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Die Söhne der Großen Bärin

"Wenn man doch ein Indianer wäre, gleich bereit, und auf dem rennenden Pferde ... " seufzte Franz Kafka sehnsuchtsvoll. Und Heiner Müller konstatierte gar: "Deutscher sein heißt auch Indianer sein." Deutsche und Indianer - das ist eine nur auf den ersten Blick ungewöhnliche Liaison.

Von Sabine Weber und Mirko Heinemann |
    Unzählige Deutsche reisten in das Land der indianischen Völker, sei es in der Phantasie auf den Spuren der Schriftsteller Karl May und Liselotte Welskopf-Henrich, sei es ins real existierende Amerika als Auswanderer, Forscher, Künstler oder Draufgänger. Und einige Indianer kamen auch nach Deutschland: als Teilnehmer von Völkerschauen und Zirkusvorstellungen, als amerikanische GIs oder einfach, um hier zu leben.

    Zahllos sind die Geschichten von Verbindungen zwischen Elbe und Rio Grande. Diese Lange Nacht will den Fährten folgen, die mal ins reale Abenteuer, mal in das träumerische Reich der Phantasie führen. Vielleicht lässt sich so das Faszinosum "Indianer-Sein" erkunden und die Frage beantworten, ob tatsächlich eine "Blutsbrüderschaft", also eine Seelenfreundschaft zwischen (nordamerikanischen) Indianern und Deutschen existierte und existiert.

    Fährten in die Prärie
    Gedenke noch bisweilen
    der Knabenphantasie:
    Einst über Meer und Meilen
    flogst du in die Prärie.
    Sie hält nicht nur die Spuren
    von Huf und Mokassin -
    all deine Träume fuhren
    mit übers Grasland hin.
    Der Rauch der Lagerfeuer,
    wenn sich die Dämm'rung naht,
    wölkt um die Abenteuer
    am Indianerpfad.

    Günter Eich

    "Das typische Indianerklischee des Deutschen, das ist eben einfach der Federhauben tragende, vorm Tipi stehende, auf dem Mustang daherreitende Prärie-Indianer."
    Reinhard Pfeiffer

    Auszug aus dem Manuskript:
    Reinhard Pfeiffer, Metallbildhauer und Autor eines des Buches über"Hammer, Zirkel, Tomahawk - Die Hobbyindianer in der DDR"DDR, ist als junger Mann selbst in den 1970er Jahren als junger Mann selbst von Ende der 1960er Jahre bis Anfang der 70er Indianist gewesen. Seine Stammesbrüder- und schwestern kommen aus allen gesellschaftlichen SchichtenIndianisten finden sich unter allen DDR-Bürgern, so Pfeiffer. Ob Hilfsarbeiter, Arzt oder hauptamtlicher Führungsoffizier bei der Staatssicherheit - Lendenschurz und Federhaube wirken verbindend. Im Gegensatz zu ihren westdeutschen Indianerbrüdern im Geiste, denen es mehr um das Naturerlebnis geht, legen die DDR-Indianisten großen Wert auf historische Genauigkeit. Kein leichtes Unterfangen, da es kaum aussagekräftige Literatur und wenn, dann nur auf Englisch gibt, das erst mühsam übersetzt werden muss. Überraschenderweise spiegeln sich die verschiedenen Phasen, die die DDR durchlebt - von Tauwetter bis hin zu versteinertem Doktrinismus - auch in der Indianistik wider.

    "Waren es Anfang 50er Jahre bis Mitte, Ende 60er Jahre Leute, die noch aus ihrer Kindheit mit Karl May aufgewachsen waren und als solche geprägt und ihre Jugendträume dann irgendwie verwirklicht haben in diesem Indianerhobby, so kam dann mit Ende der 60er Jahre mit "Söhne der Großen Bärin", erstem Gojko Mitic-Film, sehr viel Jugendliche, die dann später sozusagen mal das ganz entscheidend prägen sollten. Das waren also DDR-Geborene, die nichts anderes mehr kannten, gute Schulbildung genossen hatten, studierten und dadurch, durch ihre größere Flexibilität, Redegewandtheit, aber auch systemimmanent größere doktrinäre Auffassungen, dann die alten Kader sozusagen ablösten und dann das Kommando übernahmen, um dann wirklich mit rigiden Methoden teilweise das Indianische in Anführungsstrichen durchzusetzen und nicht mehr: "No, machen wir halt mal ein bisschen: verkleiden wir uns, gehen wir in den Saloon und trinken Bier und nehmen das alles nicht so ernst." - sondern es wurde also dann eine Parteilinie reingebracht."

