grenze zu China. Auch der heute 28-jährige Il Nam Choi hat diesen Weg gewählt. Dass er heute in der Metro in Seoul zu seiner Ausbildungsstätte unterwegs ist, kommt ihm wie ein Wunder vor.
"Ich bin aus Nordkorea geflüchtet, weil mein Vater sich meldete. Er hatte das Land 15 Jahre zuvor verlassen. Wenn wir in Nordkorea die Oberschule absolviert haben, müssen wir zum Militär. In vier Monaten wäre es für mich soweit gewesen. Zum Glück erhielt ich Nachricht, dass mein Vater einen Schleuser für mich engagiert und bezahlt hat. Ich musste nachts den Tumen, den Grenzfluss zu China, durchwaten. Er ist nicht tief, aber oft sehr reißend. Auf der chinesischen Seite wartete ein Auto auf mich."
Auch auf diesem Weg kann es Monate oder gar Jahre dauern, um ans Ziel zu kommen. Noch dazu ist es teuer. Schleuser verlangen umgerechnet zwischen 2000 und 4000 Euro. Von China aus führt die Flucht über andere Länder Südostasiens schließlich nach Südkorea. Nach der Ankunft im hoch entwickelten Südteil der koreanischen Halbinsel warten meist neue Probleme, sagt Eun-Young Kim von einer Menschenrechtsorganisation in Seoul, die sich um die Ausbildung junger Nordkoreaner im Süden kümmert.
"Wenn sie hier nach Südkorea kommen, haben sie Probleme der Anpassung. Das Bildungssystem in Nordkorea funktioniert nicht, denn es besteht eher aus ideologischen Schulungen. In Mathematik oder Englisch haben Nordkoreaner große Lücken. Unser Bildungssystem kennt nur strengen Wettbewerb. So ist die Kluft zwischen ihnen und den Südkoreanern sehr groß. Sie kommen einfach nicht mit."
Nordkoreaner, denen es gelungen ist, dem Machtbereich des Pjöngjanger Regimes zu entkommen, werden "Saetomin" genannt, übersetzt "Neuländer". Das englische Wort "defector", wörtlich Überläufer, Abtrünniger hat diese neutrale Bezeichnung jedoch immer mehr verdrängt. Ob "Neuländer" oder Abtrünniger, für sie gibt es oft nur niedrige Arbeiten und geringen Lohn.
Die jungen Männer tragen extrem enge Hosen und kurze Jacketts, die Frauen sehr kurze Röcke und High Heels. Inmitten der modischen Youngster im angesagten Seouler Stadtteil Gangnam fällt Jong Boek Cheol mit seiner grauen Wolljacke und den ausgebeulten Trainingshosen eher aus dem Rahmen. Auch er hat den Tumen-Fluss in Nordkorea durchschwommen. Er wurde von Missionaren in China aufgenommen und nach Südkorea gebracht. Das war vor einem Jahr.
"Die meisten Südkoreaner behandeln uns nicht gut. In der Hochschule stehen auf der einen Seite die reichen Studenten auf der anderen die armen zusammen. Wir werden mit Vorurteilen konfrontiert. Wir fühlen uns diskriminiert. Sie lächeln uns zwar an, aber ihr Verhalten zeigt, wie sehr sie uns verachten. Das ist der Grund, warum viele lieber wieder zurück nach Nordkorea gehen würden, denn dort sind unsere Wurzeln. Wir kennen unsere Rechte hier nicht und manchmal denke ich, irgendwie ist es hier wie in Nordkorea."
Jong Boek Cheol diente, wie er erzählt, elf Jahre lang in der nordkoreanischen Armee. Das harte Training und die ständige Gehirnwäsche dort haben ihn in die Flucht getrieben. Die Hoffnung auf ein besseres Leben sicher auch.
"Ich möchte zurück in meine Heimatstadt, denn glücklich wird man nicht allein, wenn man gut lebt und gut isst. Wir haben unseren eigenen Stolz und eine eigene Art, uns zu vergnügen."
Jeder "Neuländer" wird bei der Ankunft einer monatelangen Befragung unterzogen, um auszuschließen, dass Spione eingeschleust werden. Haben sie diesen Sicherheitsscheck durchlaufen, gibt es keinen Grund für Misstrauen ihnen gegenüber. Il Nam Choi, dessen Vater ihn mithilfe eines Schleusers aus Nordkorea in den Süden brachte, ist auf dem Weg zum Unterricht in einer Polizeiakademie. Er hat nach Jahren der Anpassung endlich Fuß gefasst. Aber ob sich sein Berufswunsch Polizist erfüllt, ist offen.
"Eigentlich gibt es keine Beschränkungen, in der Polizeiakademie zu studieren, aber bisher gab es noch keinen geflüchteten Nordkoreaner, der in die südkoreanische Polizei aufgenommen wurde. Ich werde es aber versuchen."