"Die jugendliche Republica war schließlich auch eine Ansammlung von Idealisten, denen etwas am Herzen lag. Es mag sein, dass wir jetzt professioneller sind als damals, aber erwachsen sind wir noch lange nicht. Und die Welt, auch die virtuelle, wollen wir noch immer nicht den Arschlöchern überlassen. Und deswegen Fuck Yeah! Let's Love Out Loud.”
Mit dieser Reminiszenz an die Anfangszeit vor mehr als zehn Jahren eröffnete Tanja Haeusler am Montag dieser Woche die wohl größte Konferenz Europas zu netzpolitischen und netzkulturellen Themen, die re:publica in Berlin. Und das LOL, das kämpferische Love Out Loud – frei übersetzt "Lass Deine Liebe raus" – kam beim Publikum offensichtlich gut an. Wie das Wortspiel gemeint ist? Mit-Organisator Markus Beckedahl:
"Wir wollen damit unsere Besucherinnen und Besucher motivieren, quasi auch im digitalen Raum Zivilcourage zu zeigen, einzutreten gegen den Hass, der in unserer Gesellschaft, der vor allem online von einer kleinen Minderheit, artikuliert wird. Und quasi dem etwas entgegen zu stellen, nämlich Liebe, Empathie. Das haben wir jetzt in Zeiten von Hatespeech, Fakenews, was es da alles für Begrifflichkeiten gibt, als Motto gewählt und finden, dass das auch irgendwie passend zum Zeitgeist ist."
Also: Die Netz-Community in Zeiten von Hass und Gewalt im Internet – das in etwa ist der einer Nenner, worum es Anfang der Woche in Berlin ging. Dem Thema ganz angemessen bei Kälte und Regen kamen über 9.000 Besucher zur elften Ausgabe. Wir waren auch vor Ort und wollten wissen, wie die Liebe vom Kongress in die Welt kommen sollte. Jan Rähm, die Welt nicht den Arschlöchern überlassen - wie war das konkret gemeint?
Jan Rähm: Ja, ganz klar: Wir als Gesellschaft dürfen das Netz nicht den negativen und destruktiven Kräften überlassen, wie wir es gerade auch von Markus Beckedahl gehört haben. Man wolle wirklich im Netz dem Hass organisierte Liebe entgegensetzen. So sollen einzelne Reaktionen auf Hass-Postings ein Anfang sein und zeigen, man lasse niemanden allein im Netz. Und das Netz solle weiterhin Vielfalt abbilden. Und eben: Jeder solle sich einmischen, müsse laut sein, eben Love out loud.