    "Der Indianer - man hat ihm immer Sachen angesponnen, die zum Teil richtig waren und zum Teil auch falsch. Sprich, er war ein Kämpfer, er war ein Friedenskämpfer, er war stolz, er war ein Philosoph, er hat höchste Philosophien über das Leben und die Natur gebracht und wie man zu leben hat und so weiter. Das sind alles Punkte, die hat sich der Deutsche auch gern immer zugeschrieben."

    Friedrich Gehricke
    Auszug aus dem Manuskript:
    Das Gutshaus von Gevezin liegt etwas abseits - ein schlichter, aber herrschaftlicher Bau. Nur ein kleines Schild an der Einfahrt weist darauf hin, dass hier das "Indianermuseum" untergebracht sein soll. Diese Sammlung von Kulturgütern der nordamerikanischen Indianer ist unter Kennern legendär; mit über 4.000 Exponaten gilt sie als eine der größten öffentlich zugänglichen privaten Sammlungen weltweit. Zu besichtigen ist sie erst seit wenigen Jahren. Ihr Besitzer Karl-Heinrich Gehricke, ein pensionierter Richter, hat sie in Berlin lange unter Verschluss gehalten. Nach der Wende kaufte er das Gutshaus in Gevezin und baute dort seine Sammlung auf. Jetzt führt sein Sohn Friedrich Gehricke das Museum.

    "Mein Vater ist in Zerbst aufgewachsen bei Dessau und hat damals den Patty Frank kennen gelernt. Er war sechs, sieben Jahre, mein Vater, und dieser Patty Frank hat damals in Radebeul das Museum geleitet. Das hat mein Vater so miterlebt in seiner Jugend als kleiner Junge und hat sich geschworen, wenn er mal erwachsen ist, dann möchte er mal 'rüberfahren nach Amerika um zu schauen, ob der Karl May wirklich nie da gewesen ist. Und dann ging's 40 Jahre jede freie Woche, die er hatte, nach Amerika."
    Das Indianermuseum im Schloß Gevezin präsentiert eine private Ausstellung der nordamerikanischen Indianerethnographie.

    Die Schriftstellerin Liselotte Welskopf-Henrich
    Die Augen des Knaben waren auf den Lichtfleck gerichtet. Mancher Junge hätte in der Finsternis und Einsamkeit des Bergwalds in dem Lichtschimmer Trost gesucht. Aber Harka Steinhart Nachtauge, der Dakotajunge, wusste zwischen Bäumen, Felsen und Tieren in der Nacht nichts von Furcht. Er hatte sein Messer dabei und konnte jederzeit einen Baum erklettern, das genügte für seine Sicherheit. Seine Gedanken waren auf etwas ganz anderes gerichtet.

    So beginnt der erste Band des Romanzyklus "Die Söhne der Großen Bärin". Die sechs zwischen 1951 und 1963 entstandenen Bücher erzählen von dem Lakota-Indianer Harka und seinem Stamm, der Bärenbande.

    Harka eifert von klein auf seinem Vater, dem Häuptling Mattotaupa nach. Schon als Kind zeigt auch er Führungsqualitäten, die ihn zum Anführer seiner Altergenossen machen. Doch so sehr das Leben des jungen Indianers noch von Traditionen bestimmt wird - seine Welt ist bereits dem Untergang geweiht. Weiße Abenteurer dringen auf der Suche nach Gold in das Territorium der Lakota und nicht nur ihre Gier ist es, die zerstörerisch wirkt: sie machen die Indianer mit Alkohol bekannt. Häuptling Mattotaupa verfällt dem Feuerwasser und wird vom Stamm verstoßen, sein Sohn Harka begleitet ihn in die Verbannung. Nach Stationen beim Zirkus und beim Eisenbahnbau kehrt er nach dem Tod seines Vaters als junger Erwachsener zu seinem Stamm zurück und wird zu "Häuptling Tokei-ihto" ernannt. Als sein Stamm in eine Reservation ziehen soll, scheint das Ende der Freiheit besiegelt zu sein. Doch Tokei-ihto erweist sich als vorausschauender Anführer und bringt die Bärenbande nach Kanada, wo sie sich Land kaufen und ein selbstbestimmtes Leben führen.

    Geschrieben wurde "Die Söhne der Großen Bärin" von einer Frau: Liselotte Welskopf-Henrich. 1901 in München geboren, wächst sie wohlbehütet in einem gutbürgerlichen Elternhaus auf. 1913 zieht die Familie nach Berlin, wo Liselotte nach dem Abitur Ökonomie, Geschichte und Philosophie studiert. Sie entscheidet sich für dieses Studium, weil sie, wie sie in der autobiographischen Erzählung "Die Indianer, meine Mutter und ich" schreibt, der Wahrheit auf den Grund gehen will. Der Wahrheit über die Indianer, die sie von klein auf fasziniert haben.
    welskopf-henrich.de
    Liselotte Welskopf-Henrich
    Die Söhne der Großen Bärin
    Romanzyklus
    Altberliner Verlag
    Harka ist der Sohn des Kriegshäuptlings Mattotaupa der Bärenbande, die zu den Dakota-Indiandern gehört. Sein Vater ist ihm ein großes Vorbild, und er eifert ihmnach. So bleibt es nicht aus, dass ihn seine Altersgenossen zum Anführer wählen.
    Doch weiße Abenteuerer stören das friedliche Leben im Zeltdorf. Mattotaupa wird durch Red Jim mit dem "Feuerwasser" bekannt, des Verrats bezichtigt und verstoßen.

    Liselotte Welskopf-Henrich
    Das helle Gesicht
    Roman.
    2001 Beltz
    Dramatische Ereignisse erschüttern die Reservation: Joe King, der heimliche Häuptling, und seine Frau Tashina werden in den Slums von Chicago hinterrücks ermordet. Das ist die Stunde von Joe Kings Pflegesohn Hanska, seiner Schwester Ite-ska-wih, "Das helle Gesicht", und ihrem Mitstreiter Hugh Wasescha, dem engagierten Lehrer. Mutig und unerschrocken führen sie Joe Kings Kampf für ein selbstbestimmtes Leben der amerikanischen Ureinwohner in der Reservation fort. Am vorläufigen Ende der vielen Konflikte steht ein Angebot der Weißen, das Hoffnung weckt und für das sich sogar manches Opfer gelohnt zu haben scheint.

    Karl May
    "Ja, Karl May hat viel von besondere Werte in seinen Büchern geschrieben. Deswegen sage ich, das war für mich eine Philosophie, weil er hat viel von Werten geschrieben, die für mich sehr wichtig waren. Werte wie Friede, Freiheit, Menschenrechte, Respekt gegenüber die anderen. Deswegen es war eine Philosophie."
    Auszug aus dem Manuskript:
    Winnetou ist der bekannteste Indianer der Deutschen. Wer erinnert sich nicht an die dicken gebundenen Bücher eines gewissen Karl May, die man, einmal aufgeschlagen, nicht mehr weglegen kannonnte. Sie entführten einen in die abenteuerliche Welt des Wilden Westens, in der ein Ich-Erzähler namens Old Shatterhand mit dem edelsten aller Indianer Blutsbruderschaft schließt: mit Winnetou, dem Häuptling der Apatschen.

    Niemand hat das Indianerbild der Deutschen derart stark geprägt wie Karl May. Kein anderer Wildwest-Autor hat je den Einfallsreichtum und die erzählerische Kraft des sächsischen Webersohnes erreichen können. Lange lässt Karl May seine Leser in dem Glauben, er habe alle Abenteuer selbst erlebt. Doch als Ende des 19. Jahrhunderts seine Winnetou-Trilogie erscheint, hatte ihr Autor noch keinen Fuß in den Wilden Westen gesetzt. Stattdessen hatte May die Erlebnisberichte von Abenteurern gelesen und aus diesem Material fesselnde Romane gesponnen, die zu den meistgelesenen ihrer Zeit gehören. Ein Grund für die Faszination, die von Karl Mays Romanen ausgeht, ist ihre starke Moral.

    Karl Friedrich May, eigentlich Carl Friedrich May, (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul) war ein deutscher Schriftsteller. Karl May war einer der produktivsten Abenteuerschriftsteller und zählte jahrzehntelang zu den meistgelesenen Schriftstellern Deutschlands. Bekannt wurde er vor allem durch seine so genannten Reiseerzählungen, die vorwiegend im Orient und in den Vereinigten Staaten und Mexiko angesiedelt sind. Viele seiner Werke wurden verfilmt, für die Bühne adaptiert, zu Hörspielen verarbeitet oder als Comics umgesetzt.
    karl-may-gesellschaft.de
    karl-may-haus.de
    karl-may-stiftung.de/museum

    Roger Willemsen
    Ein Schuss, ein Schrei - das Meiste von Karl May
    23 Bücher komprimiert in 23 Gedichten.
    Illustr. v. Michael Sowa.
    2005 Kein & Aber
    Das neue Lexikon rund um Karl May
    von Petzel, Michael; Wehnert, Jürgen;
    Leben, Bücher, Filme, Fans. Von der Wüste zum Silbersee.
    Der große deutsche Abenteuer-Mythos.
    2002 Schwarzkopf & Schwarzkopf Lexikon Imprint Verlag
    Nina Schindler
    Karl May
    Der Abenteuerschriftsteller. Illustr. v. Magdalene Krumbeck Wer war . . .?
    ab 9 J.
    2008 Jacoby & Stuart
    Wahrscheinlich kein deutscher Autor ist so viel gelesen worden wie Karl May, und bis heute gehört er zu den beliebtesten Jugendschriftstellern. Nina Schindler zeichnet für jedes Kind verständlich nach, wie Karl May zum Schreiben kam und was das Geheimnis seines Erfolgs war.

    Er stammte aus ärmlichsten Verhältnissen und war voller Ideen. Als guter Schüler konnte er sich zum Hilfslehrer hocharbeiten, aber das war immer noch ein armseliger Beruf. Karl wollte höher hinaus, er wollte die Welt in ihrer ganzen Schönheit erleben dürfen. Die kleinen Betrügereien, zu denen er sich hinreißen ließ, waren allerdings nicht der richtige Weg. Im Gegenteil, sie brachten ihm lange Jahre Gefängnis ein. Doch Karl ließ sich nicht unterkriegen, er träumte von fremden Ländern und einem abenteuerlichen Leben und merkte, dass er davon schreiben konnte und dass die Leute ganz gebannt lasen, was er schrieb. Er wurde Schriftsteller, und zwar ein erfolgreicher. Vielleicht deshalb so erfolgreich, weil er selbst nicht mehr recht unterscheiden konnte, was er wirklich und was er nur in der Phantasie erlebt hatte. Jedenfalls wollte er dazwischen nicht unterscheiden: Er selbst war Old Shatterhand, und er selbst war Kara Ben Nemsi! Es gab Leute, die ihm das nicht abnahmen und ihm weiter das Leben schwer machten, aber für Millionen junger Leser war er ein Held. Und das tat ihm gut, nach allem, was er erlebt hatte.
    Fritz Steuben
    Fritz Steuben (d. i. Erhard Wittek) wurde 1889 in Wagrowiec (Polen) geboren und starb 1981 in Pinneberg. Nach einer Buchhandelslehre arbeitete er bis Ende der zwanziger Jahre als Herstellungsleiter. Unter dem Pseudonym Fritz Steuben verfasste er Indianererzählungen, die sich durch intensives Quellenstudium auszeichnen: Seine Protagonisten haben wirklich gelebt und die Ereignisse haben an den beschriebenen Schauplätzen stattgefunden.
    randomhouse.de
    polunbi.de
    Auszug aus dem Manuskript:

    Fritz Steubens Zyklus über das Leben des Indianerhäuptlings Tecumseh hat ebenfalls starken Einfluss auf das Bild der Deutschen vom Indianer. Doch anders als Winnetou hat Tecumseh tatsächlich gelebt. Der Häuptling der Shawnee-Indianer versuchte bereits im späten 18. Jahrhundert die Indianerstämme Nordamerikas zu vereinen, um den Vormarsch der Weißen zu stoppen. Die Geschichten von Fritz Steuben enthalten allerdings nur Grundzüge der historischen Wahrheit. Er schmückt die Lebensgeschichte der historischen Figur phantasievoll aus und verleiht Tecumseh einen heldenhaft-antikolonialen Nimbus.
    Während Karl May konservativ-christlich geprägt ist, ist Fritz Steuben Nationalsozialist. In den 1920er und 30er Jahren verfasst Erhard Wittek, wie der Tecumseh-Autor bürgerlich heißt, politische Propagandatexte. Seine Tecumseh-Romane werden von den Nationalsozialisten instrumentalisiert. Sie erklären den Indianerhäuptling, der die indianischen Völker vereinigt und gegen die britischen Besatzer in den Krieg zieht, zum Seelenverwandten, zu ihrem "Blutsbruder". Nach dem Krieg wird das Werk von Fritz Steuben ideologisch überarbeitet. Bis heute zählt "Tecumseh" zu den Klassikern der Jugendliteratur.

    Fritz Steuben
    Tecumseh, Der Fliegende Pfeil
    Überarb. v. Nina Schindler.
    2001 Omnibus TB bei Bertelsmann
    Ein Klassiker der Indianerliteratur neu aufgelegt
    Wer kennt sie nicht, die dramatischen Abenteuer des jungen Shawnee-Kriegers Tecumseh, der um 1800 in einem einmaligen Kraftakt die Indianerstämme des amerikanischen Westens einigen möchte, um sein Volk vor dem sicheren Untergang im Kampf mit den vordringenden Weißen zu bewahren? In acht spannenden Bänden erzählt Fritz Steuben von Tecumsehs mutigem Kampf um die Freiheit. Die historisch verbürgten Indianererzählungen um den Shawnee-Häuptling gelten neben den Werken Karl Mays als Klassiker der Indianerliteratur.
    Tecumseh (1768-1813) ist noch ein junger Krieger, als er miterleben muss, wie die Weißen immer weiter in das Gebiet der Snawnee eindringen. Häufig kommt es zu Auseinandersetzungen. Als wieder eine Gruppe weißer Siedler und Jäger die Grenze überschreitet, rauben Tecumseh und seine Gefährten ihnen einige Pferde. Aber der Raub bleibt nicht ungestraft: Die Siedler ergreifen die Indianer und drohen sie zu töten. In der Nacht kann Tecumseh entkommen, er befreit seine Freunde und lockt die weißen Verfolger in eine Falle. Denn inzwischen ist Cornstalk, der große und weise Häuptling der Shawnee, mit vielen Kriegern zur Rettung seiner Stammesbrüder aufgebrochen. Diese Übermacht erwartet die weißen Siedler am Ende einer Schlucht und nimmt sie gefangen. Cornstalk schickt einen der Männer zurück, um den "weißen Vätern" ein Friedensangebot zu unterbreiten. Während der Zeit des Wartens schließt Tecumseh Freundschaft mit Logan, einem einflussreichen Häuptling, und mit Friedrich Wagner, eine m deutschen Siedler. Schließlich wird ein Vertrag zwischen vielen Stämmen und der englischen Regierung geschlossen, der den Indianern ihre Jagdgründe zusichert und ein weiteres Vordringen der weißen Kolonisten verhindern soll.
    Fritz Steuben
    Tecumseh, Der rote Sturm
    2001 Omnibus TB bei Bertelsmann
    Es kommt zum Krieg zwischen Indianern und weißen Siedlern
    Immer wieder kommt es zu blutigen Kämpfen entlang der Grenze. Weiße Siedler lassen sich auf indianischem Territorium nieder und begehen damit Vertragsbruch. Ein Krieg scheint unausweichlich. Als die Familie des einflussreichen Häuptlings Logan ermordet wird, schwört Tecumseh Rache. Er tötet die Mörder. Logan jedoch, von Rachedurst immer weiter angetrieben, wird zu einem gefürchteten Krieger, der gnadenlos unter den Siedlern wütet. Tecumseh wendet sich von seinem einstigen Vorbild ab. Der Hass zwischen Indianern und Weißen wird immer größer. Cornstalk, der große Shawnee-Häuptling, schert die Krieger vieler Stämme um sich. Am Point Pleasant kommt es zur entscheidenden Schlacht: Zunächst sieht es nach einem Sieg für die Indianer aus, aber dann fällt der Schamane der Shawnee - ein böses Zeichen. Verängstigt fliehen viele Krieger. Nach dieser Niederlage bleibt Cornstalk nur ein erneuter Friedensschluss mit d en Kolonisten. Doch dieser ist hoch erkauft: Die Indianer müssen einen Teil ihrer angestammten Jagdgründe abgeben und einer Besiedelung durch die Weißen zustimmen. Doch Tecumseh weiß, der weiße Mann wird sich nie mit diesem Land zufrieden geben ...

    Maximilian Prinz zu Wied
    Prinz Maximilian Alexander Philipp zu Wied-Neuwied (* 23. September 1782 in Neuwied; † 3. Februar 1867 in Neuwied; auch Maximilian zu Wied, Max zu Wied oder Maximilian von Wied zu Neuwied; selbstgewähltes Pseudonym bei den Expeditionen nach Brasilien und Nordamerika: Baron von Braunsberg) war ein deutscher Ethnologe und Naturforscher. Er trug nach dem Vorbild der Humboldts durch zwei mehrjährige Expeditionsreisen und ihre Auswertung in zahlreichen Publikationen Wesentliches zur Botanik, Zoologie und Ethnologie bei. Die Friedrich-Schiller-Universität Jena verlieh ihm 1858 die Ehrendoktorwürde.
    Auszug aus dem Mauskript:
    Als Maximilian Prinz zu Wied am 4. Juli 1832 die USA erreicht, steht er kurz vor seinem 50. Geburtstag. Doch weder die hinter ihm liegenden Strapazen der sechs Wochen langen Überfahrt noch die zu erwartenden Anstrengungen, die vor ihm liegen, können seine unbändige Neugier und seinen Unternehmungsgeist beeinträchtigen. Wie geplant wird er zwei Jahre in Nordamerika verbringen und dabei sowohl die Städte besuchen als auch durch die unwirtlichen Weiten des riesigen Kontinents streifen. Am Ende schreibt Wied seine Erkenntnisse und Erlebnisse in zwei dicken Bänden nieder, die 1837 erscheinen: "Reise in das innere Nordamerika". Darin gelten sein besonderes Augenmerk und seine Sympathie den indianischen Ureinwohnern. Kurz nach seiner Ankunft in den Staaten hält er fest:

    Da mich das Studium der amerikanischen Urvölker besonders ansprach, hatte ich alle Buchläden und Kupferstichhandlungen durchsucht, um gute Abbildungen jenes interessanten Menschenstammes zu finden; allein wie erstaunte ich, in allen großen Städten des amerikanischen Landes auch nicht eine einzige brauchbare, das heißt charakteristische Abbildung derselben erhalten zu können, einige schlechte oder sehr mittelmäßige Kupferstiche abgerechnet, welche sich in Reisebeschreibungen befinden. Es ist unglaublich, wie der Urstamm des amerikanischen Menschen bei den jetzigen fremden Usurpatoren verhasst und vernachlässigt ist.

    Maximilian Prinz zu Wied
    The American Indians
    Engl.-Dtsch.-Französ.. Von Karl Bodmer u. Maximilian Prinz zu Wied
    2005 Taschen Verlag
    Karl Bodmer, American Indians bietet einen seltenen und privilegierten Blick in das Leben und die Bräuche der amerikanischen Ureinwohner. Als Druckvorlage dienen keineswegs Fotografien, sondern teils per Hand aufwendig kolorierte Bilder, welche mittels Kampfszenen, Porträts und Stillleben Einblicke ins Leben der "Indianer" gewähren.
    Maximilian Prinz zu Wied
    Reise in das innere Nord-Amerika
    2001 Taschen Verlag
    Therese von Bayern
    Prinzessin Therese von Bayern, einzige Tochter (neben drei Söhnen) der toskanischen Prinzessin Auguste und des Prinzregenten Luitpold, eine über Fächergrenzen hinweg vielseitig interessierte Gelehrte, Forschungsreisende, Schriftstellerin und Mäzenin. Auf ihren ebenso abenteuerlichen wie strapaziösen Exkursionen in Europa und Amerika richtete sie ihre Aufmerksamkeit sowohl auf anthropologische, ethnologische und archäologische als auch auf botanische und zoologische Phänomene.
    frauenbeauftragte.uni-muenchen.de

    Balduin Möllhausen
    "Ich lag unter meinen Decken in einem Mittelzustand zwischen Wachen und Schlafen. Da plötzlich in der Mitte eines Tages ward ich durch das Geräusch menschlicher Tritte und zugleich durch den indianischen Anruf: "Antarro-Hau!" - Hallo, mein Freund! - aus meinen Träumen geweckt.

    "Ich bin vom Stamm der Ottoes und befinde mich mit meinen fünf Gefährten und unsern Weibern auf der Heimkehr von der Jagd am Nebrasca nach unsern Wigwams an den Council Bluffs. Der Rauch deines Feuers hat uns hierher gelockt. Wenn Du willst, so ziehe in mein Zelt und wandere mit uns nach unserem Dorfe am Missouri. Entschließe Dich und sage, was Du willst; zuerst gib mir aber zu essen. Ich bin hungrig!' -
    "Ich kenne die Ottoes als Brüder der Weißen", antwortete ich ihm. "Ich werde mit dir ziehen und sei es bis ans Ende der Welt."

    Es waren ebenfalls zwei Wilde, die mir ihre Hände freundschaftlich über dem Feuer entgegenstreckten. Der erstere war ein alter runzliger Krieger mit dem Namen Wo-nes-hee.
    Als am nächsten Morgen die kleine Schar der Ottoes zu mir stieß, hatte ich alle nur wertvollen Sachen, die teils mir gehörten, teils noch von meinem früheren Gefährten herrührten, in Bündel zusammengepackt. Mit dem lebhaftesten Interesse betrachtete ich die übrigen, mir noch unbekannten Mitglieder der Karawane, als sie einzeln zu mir traten, um Freundschaft zu schließen. Außer den schon genannten waren es noch Schin-ges-in-ki-nee, ein junger Krieger, Schaho-ka-ta-ko, ein Bursche von achtzehn Jahren, Sohn des alten Wo-nes-hee, und der junge Wa-ki-ta-mo-nee, Sohn des Medizinmannes, ebenfalls ein kräftiger Jüngling."

    So beschreibt Balduin Möllhausen seine Begegnung mit dem Halbindianer Louis Farfar, der sein Retter, aber auch sein Lehrmeister in indianischer Kultur wird. Zuvor hatte der Trapper Möllhausen sich von seinem Begleiter, dem Herzog Paul Wilhelm von Württemberg, getrennt und sechs Wochen lang völlig allein in der Wildnis verbracht. In seinem Zelt hält er Kälte und Schneestürmen stand, wird von Wölfen belagert und von zwei Pawnee-Indianern überfallen. Er tötet sie, wird von einem Jagdtrupp der Otoe-Indianer aus der Einsamkeit gerettet und nach einem fünfwöchigen Fußmarsch zu einer Pelzhandelsstation gebracht.
    Balduin Möllhausen war Forschungsreisender - Begleiter von Herzog Paul Wilhelm von Württemberg auf einer Tour in die südlichen Rocky Mountains und Mitglied bei zwei amerikanischen Regierungsexpeditionen - und er war Zeichner und Maler. Er malte Pflanzen, Tiere, Indianer und Landschaften, ein Werk von Hunderten von Zeichnungen und Aquarellen. moellhausen.de
    "Habe gedacht, Alles Schwindel":
    Balduin Möllhausen und Karl May - Beispiele literarischer Adaption und Variation
    Andreas Graf
    Der Tod der Wölfe
    Das abenteuerliche und das bürgerliche Leben des Romanschriftstellers und Amerikareisenden Balduin Möllhausen (1825-1905).
    1991 Duncker & Humblot
    Balduin Möllhausen, 1825 in Bonn geboren und 1905 in Berlin gestorben, gehörte in seiner Zeit zu den bekanntesten Schriftstellern Deutschlands. Am Ausgang der Romantik stehend, in einer Zeit verstärkter Industrialisierung, befriedigte er mit seinen Werken universale Sehnsüchte von Lesern, die sich der kühler und nüchterner werdenden Welt des technischen Zeitalters entfremdet fühlten.Drei ausgedehnte Reisen hat Möllhausen in den 1850er Jahren in den damals noch wirklich 'Wilden Westen' der USA unternommen. Die erste entsprach reinem Abenteuertum. Sie dauerte fast drei Jahre. In dieser Zeit lebte er als Jäger und Trapper. Die beiden späteren Reisen unternahm er im Auftrag der Geographischen Gesellschaft zu Berlin und der Regierung der Vereinigten Staaten.Mit der vorliegenden Arbeit wird am Beispiel seines Lebens und Wirkens ein Zeitporträt entworfen. Möllhausen verkörperte beides: sowohl den zivilisationsflüchtigen, der vor dem "Tod der Wölfe" Europas in die amerikanische Wildnis floh, als auch den ruhigen, stetig an seinem Erfolg arbeitenden Bürger Preußens. Einen Typus also, dessen Zwiegespaltenheit als europäische Grundfigur heute so aktuell ist wie damals.

    Patty Frank

    Patty Frank alias Eisenarm alias Isto Maza, bürgerlicher Name Ernst Tobis, (* 19. Januar 1876 in Wien; † 23. August 1959 in Radebeul) war ein deutscher Artist, Museologe und Indianerforscher.
    Auszug aus dem Manuskript:
    Patty Frank ist einer von denen, der sich nach der Lektüre von Karl Mays Geschichten auf den Weg in die Weiten Nordamerikas macht. Zu diesem Zeitpunkt ist noch nicht abzusehen, wohin ihn seine Sammelleidenschaft für alles Indianische wie Bogen, Kopfputz, Kalumets und Sattelzeug, Skalps und Tomahawks, Pfeile, Speere und Totems einmal führen wird.
    1876 wird Patty Frank, der zu dieser Zeit noch Ernst Tobis heißt, in Wien geboren. Als Ernst mit 14 Jahren erstmals "Buffalo Bill's Wild West Show" sieht, die im Frankfurter Palmengarten gastiert, ist es um ihn geschehen. Schließlich hat er sich schon von Kindesbeinen an für alles, was mit dem Wilden Westen zu tun hatte, begeistern können. Ohne Wissen seiner Mutter geht er als Pferdejunge mit Buffalo Bills Truppe auf Tournee; hier lernt er seine ersten echten Indianer kennen. Ein Jahr später kehrt er nach Frankfurt zurück und gründet mit anderen jungen Männern eine Artistengruppe. In dieser Zeit wird aus Ernst Tobis der weltläufig klingende "Patty Frank".
    Pur: Indianer 2001
    Wo sind all die Indianer hin?
    Wann verlor das große Ziel den Sinn?
    Dieses alte Bild aus der Kinderzeit
    zeigt alle Brüder vom Stamm der Gerechtigkeit.
    Wir waren bunt bemalt und mit wildem Schrei
    stand jeder stolze Krieger den Schwachen bei.
    Unser Ehrenwort war heilig,
    nur ein Bleichgesicht betrog.
    Und es waren gute Jahre,
    bis der erste sich belog,
    Wo sind all die Indianer hin?
    Wann verlor das große Ziel den Sinn?
    So wie Chingachgook für das Gute stehn,
    als letzter Mohikaner unter Geiern nach dem Rechten sehn.
    Der "Kleine Büffel" spielt heute Boss,
    er zog mit Papis Firma das große Los.
    "Geschmeidige Natter" sortiert die Post
    und in seiner Freizeit sagt er meistens "Prost".
    Und die Friedenspfeife baumelt über´m Videogerät.
    Wie viel Träume dürfen platzen
    ohne dass man sich verrät?
    Wo sind all die Indianer hin?
    Wann verlor das große Ziel den Sinn?
    So wie Chingachgook für das Gute stehn,
    als letzter Mohikaner unter Geiern nach dem Rechten sehn
    Es gib noch ein paar wenige vom Stamme der Schoschonen.
    Die finden sich, erkennen sich am Blick.
    Und deren gute Taten kann man nur durch Freundschaft belohnen,
    sie nehmen ein Versprechen nie zurück.
    Und die Friedenspfeife baumelt über'm Videogerät.
    Wie viel Träume dürfen platzen
    ohne dass man sich verrät?
    Wo sind all die Indianer hin?
    Wann verlor das große Ziel den Sinn?
    So wie Chingachgook für das Gute stehn,
    als letzter Mohikaner unter Geiern nach dem Rechten sehn.